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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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und seiner Bande zusammengetan hatte. Er hasste Florenz dafür, dass es ihn gezwungen hatte, diese Allianz einzugehen.
    »Hat sich keiner in letzter Sekunde verdrückt?«
    »Bei dem schönen Kopfgeld, Konsul?«
    Niccolò räusperte sich. »Wir sind sogar noch zwei Männer mehr, patron .« Er sah unzufrieden aus. »Pietro Trovatore und Buonarotti haben sich freiwillig gemeldet.«
    »Schick sie wieder nach Hause.«
    »Monna Beatrice und Ser Bianchi junior haben ihnen bereits erlaubt, sich anzuschließen.«
    Bandini musterte Niccolò, dass dieser sich krümmte.
    »Dir ist doch klar, dass die beiden nur deshalb mit dabei sein wollen, um Lorenzo Ghirardi im Ernstfall zu …« Er brach ab. Natürlich war es Niccolò klar. Natürlich wünschte er ebenso wenig wie Bandini selbst, die beiden Männer dabeizuhaben. Natürlich hatte er es nicht vermocht, sich mit diesem Wunsch bei seiner Herrschaft durchzusetzen. Bandini fluchte in sich hinein. Doch deswegen Stunk zu machen lohnte sich nicht. Wichtig war, so schnell wie möglich aus Florenz zu verschwinden und sich auf Lorenzos Fährte zu setzen, bevor sie vollkommen erkaltete. Vage wurde er sich bewusst, dass er zum ersten Mal, seit er seiner Profession nachging, ausschließlich von Gefährten umgeben war, denen er nicht traute.
    »Gehen wir räudige Hunde jagen, meine Herren«, sagte er und stapfte davon.

Kapitel 30.
    Das alte dominium mit der Burganlage auf ihrer Motte lag nur wenig weiter von Bologna als von Modena entfernt; die Straße führte genau so weit weg davon vorüber, dass ein Reisender es nicht der Mühe wert erachtet hätte, von ihr abzubiegen, ein Bewohner des Guts aber nicht allzu lange brauchte, um zu ihr vorzustoßen. Es bestand aus den üblichen niedrigen Hütten, mit Schilfgras gedeckt, dazwischen eine kleine steinerne Kapelle, dahinter der aufgeschüttete Erdhügel, gut zwanzig Fuß hoch, auf dem die Burganlage saß. Schwalbenzinnen erklärten die Zugehörigkeit der einstigen Herren zur Partei des Kaisers aus einem Konflikt, der seit zweihundert Jahren niemanden mehr interessierte. Es gab neue Herren auf dem dominium; der Teil des Gesindes, der die Machtübernahme überlebt hatte, schlich verängstigt zwischen den Gebäuden umher, der andere Teil inklusive der früheren Herrschaft lag, gesellschaftliche Schranken nicht mehr achtend, über- und untereinander im Obstgarten hinter dem Erdhügel, ein Geknäuel verrußter und verdrehter Gliedmaßen, dazwischen die runden Formen von Schädeln und die verkohlten Krallen von halb verbranntem Geäst, ein Komposthaufen voll von menschlichem Abfall, von dem seit Tagen der Qualm aufstieg, weil sich weder jemand die Mühe gemacht hatte, den Scheiterhaufen richtig anzuzünden, noch, ihn vernünftig zu löschen. Die Obstbäume in der Nähe des Haufens waren geschwärzt und würden nie wieder Früchte tragen.
    Die Burganlage verfügte über einen Saal im ersten Geschoss des stämmigen Turms. Dort gab es gemusterte Steinplatten auf dem Boden, geschnitzte Tragbalken an der hohen Decke, verblichene Teppiche an den Wänden; der hochlehnige Stuhl des Herrn stand neben dem Kamin. Im Kamin schwelte ein Feuer; die neuen Herren konnten es sich leisten, im Sommer ein Feuer zu entfachen, da sie nicht an die Vorräte für den Winter denken mussten. Im Stuhl saß ein schlanker Mann, vollkommen in Schwarz gekleidet, als wäre der Mann nicht er selbst, sondern nur der Schatten einer ganz anderen Kreatur.
    »Wie viele sind es?«, fragte der Schatten.
    »Schwer zu sagen, Meister Konrad.« Vor dem Sessel standen zwei Männer, deren Gesichter immer noch rot und verschwitzt waren vom Laufen. »Wir sin’ abgehaun, eh die andern kamen, aber das halbe Dutzend, das wir gezählt ham, war sicher nich’ alles. Zwanzig? Dreißig? Mehr nich’, sonst wär ihre Vorhut mehr gewesen als die paar lächerlichen Kerls.«
    »Die lächerlichen Kerls haben euch aufgerieben«, sagte der Schatten.
    Verlegenheit vor dem Sessel. »Stimmt, Meister Konrad, aber Sie wissen doch, dass …«
    »Georg Vogler?«
    »Wenn er nich’ vor uns hier angekommen is’, ham sie ihn wohl erwischt. Wir ham nich’ gewartet, bis wir rausgefunden hatten, was aus ihm geworden is’. Wenn sie ihn erwischt ham, ham sie ihn sicher kaltgemacht.«
    Der Schatten reagierte nicht auf die leise Häme, die man aus den Worten hören konnte. »Die Welt ist ein Dorf«, sagte er.
    »Meister Georg wird ganz schön geguckt ham, dass es der gottverdammte Italiener und seine Bande

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