Die Bibel - Wissen auf einen Blick
vertrat viele Lehren, die denen Jesu ähneln, zum Beispiel die der Nächstenliebe. Die Historiker vermuten daher, dass sich die Feindschaft den Pharisäern gegenüber erst in der Zeit der Evangelisten verfestigt habe.
Vorbereitung auf den Tod
Markus (14,3 f.) und Matthäus (26,6 f.) erzählen eine andere Variante der Salbungsgeschichte: Jesus sitzt demnach im Hause Simons, des Aussätzigen, in Bethanien zu Tisch. Während des Essens erhebt sich unter den Gästen eine Frau und übergießt sein Haupt mit kostbarem Nardenöl, dem duftenden Öl einer indischen Pflanze. Die Tischgenossen stoßen sich hier nicht an der Moral der Frau, sondern an ihrer Verschwendung, denn sie meinen, man hätte für das Öl gut 300 Denare bekommen und diese den Armen geben können. Jesus aber nimmt die Frau in Schutz. Die Armen hätten sie allezeit um sich und könnten ihnen so viel Gutes tun, wie sie nur wollten, „mich aber habt ihr nicht allezeit.“ Bei Johannes (12,1 f.) ist es Maria von Bethanien, die Jesus die Füße salbt und mit ihrem Haar trocknet. Die Kritik der Verschwendung kommt dabei von Judas. Johannes betont aber, Judas habe diese nicht aus Mitleid mit den Armen getadelt, sondern, weil er selbst den Jüngern Geld unterschlagen habe.
Jacopo Tintoretto (1518–1594) zeigt Jesus fast erschrocken über die Geste der Sünderin zu seinen Füßen. Seine Tischgenossen scheinen jedoch noch nichts von dieser Geste bemerkt zu haben. Das „Gastmahl im Hause Simon“ ist heute im Museo Civico in Padua zu besichtigen.
(c) Interfoto München
Die Wahl des Zöllners
(Jan van Hemessen, Die Berufung des Matthäus, 1536)
Jan Sanders van Hemessen gehört zu den Mitbegründern der niederländischen Genremalerei, die gewöhnliche Alltagsszenen zum Gegenstand der Kunst machte. So scheint auch seine „Berufung des Matthäus“ auf den ersten Blick das normale Treiben in einer Wechselstube des 16. Jahrhunderts einzufangen. Der Fokus ist auf die glänzenden Münzen auf dem Tisch, die gierig zupackende Hand und das nüchtern geschäftsmäßige Gebaren der Frau im Vordergrund gerichtet.
Matthäus oder Levi
Alle Evangelisten berichten, dass einer der zwölf Jünger Matthäus hieß, aber nur einer erzählt von seiner Berufung – Matthäus. Es gibt jedoch in der Geschichte keinen Hinweis, der darauf schließen lässt, dass der Evangelist hier aus seinem eigenen Leben berichtet.
Die Berufung des Matthäus (Mt 9,1 f.) wird genauso lakonisch erzählt wie zuvor die Berufungen der Fischer. Es heißt, Jesus habe den in seinem Zollhaus sitzenden Matthäus mit Namen angerufen und aufgefordert: „Folge mir nach“. Daraufhin sei Matthäus mit ihm gekommen. Die Berufung des Matthäus im gleichnamigen Evangelium ist jedoch fast identisch mit einer Geschichte, die Markus erzählt. Nur heißt der Zöllner dort nicht Matthäus, sondern Levi. In der kirchlichen Tradition geht man deshalb davon aus, dass der Berufene eigentlich Levi hieß und als Apostel den Namen Matthäus annahm, eine griechische Form des hebräischen Namens Mattitjahu („Geschenk Gottes“). Lukas (5,29 f.) fügt noch hinzu, dass Levi nach seiner Berufung ein großes Gastmahl gegeben habe, zu dem viele Zöllner kamen. Die Zöllner jedoch, die für die verhasste römische Staatsmacht die Steuern eintrieben, waren den jüdischen Pharisäern ein Dorn im Auge. Die Pharisäer und Schriftgelehrten machten deshalb Jesus den Vorwurf, dass er sich mit Sündern an einen Tisch setze.
Zöllner und Sünder
Immer wieder berichten die Evangelisten vom Unverständnis der rechtschaffenen und wohlsituierten Bürger, dass Jesus mit Sündern verkehre. Er erwidert daraufhin: „Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder.“ Zu den Sündern werden stets die Zöllner gerechnet, die bei den Juden als unehrlich galten und von vielen Israeliten als Kollaborateure angesehen wurden – eine politische Dimension, die die Evangelisten verschweigen.
Der kleine Zachäus
Im Lukasevangelium gibt es noch eine andere, prägnantere Zöllnergeschichte (19,1 f). Ihr Protagonist ist diesmal ein reicher Oberzöllner in Jericho, namens Zachäus. Als Jesus nach Jericho kommt, will Zachäus diesen unbedingt sehen. Weil er aber sehr klein ist und ihm die versammelte Volksmenge den Blick versperrt, klettert er auf einen Baum. Als Jesus schließlich auf dem Platz erscheint, fordert er den Zöllner auf, vom Baum zu steigen, damit er am Abend bei ihm
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