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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Reihe anderer daran beteiligt. Und außerdem …«
    Er konnte nicht weitersprechen. Ein Hustenanfall schüttelte ihn. Sein Körper krümmte sich nach vorne ein, daß die Baskenmütze, die verdammte Baskenmütze, rutschte. Und Rio fragte sich verzweifelt, was jetzt zu tun sei. Er konnte ihm nicht helfen. Wie denn?
    Dann beruhigte sich das rasselnde, grauenhafte Geräusch. Kiefer legte den Kopf zurück, seine Hand suchte unter der Decke, kam mit einem Taschentuch zum Vorschein. Langsam und mühsam atmend tupfte er sich die Tränen aus den Augen.
    »Hat's mich doch erwischt … Na gut. Sieh dir die Fotos an …«
    Fotos, jawohl, ein ganzer Packen Fotos. Die meisten im 6 x 9-Format, ein halbes Dutzend davon waren Großkopien. Und allesamt waren sie farbig.
    Ludwig Kiefer gab keine Erklärungen. Und Rio stellte keine Fragen, saß nur da, schob Bilder hin und her.
    Aus dem Stapel von Papier war die Fotokopie eines Fernschreibens gerutscht. Es wirkte sehr offiziell mit seinem pompösen, wappengeschmückten Briefkopf: » Querido amigo , contestando a tu pregunta refiriendo a Señor Thomas Engel …«
    Die paar Brocken Spanisch, die Rio kannte, halfen nicht weiter. Aber der Brief roch nach Polizeidienststelle …
    Eines stand fest: Der alte Mann mit der Baskenmütze hatte ganze Arbeit geleistet. Was Rio am meisten interessierte, war Engel selbst, waren Fotos des Mannes, der ihn in seinen Alpträumen verfolgte.
    Der See glitzerte durch die dunklen Tannen. Von der Straße dort unten drang das Heulen eines Lkw-Motors, der sich in den ersten Gang quälte. Rio betrachtete weiße Schiffe, weiße Häuser im arabischen oder ibizenkischen Stil.
    Die Schiffe lagen eines am anderen vertäut um eine schmale Hafenbucht gruppiert, die sich wie eine blaue Messerklinge in das braune Land bohrte. Es waren große Schiffe, teure Schiffe …
    Auch die Häuser, die die Bucht umstanden und sich den Hang hochschoben, mußten eine Menge Geld gekostet haben. Weiße Villen mit maurischen Arkaden. Blühende Gärten. Tennisplätze … Dann, direkt am Hafen, Terrassen mit Sonnenschirmen. Terrassen, die von Boutiquen, Kneipen und Luxusgeschäften gesäumt waren. Und überall Volk, entspannt oder staunend – Touristen.
    »Cala d'Or«, sprach die mühsame Stimme Ludwig Kiefers in die merkwürdige Leere hinein, die Rio bei diesem Anblick erfaßt hatte. »Engels Aktionsfeld. Nicht besonders erstaunlich, denn Cala d'Or ist seit langem ein Tummelplatz für Millionäre. Er fand das wohl ziemlich passend.«
    »Und wo liegt das? Sieht nach Ibiza aus …«
    »Auf Ibiza war er früher, nachdem er den Bio-Plasma-Laden angeworfen hatte … Als er sichergehen konnte, daß die Geldmaschine lief, setzte er sich nach Mallorca ab. Nicht nur zum Wasserskilaufen, auch nicht allein wegen der Frauen, obwohl er auf diesem Gebiet äußerst aktiv ist – bei ihm hat immer eines Vorrang: die Geschäfte. Auf Ibiza, in Santa Eulalia, gründete er damals zusammen mit einem Geschäftsmann aus Madrid eine Bauträgergesellschaft. Der Mann heißt Pepe Armado. Die beiden verschandelten die Landschaft mit irgendwelchen zusammengeschlampten Zementblockchalets, die sie dann teuer verkauften …« – Er pausierte, holte Luft. Das Sprechen schien ihn anzustrengen.
    »… aber Ende der achtziger Jahre begannen sich auf den Balearen die Dinge zu ändern. Mallorca, das ja viel größer ist und auch eine Menge mehr zu bieten hat als Ibiza, mauserte sich von der ›Putzfrauen-Insel‹ zum Zweitwohnsitz für Zahnärzte, Spekulanten, Vorstandsvorsitzende. Und Engel hatte wieder mal die goldene Nase. Wo Kapital hin will, findet man auch ihn. Im Oktober '88 machte er den Sprung. In Santa Eulalia auf Ibiza hat er zwar noch ein Büro, aber das Geschäft läuft jetzt hier …«
    Der knochige Zeigefinger deutete auf ein Foto: »Sein Haus … in der Nähe von Cala d'Or … Was heißt Haus – ›Can Rosada‹ ist ein zum Privatpalast umfunktioniertes altes Gutshaus. Und das – hier – das ist übrigens die ›Pirata II‹, seine Yacht.«
    Er meinte damit eines der Schiffe, die am Kai lagen. Rio verstand nichts von Schiffen. Er sah nur, daß es eine Motoryacht war, eine ziemlich große dazu.
    Ludwig Kiefer lehnte sich in seinem Liegestuhl zurück. Und so, mit den geschlossenen Augen, unter den Schatten des Nachmittags, erinnerte er Rio an einen ägyptischen Pharao, dessen Mumie ein Grabräuber oder irgendein respektloser Archäologe aus dem Pyramidengrab gezerrt hatte.
    Rios Kopfschmerzen begannen

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