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Die Beute - 2

Die Beute - 2

Titel: Die Beute - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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lächerlich zu machen, die Angst, das Wohlwollen seines Vorgesetzten zu verscherzen, hielten ihn fest, trotz seines brennenden Verlangens, die Damen auf der Bühne für das letzte Bild zu gruppieren. Er wartete auf einen glücklichen Einfall, der ihn wieder in Gunst setzen sollte. Aber es fiel ihm nichts ein. Ihm wurde immer unbehaglicher zumute; da gewahrte er Herrn de Saffré. Er faßte ihn unter den Arm und klammerte sich an ihn wie an eine rettende Planke. Der junge Mann war gerade erst gekommen, also ein ganz frisches Opfer.
    »Sie kennen den Ausspruch der Marquise noch nicht?« fragte ihn der Präfekt.
    Doch er war so verwirrt, daß er die Sache nicht spritzig vorbringen konnte. Er verhaspelte sich: »Ich sagte zu ihr: ›Sie haben wirklich ein reizendes Kostüm!‹ Darauf hat sie mir geantwortet …«
    »Darunter habe ich noch ein viel hübscheres«, vollendete in aller Ruhe Herr de Saffré. »Das ist alt, mein Lieber, uralt!«
    Fassungslos starrte ihn Herr Hupel de la Noue an. Der Scherz war also alt, und dabei wollte er sich noch weiter in die Auslegung der Naivität dieses Herzensschreis vertiefen!
    »Alt, so alt wie die Welt«, wiederholte der Sekretär, »Frau d’Espanet hat das schon zweimal in den Tuilerien gesagt.«
    Das war der Todesstoß! Jetzt war dem Präfekten der Minister, der ganze Salon gleichgültig. Gerade wandte er sich zur Estrade, als das Klavier in traurigen Tönen und mit einem schluchzenden Tremolo präludierte; dann schwoll die Klage an, wurde schleppend, und die Vorhänge glitten auseinander.
    Herr Hupel de la Noue, der schon halb verschwunden gewesen war, kehrte in den Saal zurück, sobald er das leise Geräusch der Vorhangringe vernahm. Er war blaß, verzweifelt; er mußte sich Gewalt antun, um die Damen nicht anzufahren. Sie hatten sich ganz allein aufgestellt! Sicher hatte die kleine d’Espanet das Komplott geschmiedet, den Kostümwechsel zu beschleunigen und ihn, den Verfasser, auszuschalten. Das war nicht mehr das Richtige, so hatte das Ganze keinen Wert!
    Dumpf vor sich hinmurmelnd, kehrte er noch mal zur Estrade zurück. Er warf einen Blick auf die Bühne und flüsterte achselzuckend: »Die Nymphe Echo steht zu nahe am Rand! – Und dieses Bein des schönen Narziß … kein Adel in der Haltung, ganz und gar kein Adel.«
    Mignon und Charrier, die herangekommen waren, um »die Erklärung« zu hören, wagten die Frage, was der junge Mann und das junge Mädchen eigentlich machten, die dort auf dem Boden lagen. Aber er gab keine Antwort, er weigerte sich, seine Dichtung weiter zu erläutern. Und als die Unternehmer dennoch in ihn drangen, erwiderte er ärgerlich: »Ach, das geht mich jetzt gar nichts mehr an, wenn sich die Damen ohne mich behelfen!«
    Das Klavier schluchzte in weichen Tönen. Auf der Bühne öffnete eine Lichtung, vom Scheinwerfer besonnt, einen Ausblick ins Grüne. Es war eine ideale Waldlichtung mit blauen Bäumen, großen gelben und roten Blumen, die so hoch wuchsen wie die Eichen. Dort saßen auf einem Rasenhügel Venus und Pluto Seite an Seite, umgeben von einem Gefolge von Nymphen, die vom nahen Wald herbeigeeilt waren. Da gab es Baumnymphen, Quellnymphen, Bergnymphen, all die vielen nackten und lachenden Gottheiten des Waldes. Und der Gott und die Göttin triumphierten, sie bestraften die Kälte des Hochmütigen, der sie verachtet hatte, indes die Nymphen neugierig und mit heiliger Scheu der Rache des Olymps zusahen, die sich im Vordergrund abspielte. Das Drama ging seinem Ende zu. Der schöne Narziß lag am Rande eines Baches, der aus dem Hintergrund hervorströmte, und betrachtete sich in der klaren Wasserfläche. Um der Wirklichkeit so nahe wie möglich zu kommen, hatte man auf dem Grund des Baches einen Spiegel angebracht. Doch Narziß war schon nicht mehr der freie junge Halbgott, der die Wälder durchstreift. Der Tod überraschte ihn mitten in der verzückten Bewunderung seines eigenen Bildes; der Tod nahm ihm seine Kraft, und Venus, wie eine Fee inmitten ihrer Herrlichkeit, verurteilte ihn mit ausgestrecktem Finger zu seinem unseligen Los: er wurde zur Blume. Seine Glieder streckten sich, Laub sproß aus seinem enganliegenden grünen Seidenkostüm, als biegsame Stengel gruben sich seine leicht gebogenen Beine in den Boden und schlugen Wurzel, während der mit breiten weißen Atlasstreifen umhüllte Oberkörper sich zu einer herrlichen Blumenkrone entfaltete. Maximes blondes Haar vollendete die Täuschung: seine langen Locken bildeten in der Mitte

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