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Die Besucher

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Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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Alois, Dr. e. h.?« Diese Unterschrift fand der Leutnant seltsam. »Sie sind Doktor? Oder was soll das heißen: Dr. e. h.?«

    »Das ist mein zweiter Taufname Drahoslav«, bemerkte in bescheidenem Ton der Große Lehrmeister. »Dieses >e. h.< bedeutet: eigenhändig.«

42. Regen

    »Lassen wir es regnen?«

    »Okay.«

    Ein heftiger Regenguß prasselte auf Katjas roten Regenschirm und auf drei weitere schwarze Schirme, die sich von den Ecken des Bejschowetzer Teichs abhoben, herab. Der Teich füllte sich. Bemerkenswert war jedoch, daß das Gebiet jenseits der Besucherschirme völlig trocken blieb.

    »Jetzt hört sich aber alles auf, Herr Drichlik!« drohte Leutnant Ponděliček, als er, gefolgt von Adam und dem Alten, über den Teichdamm zum Stauwerk schritt. »Vor zwei Jahren haben Sie den Teich in Podhájí leerlaufen lassen, nur weil Sie mit dem Fischmeister gestritten hatten. Aber Podhájí gehört nicht zu unserem Revier. Das können wir daher vergessen. Für die Sicherheit in Bejschowetz sind jedoch wir verantwortlich, und den Bejschowetzer Teich leerlaufen zu lassen, das...«

    Der Regen hatte aufgehört. In der Luft kreisten Möwen. Vor den Augen des Polizisten erstreckte sich die Wasserfläche des Teichs. Das Wasser des Teichs überflutete sogar die Ufer und glitzerte im Sonnenschein. Verwirrt betastete der Polizeibeamte die verrostete Kette des Sperrbalkens am Stauwerk und die riesige Rolle des Flaschenzugs.

    »Verstehen Sie das? Den Flaschenzug hat niemand berührt. Das Stauwerk ebensowenig!«

    Mit diesem Rätsel beschäftigt, übersah der Beamte ein fremdes hellblaues Auto, ein Mädchen mit einem roten Schirm und drei Männer mit schwarzen Regenschirmen.

    Aber Adam hatte sie nicht übersehen.

    »Daß die gerade hier vermessen?« sagte er zu dem Alten. »Diese Schirme sind auch seltsam. Haben Sie bemerkt, daß der Regen nur auf den Teich fiel, während ringsum die Sonne schien?«

    Ob dem Großen Lehrmeister etwas aufgefallen war, gab er nicht zu erkennen. Wichtig war nur, daß der Bejschowetzer Teich jetzt wieder voll und daß das Stauwerk unversehrt war. Es war auch vorteilhafter, einen Vergleich zu schließen, als ein Bußgeld für das Wildern von Fischen zu zahlen. »Was machen wir jetzt?« fragte er den Polizeileutnant. »Gute Taten werden nur in Märchen belohnt, Adam. Damit rechne nicht! Daß du den Goldfisch zurück ins Wasser wirfst, damit er dir drei Wünsche erfüllt, das kommt heutzutage nicht in Frage. Im besten Fall wird Leutnant Ponděliček das Protokoll des Verhörs vernichten und bei dir zu Hause und in der Schule ein gutes Wort für dich einlegen. Und wir beide werden dafür wieder alle geretteten Karpfen in den Teich zurückbringen. Bis auf ein, zwei Stück. Die werden wir für unsere Mühe gekocht, auf polnische Art, auf Kümmel gebraten, als Fischsuppe oder kalt in Sülze verspeisen.«

43. Geld aus der Stemenwelt

    Es schlug Mitternacht. Von der Kneipe »Zum Roß« kam, wie eine knarrende Spukerscheinung, das Fahrrad des Großen Lehrmeisters. Dort wollte niemand mehr ein Bier für ihn zahlen, wenn er nicht verriet, wie er es geschafft hatte, den Bejschowetzer Teich erst leer- und dann wieder vollaufen zu lassen.

    Es war eine laue Nacht. Floch über Kamenice leuchteten die Sterne. Der Alte, der beim Skat fünf Kronen zwanzig verloren hatte, wollte noch nicht schlafen gehen. Das Geheimnis des Bejschowetzer Teichs ging ihm nicht aus dem Sinn. Zum »Roß« zurückzukehren, hatte keinen Sinn. Die Kneipe war ebenso schon geschlossen wie das Wirtshaus »Zur Wassernixe«. Plötzlich vereinsamt, von seinen Freunden verlassen, fuhr Drichlik nicht nach Hause, sondern bog in die Spitalsgasse ein. Das Fahrrad knarrte in allen Fugen, aber von Draht und Isolierband zusammengehalten, blieb es, einschließlich der Schutzbleche ganz. Nach einer halbstündigen Fahrt war er an den Bejschowetzer Wiesen angelangt. Ringsum duftete das frische Heu. Ohne zu ahnen, wie er hierher gekommen war, lenkte er sein Rad über einen Fußpfad, am Teichufer entlang zum Teichdamm und Stauwerk, aber dort kam er nicht mehr an.

    Aus dem leichten Nebel klang das Geplätscher von Rudern an seine Ohren, und von der Teichmitte hörte er Stimmen.

    »Null Uhr achtundfünfzig! Glühen Sie an!«

    »Es ist angeglüht!«

    Der alte Drichlik spitzte die Ohren. Er bestieg sein Fahrrad wieder und fuhr, eine flackernde Taschenlampe in der Hand, am Ufer entlang in jene Richtung, aus der die Stimmen kamen. Dort, mitten im Teich,

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