Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
Vom Netzwerk:
machen sie immer. Als wären wir siamesische Zwillinge.« Er zeigte wieder mit dem Finger auf sie. »Aber das stimmt nicht. Leute umzubringen ist sein beschissenes Hobby, nicht meins. Ich mach nur meinen Job – räume hinter meinem nutzlosen kleinen Bruder her und pass auf, dass er nicht in den Knast kommt.« Er ließ den Arm sinken, drehte sich zum Loch und blieb mit den Händen in die Hüften gestemmt einen Augenblick stehen. Dann, als spüre er einen frischen Windzug, hob er den Kopf, streckte die Schultern und drehte sich zum vorderen Scheunenfenster ins Scheinwerferlicht des Wagens, das auf seine zusammengekniffenen Augen und die harten Linien um seinen Mund fiel. »Verdammt, Kane. Verdammt.«
    Schweiß stand Jodie auf der Lippe. Travis sah sie an, sein Blick wanderte von ihren nackten Füßen zu ihren gefesselten Händen bis zu ihrem schmerzenden Gesicht. War das Unentschlossenheit oder ein letzter Blick, bevor sie starb? Sie konnte es nicht sagen, und ihr wurde klar, dass sie auch keine Zeit hatte, es herauszufinden.
    »Wenn du Kane hier zurücklässt, wird er uns töten. Das weißt du. Und die Cops werden dich jagen. Sie werden erfahren, dass ihr hier wart. Eure Spuren sind in der ganzen Scheune verteilt – da könntet ihr gleich euren Namen auf meine Stirn schreiben.«
    Er zögerte, öffnete den Mund, sein Blick war unsicher.
    Jodie nutzte die Gelegenheit. »Wenn du Kane mitnimmst, werde ich nichts von dir erwähnen. Niemand von uns. Wir sagen den Cops, dass Kane es gewesen ist. Nicht du. Wir sagen, dass Kane zuerst hier war. Dass du gekommen bist und ihn geholt und ihn daran gehindert hast, uns etwas anzutun, ihn gezwungen hast, uns in Ruhe zu lassen.«
    Unter der Scheune rumorte es. Ein Schlag. Ein Schaben.
    »Nimm ihn mit, Travis. Lass ihn irgendwo zurück, wo die Cops ihn finden können. Sie werden dich nicht suchen, wenn wir sagen, dass du es nicht gewesen bist, aber lass ihn nicht hier.«
    Das Rieseln loser Erde war unter ihnen zu hören. Kane grunzte. Er war nah. Er war fast fertig.
    Travis ging zum Loch im Fußboden und sah hinunter.
    Jodie spürte, wie ihr die Angst die Brust zusammenschnürte. Tränen stiegen ihr in die Augen. »Bitte, Travis.«
    Kane war nun direkt unter ihnen. Sie hörte ihn. Spürte ihn fast unter ihren Füßen.
    Travis fuhr sich wieder mit den Händen durchs Haar und sah dabei zum vorderen Fenster.
    Jodies Beine zitterten. Er sah sie nicht mehr an. Sie war nicht mehr Teil seiner Pläne. Er würde seine Haut retten, seinen Bruder einfach zurücklassen. »Dann schneid wenigstens das Isolierband an meinen Händen durch, damit ich eine Chance gegen ihn habe.«
    Daraufhin sah er sie an, doch das war noch kein Ja. Ein Nein war es aber auch nicht.
    »Komm schon, Travis, er muss es ja nicht erfahren. Schneid nur so viel durch, dass ich es durchreißen kann. Du musst dein Zeug zum Wagen rausschaffen. Sorge dafür, dass Kane dir dabei hilft, ich könnte hinten aus der Scheune schlüpfen. Meine Freundinnen befreien. Wir könnten uns im Gebüsch verstecken. In der Dunkelheit wird er uns niemals finden. Und du könntest ihn hier den Cops überlassen. Ich werde ihnen sagen, dass du uns gerettet hast. Sie werden erst gar nicht nach dir suchen.«
    Travis stemmte die Hände auf die Hüften und stieß flüsternd eine Flut von Beleidigungen aus. Sein ganzer Körper zitterte vor Anspannung. Die Flüche galten nicht Jodie oder dem Loch im Fußboden. Er spie sie einfach in den Raum.
    Er drehte sich um, stapfte zu ihr, beugte sich kurz vor und richtete sich dann wieder auf. Ein leises Kichern brachte Jodie dazu, nach unten zu sehen. Er hatte ein Messer in der Hand, das er aus einem Halfter am Fußknöchel gezogen haben musste. Ein kurzer, schmaler Gegenstand mit Elfenbeinknauf steckte in seiner Faust.
    Er hielt es vor ihr Gesicht. »Ich kümmere mich um meinen Bruder, du hältst die Cops fern. Wenn nicht, hol ich dich. Und dann werde ich nicht das geringste Problem haben, das hier einzusetzen.«
    Sie blickte auf die kurze Metallklinge herab und musste über die Absurdität fast lachen. Ihre Rettung auf Messers Schneide. Wer kam schon auf so einen grausamen Scherz? »Ich sorge dafür, dass du zum verdammten Helden wirst, Travis.«
    Sie blickte um den Balken, sah, wie er das Messer senkte, und spürte eine Art makabre Aufregung, als der kalte Gegenstand über ihre Handgelenke fuhr.
    »Was zum Teufel tust du da?«, knurrte Kane.
    Travis drehte sich um, hob das Messer und ließ das Isolierband

Weitere Kostenlose Bücher