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Die Besucher

Die Besucher

Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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der Aufzeichnung begannen sich zu drehen. Sie wurden durchsichtig. Die Hitze in der Kabine des Autos stieg. Unsichtbar flogen Aufzeichnungen des Brandes über die Dächer des Städtchens in den Raum: Die erste Begegnung mit dem Genie. Der Jahrmarkt. Das gelbe Heft. Adam und Ali. Die Bilder drangen durch die unsichtbare Schranke zwischen Gegenwart und Zukunft. Das Jahr 1984 vereinte sich für den Bruchteil einer Sekunde mit dem Jahr 2484. Die Welt um die Besucher herum wurde bleich. Wie im Traum erblickte Katja in den Zweigen eines Kastanienbaums eine Katze. Ihr Fell sprühte Funken. In einer Ecke des Hofs leuchteten die Scheinwerfer eines uralten Lkw auf. Der klagende Ton einer Autohupe zerriß die Stille der Nacht. Dann erklang vom Marktplatz Musik. Die Girlanden bunter Glühbirnen leuchteten auf. Genau so wie (am Fuße der Felsklippe, wo die Besucher gelandet waren) sich damals die Baumaschinen in Bewegung gesetzt hatten, begannen jetzt, von einer unbekannten Energie zum Leben erweckt, die Karussells ihren Rundlauf. Auch die Achterbahn begann zu rollen. Aus den Lautsprechern übertönten sich brüllend die beiden letzten Hits.

    »Verrückt geworden?« Aus dem funkensprühenden LC 3 stieg Rauch auf. Der Doktor verschwand in einem rosigen Nebel. »Im Nu wird das ganze Städtchen auf den Beinen sein! Können Sie nicht etwas dagegen unternehmen?«

    »Was? Wir gehen genau nach Anleitung vor, aber der Strom schlägt zu stark durch!«

    Blaß stieg der Akademiker aus dem Auto. Auf dem Marktplatz drehten sich mitten in der Nacht gespenstisch die Karussells. In den Hotels leuchteten die Lampen auf. Von der Treppe ertönte das Geräusch eilender Füße und ein Gewirr sich überschlagender Stimmen.

    »Es kommen Leute!«

    Als erster sprang Fido in den Hof. Verwirrt bellte er die funkensprühende Katze an (obwohl auch sein Fell Funken sprühte). Dann schoß er, einer Feuerkugel gleich, hinter ihr her.

    »Vorsicht! Das Dreieck!« schrie Karas.

    Aber es war schon zu spät.

    Die glühenden Glassplitter des LC 3 flogen klirrend nach allen Seiten auseinander. Aus der Ferne näherten sich die Sirenen der Feuerwehr und Schutzpolizei.

    Katja schloß die Augen: »So, jetzt können wir einpacken!«

30. Das Jahr 2484 — Zweite außerordentliche Tagung des Weltrats

    »Sie verfolgen die Aufzeichnung des Auges 2.« Die Stimme Philipps wurde von statischen Geräuschen und Störungen begleitet, aber alle Anwesenden im überfüllten Sitzungssaal des Weltrats lauschten ihm, um kein Wort, keine Silbe zu verpassen. Hoch oben im Raum leuchteten die Bildschirmwände. »Aufgepaßt! Jetzt wird im rechten Bildwinkel ein gelber Fleck vorbeihuschen!«

    Er huschte vorbei.

    Und eine Mädchenstimme sagte:

    »Ich hab’ was für dich! Eine Überraschung! Da mußt du aber die Augen zumachen, lieber Adam!«

    Die unmittelbare Antwort des Knaben ging in den Störungen und der Musik unter. Deutlich zu hören war aber nur ein Seufzer:

    »Ein blödes, gelbes Heft! Du hast wohl nicht alle Tassen im Schrank, Ali?«

    »Den weiteren Teil dieses Gesprächs zu dechiffrieren, wird Aufgabe der Fachleute sein.« Philipps Stimme erklang jetzt aus großer Ferne...»Unsere Aufgabe ist es, dem gelben Heft zu folgen...«

    »Jetzt wird im linken Bildteil das Genie erscheinen...Nein...Noch nicht!...Das war das Mädchen Ali...«

    An den Bildschirmwänden huschten die bunten Lichter der Karussel vorbei. Die Musik spielte den letzten Hit. Adam zog Ali an sich. Wenn die beiden jetzt die Köpfe senkten, verschwammen die Lichter der Glühbirnen mit den ersten Sternen.

    »Stell’ dir vor, wenn das hier kein Karussell, sondern eine wirkliche Rakete wär’«, sagte Adam lauter als die Musik. »Und wir flögen miteinander ganz anderswohin.«

    »Anderswohin?«

    »Irgendwohin, wo es niemanden gäbe, nur uns.« Während die Gondel stieg, rückte Adam noch näher an Ali heran. »Du und ich...Wie in diesem Buch >Die Narren von den Hepteriden<...Dort hatten die so einen Lokomotor, mit dem konnten sie sich jenseits des Raums und von dort zurückverschieben. Nicht so ein Schwarzes Loch, das dich einsaugt und in einen fremden Kosmos ausspuckt...sondern etwas völlig anderes...Ein Traum, in dem du dir selbst begegnest...man kann das schrecklich schwer erklären...Der Große Lehrmeister hat eine Bezeichnung dafür erdacht: >Gewaltsames Eindringen in die Zeit<. Ich hab’ versucht, das zu berechnen...«

    Das Bild von den Bildschirmwänden verschwand. Es wurde dunkel. Jenseits

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