Die Braut aus den Highlands
bislang verdünnten Wein getrunken hatte, jedoch schon nach einigen Tropfen Einhalt geboten. Allerdings war der Becher seither nachgefüllt worden. Der Mann war unmissverständlich betrunken. Er lallte nicht nur, sondern schwankte auch noch auf seinem Stuhl, und zweimal hatte sie ihn auf dem Tisch an etwas vorbeigreifen sehen.
Merry fürchtete, dass dies für die bevorstehende Nacht nichts Gutes verhieß. Sicher konnte sie freilich nicht sein. Als ihre Mutter starb, war Merry erst sechzehn gewesen, und die Vorgänge im Ehebett waren zwischen ihnen nie zur Sprache gekommen. Dennoch glaubte sie kaum, dass das Kommende leichter dadurch würde, dass Alexander berauscht war.
Jemand klopfte ihr auf die Schulter und riss sie so aus ihren sorgenvollen Gedanken. Sie wandte sich um und erblickte Edda. Die Frau lächelte. Es wirkte unsicher und ein wenig gehemmt. Die Mägde hingegen, die sich hinter ihr scharten, grinsten allesamt breit.
„Es ist Zeit für das Brautbett“, verkündete Edda. Ihr Ton ließ erkennen, dass sie nicht sicher war, ob Merry diese Mitteilung begrüßen würde oder nicht.
Die Antwort lautete eindeutig Nein, doch so gerne sie es herausgeschrien hätte, rang auch sie sich ein Lächeln ab und erhob sich. Umgehend begannen ihre Brüder zu johlen und zu jauchzen und anzügliche Bemerkungen zu machen, und sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. Daran war nichts zu ändern, aber Merry bemühte sich, sie abgesehen davon mit Missachtung zu strafen, und widerstand auch dem Drang, ihnen eine ordentliche Abreibung zu verpassen. Stattdessen kratzte sie alle Würde zusammen, die sie besaß, und zwang sich, den Kopf zu heben und die Schultern zu straffen, während sie sich gehorsam nach oben geleiten ließ.
Dank so vieler helfender Hände war Merry in kürzester Zeit entkleidet und gebadet. Man rieb ihr die Haut mit Parfüm und Öl ein, bis sie sich fühlte wie ein Wildschwein, das für den Spieß hergerichtet wird. Endlich wurde sie ins Bett entlassen. Die meisten der Frauen verließen das Gemach mit dem Badezuber, nur Una und Edda blieben zurück. Während die Magd durch das Gemach schwirrte, Ordnung schaffte und die Kleider verstaute, setzte Edda sich auf die Bettkante und nahm Merrys Hände in die ihren.
„Merry, Liebes, ich weiß, wir kennen uns noch nicht gut, doch ich selbst lag damals im Brautbett, ohne zu wissen, was mich erwartet, und ich denke, dass dieses Unwissen die Sache schwieriger und Furcht einflößender macht, als nötig wäre. Mir ist bekannt, dass Eure Mutter schon vor einer ganzen Weile verschieden ist, und womöglich hatte sie keine Gelegenheit mehr, mit Euch über Eure Hochzeitsnacht zu sprechen.“ Sie hielt inne und biss sich kurz auf die Unterlippe. „Wisst Ihr, was auf Euch zukommt?“
Merry erwog flüchtig, zu lügen und Ja zu sagen, doch trotz der Verlegenheit, in die es sie bringen würde, war es wohl besser zu erfahren, was ihr bevorstand. „Nein“, gab sie zu.
Edda nickte. „Nun denn …“ Sie stockte und biss sich erneut auf die Lippe, ehe sie das Gesicht verzog und leise auflachte. „Ich weiß wohl, weshalb meine Mutter mir nichts erklärte, sondern nur riet: ‚Dein Gemahl wird schon wissen, wie es geht, höre einfach auf ihn und tu, was er sagt.‘“
Merry lächelte, doch es war ein angespanntes Lächeln. „Falls es Euch unangenehm ist, braucht Ihr nicht fortzufahren.“
„Nein, nein, es ist schon gut.“ Edda tätschelte ihr die Hand. „Es wird leichter für Euch sein, wenn Ihr Bescheid wisst.“
Sie nickte versonnen und wartete … und wartete.
„Also“, begann Edda schließlich. „Wisst Ihr, Männer sind anders gebaut als wir Frauen.“
Das war Merry nicht neu. Sie war nicht gänzlich ahnungslos. Als Herrin von Stewart hatte eine ihrer Aufgaben darin bestanden, der Kräuterfrau beim Versorgen der Kranken und Verwundeten zur Hand zu gehen. Sie hatte entkleidete Knaben gesehen und sogar einen oder zwei verletzte Krieger. Ferner hatte sie bei mehr Geburten geholfen, als sie zu zählen vermochte. Sie kannte die körperlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau. Und sie hatte sogar eine ungefähre Ahnung, was sich abspielen würde – oder zumindest glaubte sie, eine solche zu haben, war sich jedoch nicht über jede Einzelheit im Klaren und hätte darüber gerne mehr erfahren. Sie wusste Eddas Bemühungen jedoch zu schätzen, biss sich daher auf die Zunge und ließ es die Frau auf ihre Weise erklären.
„Der Mann hat einen …“ Edda brach
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