Die Beute
sich zurück in das Zimmer und sah mit Entsetzen, wie das Licht auf die Tür fiel, hinter der sie stand, über den Fußboden streifte und ihre Zehenspitzen beleuchtete, die in dunkelblauen Socken steckten. Dann war es weg.
Geräusche waren im Gang zu hören. Ein Rascheln, ein schwaches Kratzen. Travis war da, er ging zum Schlafzimmer, das Licht kam näher, es wurde heller und suchte weiter alles ab.
Jodie ging mit zwei großen Schritten zu ihrem Bett. Sie ließ sich fallen und drückte sich flach auf den Boden. Verdammt, verdammt. Was für ein bescheuerter Ort, um sich zu verstecken. Das Bett war zu niedrig, man konnte nicht darunter kriechen, und die Decke war zu kurz. Nur ein Blick mit der Taschenlampe, und er würde sie sehen. Sie rollte sich zusammen, machte sich klein, rutschte am Boden entlang und stieß mit ihrem Kopf an die Wand. Sie spürte etwas Kaltes und Hartes im Rücken. Es fühlte sich wie ein Stück Eisen auf ihrer nackten Haut zwischen Pulli und Jeansbund an. Sie griff hinter sich und spürte, wie es ihr Kraft verlieh.
Der Wagenheber. Sie hatte ihn nicht in den Mietwagen zurückgelegt, sondern unter dem Bett liegen gelassen. Jetzt hatte sie eine Waffe.
Das Licht war nun sehr nah. Sie hörte Travis atmen. Sie griff den Wagenheber mit beiden Händen und wartete.
Das Licht der Taschenlampe geisterte im Zimmer umher, vom Fenster zum anderen Bett, an der Wand entlang. Und verschwand.
Draußen vor der Tür waren Schritte zu hören. Jodie sah unter das Bett; Travis blieb in der Tür stehen und leuchtete mit der Taschenlampe in das andere Schlafzimmer.
Halt dich von meinen Freundinnen fern, du Arschloch. Ihre Wut brachte Jodie auf die Beine. Schnell und leise lief sie mit dem Wagenheber durchs Zimmer und sah Travis nach. Er stand gebückt in der Tür am Ende des Flurs und leuchtete mit der Taschenlampe das andere Schlafzimmer aus. Nur seine Silhouette war in der Tür zu sehen. Eine Zielscheibe. Doch Jodie wartete ab. Sie hatte nicht genug Platz, um mit dem Wagenheber auszuholen. Sie wartete und betete, dass er sich nicht umdrehte.
Ihr Flehen wurde erhört. Er machte einen Schritt in das Schlafzimmer hinein, dann noch einen. Beim dritten Schritt setzte sie sich in Bewegung. Sie huschte um die Tür, ging hinter ihn und holte mit dem Wagenheber wie mit einem Baseballschläger aus. Vielleicht hatte er sie gehört, vielleicht wollte er aufgeben und gehen. Er drehte sich um und sprang beiseite.
Sie versuchte den Schlag anzupassen, doch es war zu spät. Sie hatte auf seinen Kopf gezielt, traf ihn jedoch an der Schulter. Der Schlag drückte ihn zur Seite, sodass ihm die Taschenlampe aus der Hand fiel. Doch er ging nicht zu Boden.
Er wirbelte herum, zu schnell für Jodie, um den Schlag mit dem Wagenheber zu wiederholen. Er verpasste ihr einen Haken und beförderte sie gegen die Schranktür. Die Luft wurde aus ihren Lungen gepresst. Der Wagenheber fiel ihr aus der Hand, sie krümmte sich und schnappte nach Luft. Louise und Hannah schrien im Schrank.
Jodie, halt die Augen offen. Die Taschenlampe lag am Boden, doch sie gab genug Licht, sodass sie sehen konnte, dass er einen Schritt zurückgewichen war. Sie stieß sich von der Tür ab und hob ein Knie hoch. Verfehlte seine Leistenbeuge, erwischte ihn aber am Oberschenkel. Es war kein großartiger Tritt. Er reichte nicht, um ihn lahmzulegen, doch er war hart genug, sodass er sich krümmte. Sie legte die Hände fest vor die Brust, hob den Ellenbogen wie einen Flügel und stieß ihn auf Travis herab. Mit ihrem ganzen Körpergewicht stürzte sie sich auf ihn, genauso wie sie es immer ihren Schülern beibrachte. Traf seinen Kiefer und schlug seinen Kopf zur Seite. Er stolperte zurück, blieb aber stehen.
Sie hörte Lou und Hannah hinter der Schranktür rufen. Gleich sind sie draußen, Jodie. Hör nicht auf. Als er sich aufrichtete, stieß sie ihren Handballen unter sein Kinn.
Ein Licht ging an, als er fiel.
Nicht im Zimmer, draußen. Helles weißes Licht fiel durch das Schlafzimmerfenster. Jodie blickte auf und duckte sich schnell. Und das war ein Fehler. Travis packte sie am Fußknöchel und zog ihn unter ihr weg. Sie schlug hart am Boden auf und trat nach ihm, als er versuchte ihren Fuß zu packen, sie krabbelte verzweifelt rückwärts.
Doch er kam immer weiter auf sie zu, krallte sich an ihr fest und sah sie aus wütenden, zusammengekniffenen Augen an. Sie trat weiter mit Füßen und Knien. Irgendwo musste sie ihn erwischt haben, denn er ließ los. Sie
Weitere Kostenlose Bücher