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Die Besucher

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Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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übertrug, das störte den Schlaf des treuen Fido nicht im geringsten.

    »Hier kann man wirklich nicht arbeiten!« knurrte der Akademiker, da ihn das Phantombild des schnarchenden, zottigen Hundes Fido sichtlich beunruhigte. »Seien Sie so nett, Karas, und versuchen Sie, dieses Luder auszuschalten. Sie nicht, Doktor! Sie rühren das Ding lieber nicht an! Sie sollten die Aufzeichnung des Brandes suchen...und wo ist sie? Immer nur herummängeln! Die Eier haben Sie auch noch nicht getestet...«

    Die Zeit verstrich. Im Halbdunkel des Zimmers flimmerten bunte Zahlen und Formeln an den Displays der Geräte, und die Rubin- und Smaragdringe an Katjas Händen funkelten. Auf den auf dem Teppich ausgebreiteten Karten und Plänen bewegten sich gleichzeitig wellenförmige, rote und grüne Linien. Wo sie sich berührten, hielten sie die derzeitige Lage der Erde fest. Dort, wo sich die Linien jedoch schnitten, war ihre zukünftige Lage in Raum und Zeit des Jahres 2484.

    »Parameter?«

    »Turm des Kamenicer Rathauses...in dessen verlängerter Linie, die Achse des Großen Wagens...«Katja schob dem Akademiker die Karten, Pläne und Berechnungen zu. »Mit einer genehmigten Toleranz von drei...«

    »Das können Sie, als Zoolinguistin, Fido erzählen, aber nicht mir!« erwiderte Philipp, nachdem er die Unterlagen geprüft hatte. »Ich hab keine Lust, Signale irgendwohin aufs Geratewohl in die Steinzeit zu funken!«

    »Aber die Verbindung stellt doch der Automat her«, setzte sich Karas für Katja ein. »Sobald der rote Knopf am Armaturenbrett des Autos gedrückt wurde, stellt der Automat das Signal selbsttätig auf die Welle des Zentraldenkers ein. .«

    »Die Landung hat ZD auch gelenkt«, murrte der Akademiker »und dadurch haben wir ganz überflüssig zwanzig Prozent unserer Energiereserve für den Notfall verloren! Unsere erste Verbindung mit der Zukunft wurde aufgrund technischer Mängel unterbrochen. Was ich will, das ist Kontrolle! Nichts riskieren! Gewißheit haben, daß unsere Sendung ankommt. Ist es vielleicht zuviel verlangt, wenn wir Ihrer Familie mitteilen wollen, daß Sie leben? Der Weltrat muß erfahren, daß die Aktion weiterläuft; daß wir hierbleiben, und zwar trotz des anfänglichen Mißerfolgs mit Heft Eins. Den Verlust der Säge und des Auges 2 würde ich vorläufig nicht allzu breittreten. Die Säge haben wir. Wo das Auge 2 steckt, wissen wir. Wir haben doch auch Erfolge. Das beweist die Existenz des Großen Lehrmeisters. Wichtig ist das gelbe Heft und daß wir Adam Bernau auf Schritt und Tritt verfolgen...«

    »Das haben wir bereits für die Aufzeichnung mitgeschnitten...«, sagte Katja und widmete sich wieder ihren Berechnungen. »Vor allem vergessen Sie unsere Losung nicht!...ln einer halben Stunde müssen wir senden. Es ist Nacht, und bisher haben wir noch nicht geklärt, wie wir zu unserem Auto in den Hof gelangen...Wir sind hier nicht zu Hause...Im zwanzigsten Jahrhundert werden alle Türen verschlossen...«

    »Die Fenster aber nicht...«

    Den Akademiker beunruhigte jedoch etwas ganz anderes. Barfuß, Katjas Leopardenpelzjacke über der nackten Brust, trat er ans Fenster. Das Städtchen lag im Schlaf. Nur in einer Ecke des Marktplatzes, wo der gelbe Wohnwagen stand, flackerte auch jetzt noch das grelle Licht des Schweißgeräts, die schlummernden Karussells aus dem Dunkel der Nacht reißend.

    »Wieso schläft dieser Kerl noch nicht? Mitternacht ist längst vorbei...und er scheint uns immer noch zu beobachten! Aber warum? Die Säge hat er...zum Glück...nicht einmal erblickt...«

    »Offenbar geht es hier gar nicht um die Säge«, bemerkte der Doktor. »Erinnert ihr euch? Schon am Morgen, als wir vor dem Hotel ankamen, sagte er: >Ich heiße Ede Nehasil. Und das ist für den Elefanten — und eure Scheine sind bei mir besser aufgehoben als bei der Bank, ihr Gangster!< Allerdings...bei welcher Bank? Und welchen Elefanten? Und was heißt hier >ihr Gangster?« »Gangster sind Gangster und kommen in Filmen vor, und ein Elefant ist ein Elefant und kommt in Naturschutzgebieten, sogenannten Reservaten, vor«, sagte Katja, nachdem sie ihre Berechnungen beendet hatte. »Parameter: Turm des Kamenicer Rathauses, Achse des Großen Wagens, Toleranz Null eins. Was >bei der Bank< bedeutet, das weiß ich auch nicht. Ich weiß nur, daß wir in zwölf Minuten den Sender anglühen sollten...und ihr habt noch nicht einmal Schuhe an den Füßen!«

    Stöhnend begannen sich die Männer anzukleiden. Im Spiegel über dem

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