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Die Bourne Intrige

Die Bourne Intrige

Titel: Die Bourne Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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schließlich hatte er selbst eine harte Schule durchgemacht, als er einst als junger Mann in Nischni Tagil auf der Flucht war, nachdem er Kuzin und ein Drittel seiner Bande umgebracht hatte.
    Nischni Tagil verdankte seine Entstehung dem Eisenerz, das Anfang des 18. Jahrhunderts dort in großen Mengen gefunden wurde. Ab 1725 wurde Eisen erzeugt, und die Stadt begann sich zu entwickeln, ein Ort des Lasters und des Verbrechens, wo vor allem Arbeiter hausten. Gut hundert Jahre später wurde dort die erste russische Dampflokomotive gebaut. So wie viele Städte dieser Art, die ihre Existenz der Industrie und den Aktivitäten geldgieriger Industriebarone verdankten, war auch diese von einer gewissen Brutalität und Gesetzlosigkeit geprägt, die auch der zivilisierende Einfluss eines modernen Stadtwesens kaum mildern, geschweige denn ausrotten konnte. Vielleicht war das der Grund, warum die Regierung die Stadt mit Hochsicherheitsgefängnissen umgeben hatte, deren grelle Scheinwerfer die Nacht durchdrangen.
    Es waren vor allem einsame und beängstigende Geräusche, die man in Nischni Tagil zu hören bekam; da war das ferne Echo einer Zugpfeife in den Bergen des Urals oder das plötzliche Aufheulen der Gefängnissirenen, dann wieder das Weinen eines Kindes allein auf der schmutzigen Straße oder das Knacken von Knochen, die bei einer Schlägerei zwischen Betrunkenen brachen.
    Während Arkadin sich bemühte, Kuzins Leuten aus dem Weg zu gehen, die die Straßen und die Slums der Stadt durchstreiften, merkte er schnell, dass er den Hunden folgen musste, die mit eingezogenem Schwanz durch die dunklen Gassen schlichen. Aber eines Tages kamen ihm auf einer Straße, die ihm eben noch völlig sicher erschienen war, zwei Männer aus der Bande entgegen. Er drehte sich um und lief weg – doch als er um die Ecke bog, schnappte er sich ein Stück Holz, das jemand weggeworfen hatte, ging in die Knie und schlug es dem ersten Mann gegen die Beine. Der Mann schrie auf und stolperte nach vorne. Arkadin war vorbereitet, er packte ihn und schleuderte ihn zu Boden, dass er mit dem Gesicht gegen den schmutzigen Beton krachte. Der Zweite stürzte sich auf ihn, doch Arkadin rammte ihm den Ellbogen gegen den Kehlkopf. Während der Mann noch würgte und nach Luft rang, riss ihm Arkadin die Pistole aus der Hand und erschoss ihn aus nächster Nähe. Dann richtete er die Waffe auf den anderen und schoss ihm eine Kugel in den Hinterkopf.
    Von diesem Moment an wusste er, dass die Straßen zu gefährlich für ihn waren; er musste einen Zufluchtsort finden. Er dachte daran, sich einsperren zu lassen, um sich seinen Verfolgern zu entziehen, verwarf den Gedanken aber schnell wieder. Was in einem anderen Teil des Landes vielleicht funktioniert hätte, war in Nischni Tagil ausgeschlossen, denn hier waren auch die Polizisten so korrupt, dass sie sich oft nicht von den gewöhnlichen Verbrechern unterschieden. Aber seine bisherigen Erfahrungen hatten ihn gelehrt, sich auch in schwierigsten Situationen etwas einfallen zu lassen – denn davon hing oft das Überleben ab.
    Er ging noch einige andere Möglichkeiten durch, die er aber ebenfalls verwarf, denn die Stadt war voll mit Leuten, die ihn jederzeit verraten würden, wenn sie dafür eine Flasche richtigen Schnaps oder eine freie Nacht mit minderjährigen Mädchen bekamen. Schließlich fand er eine Lösung, die ihm perfekt erschien: Er würde sich im Keller seines eigenen Hauses verstecken, wo die Bande mit ihrem übergeschnappten neuen Chef Lew Antonin immer noch ihr Hauptquartier hatte. Lew Antonin hatte sich geschworen, den Mörder seines Vorgängers zu finden. Er würde nicht eher ruhen und auch seine Männer nicht eher ruhen lassen.
    Arkadin hatte das Haus einst selbst gekauft, als er sein Immobiliengeschäft aufbaute, er kannte jeden Quadratzentimeter des Gebäudes. Er wusste zum Beispiel, dass ein moderner Abwasser-Anschlusskanal für das Gebäude geplant und begonnen, aber nie fertiggestellt worden war. Über ein unbebautes überwuchertes Grundstück stieg er in den stinkenden Kanal hinab, der in den Keller des Hauses führte. Er hätte darüber lachen können, wie einfach das war, wenn seine Lage nicht gar so hoffnungslos gewesen wäre. Er war ein Gefangener in seinem eigenen Haus, dabei wünschte er sich nichts sehnlicher, als weit weg zu flüchten.
    Das Flugzeug machte einen Ruck, und Bourne wurde aus dem Schlaf gerissen. Der Regen trommelte hart gegen das Kabinenfenster. Er war eingeschlafen und

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