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Die Bettgeschichte (T-FLAC) (German Edition)

Die Bettgeschichte (T-FLAC) (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichte (T-FLAC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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damals.«
    »Ich war groß für mein Alter und gerissen genug, meine Papiere zu fälschen. Du musst ordentlich stramm ziehen.«
    »Kannst du deinen Arm etwas heben? Tut das weh? Dumme Frage. Entschuldigung. Was haben deine Eltern dazu gesagt?«
    Jake beugte sich vor, damit sie ihm die elastische Binde um Oberkörper und Schulter wickeln konnte.
    »Keine Ahnung, ich war ja nicht dabei.« Jake zuckte mit keiner Wimper, während sie ihn verband. »Sie haben wahrscheinlich ein paar Wochen gebraucht, bis sie gemerkt haben, dass ich weg war. Und bevor du etwas falsch verstehst, meine Eltern waren beide Alkoholiker. Dass sie einen Sohn haben, ist ihnen nur dann eingefallen, wenn sie jemanden zum Schnapsholen brauchten.«
    »Waren sie wenigstens miteinander glücklich?«
    Jake schnaubte. »Das Einzige, was sie glücklich gemacht hat, war der Alkohol. Meine Mutter war sechzehn Jahre alt, als sie heiraten musste. Und sie hat keine Gelegenheit ausgelassen, meinen Vater und mich spüren zu lassen, dass sie nicht freiwillig bei uns war. Sie saß mit einem Kind fest und war selbst noch ein Kind.«
    »Mein Alter war ein ruhiger, langmutiger Griesgram. Er hat getrunken, um Mutters Gejammer nicht hören zu müssen. Sie hat aus Selbstmitleid gesoffen. Um zu vergessen, wie nutzlos ihr Leben war. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie jemals irgendetwas unternommen hätten, ihr Leben zu ändern. Sie haben gejammert, sie haben sich beschwert, und sie haben gesoffen.
    Sie waren ständig zornig aufeinander oder wütend auf mich, wenn ich ihnen einmal in die Quere kam. Es war ein Glück, da herauszukommen. Ich bin gegangen, ohne mich ein einziges Mal umzudrehen.«
    »Das ist ja furchtbar. Gab es denn keine Erwachsenen, die du um Hilfe bitten konntest?«
    »Nein.«
    »Freunde?«
    »Ich hatte keine Lust, mir ständig neue Entschuldigungen auszudenken, warum mich keiner zu Hause besuchen konnte. Es war einfacher so. Nein, keine Freunde.«
    Marnie fragte sich, was es mit der Flasche Scotch oben in der Hütte auf sich hatte. Dem versiegelten Scotch. Wollte er sich einmal mehr beweisen, wie unverletzlich und willensstark er war?
    »Bevor du fragst - ich trinke nicht. Aus nahe liegenden Gründen. Das heißt aber nicht, dass die Veranlagung nicht da wäre.«
    Wieder so ein Gespräch, das sie besser nicht geführt hätte. Er hatte gerade einen Streifschuss abbekommen, und sie fragte ihn über seine schmerzhafte Vergangenheit aus.
    »Du hast dir trotz allem ein wunderbares eigenes Leben aufgebaut.«
    Jake lachte. »Ja, habe ich das? Die Organisation, für die ich mein halbes Leben lang gearbeitet habe, hat mich zum Teufel gejagt. Ich sitze auf diesem verdammten Berg fest, eine Horde von Killern ist hinter mir her, und kein Schwein kümmert es, was mit mir passiert. Ich habe mir wirklich ein verdammt wunderbares Leben aufgebaut.«
    »Mich kümmert aber, was mit dir passiert.«
    »Ach? Und wie lange täte es das im wirklichen Leben?«
    »So lange du willst.«
    »Kein Interesse, Süße. Gut so, du kannst den Verband festmachen.«
    »Es tut mir Leid, Jake. Wir sollten das Thema wechseln.«
    »Ja.« Aus den Lautsprechern kam gerade »Spinning Wheel«, als wolle es ihn eines Besseren belehren. Zumindest das passte irgendwie.
    Verband fertig machen. Und das Atmen nicht vergessen .
    Wie konnte er eine derartige Geschichte so ungerührt zum Besten geben? Wie schaffte er es, so teilnahmslos zu wirken, wenn er von seinen Eltern erzählte, die ihn wie ein kleines Phantom behandelt hatten, statt sich um ihn zu kümmern?
    Was wäre aus Jake Dolan geworden, hätte er jemanden wie Großmama gehabt, die ihn mit Liebe überschüttet und an ihn geglaubt hätte?
    Sie machte den Verband fertig und biss sich in die Wange, bis sie Blut schmeckte. »Ich bin fertig. Wie fühlt es sich an?«
    Jake bewegte den Arm. »Perfekt. Danke.«
    Marnie tauchte einen Lappen ins Wasser, wand ihn aus und wusch ihm das verschmierte Blut von Arm und Brust.
    Sie schluckte heftig. Würde dieses Blutbad denn nie endend?
    Eintauchen. Auswinden.
    Die Blutspur am Nabel wegreiben.
    Eintauchen. Auswinden.
    Was, wenn sie die Verletzung noch schlimmer gemacht hatte? Was, wenn sie die Wunde nicht gründlich genug gesäubert hatte? Was, wenn -
    Sie war fertig.
    Sie hatte ihr Bestes gegeben.
    Ihr war schwindlig. Sie legte den Lappen in die Schüssel voller roten Wassers und trocknete sich die Hände an der Jeans.
    Jake machte einen Moment lang die Augen zu.
    Marnie stand auf. Sie wollte raus. Sie wollte

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