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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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sich irgendein junger Mann aus dem Dorf dagegen zu verwahren versucht, dass man seine Verlobte schändete, und wäre getötet worden. Man brauchte nicht Magdalenas besondere Gabe zu besitzen, um zu wissen, wie die Dinge gewöhnlich liefen.
    Dann jedoch hatte jemand anderer versucht, Cortos Kühe zu melken, und statt die Dörfler auszupressen, hatten Corto und seine Männer sie gerettet. Cortos Motiv mochte vollkommen eigennützig gewesen sein, aber es war das Ergebnis, das zählte, und das Ergebnis war, dass Corto mit einer geradezu pathetisch kleinen Schar einen weit überlegenen Gegner angegriffen hatte, dass er sein Eingreifen als so dringend erachtet hatte, dass er nicht einmal die wenigen Minuten abwartete, bis der Haupttrupp nachgekommen war – und dass er dadurch vermutlich noch einmal so vielen Dörflern, wie umgekommen waren, das Leben gerettet hatte.
    Magdalena wusste, dass der Vater Abt, wäre er mit seiner üblichen Bedeckung aus zwölf bewaffneten Klosterknechten hier vorübergekommen, nicht eingegriffen hätte; Magdalena wusste auch, dass sie, wenn sie zufällig in der Begleitung des Abtes gewesen wäre, die Entscheidung, die Dörfler ihrem Schicksal zu überlassen, um nicht auch die Leben der Klosterknechte aufs Spiel zu setzen – vom eigenen Leben ganz zu schweigen –, verstanden und gebilligt hätte. Corto hingegen, der unmoralische, ganz auf seinen eigenen Vorteil bedachte, die Welt als seinen Futterplatz betrachtende und die Menschen zu seinen Dienern machende Leitwolf …
    Magdalena sah, wie Radegundis und Immaculata versuchten, den Dörflern zu helfen. Viele waren verwundet, die meisten Frauen vergewaltigt worden. Corto hatte darauf bestanden, dass sie sich zuerst um seine Männer kümmerten. Magdalena hatte sich um ihn selbst bemüht. Den Kratzer in der Wange und den Riss im Oberarm hätte sich ein Bader ansehen müssen, aber es war keiner vorhanden, und so hatte Magdalena mit den Kräutervorräten des Wolfspacks und dem, was die Dörfler ihnen gegeben hatten, versucht, einer Entzündung der beiden Wunden vorzubeugen. Francesco Giallo hatte versucht, sich nützlich zu machen, war aber zu nichts zu gebrauchen gewesen, außer Wasser über dem Feuer heiß zu machen, und selbst dabei hatte Magdalena den Eindruck gewonnen, dass er es nur tat, um sich bei ihr einzuschmeicheln. Eduardo und Raffaelle Cantafini waren angesichts des Schlachtfelds zuerst von kriegerischer Begeisterung, dann, als sie näher hingesehen hatten, von einer Art Schüttelfrost befallen worden. Clarice Tintori schließlich war, als Corto die Plane aufgerissen und allen auszusteigen befohlen hatte, mit der Haltung einer Königin aus dem Trosswagen geklettert, hatte sich umgesehen und dann die Hände vors Gesicht geschlagen. Nach einer Weile hatte sie sich neben Magdalena gesetzt und ihr dabei zugesehen, wie sie Corto verband, und Magdalena hatte die Nervosität bekämpft, die davon kam, dass sie bei ihrer Arbeit beobachtet wurde. An ihrer anderen Seite hockte Fabio, reichte ihr, was sie verlangte, und schien darüber zu wachen, dass sie Cortos Verletzungen mit ausreichender Sorgfalt behandelte. Magdalena fragte sich, ob Clarice auch die Hände in den Schoß gelegt hätte, wenn es um Fabio gegangen wäre, aber sie wagte nicht, mit ihrem besonderen Sinn Clarices Schwingungen nachzuspüren. Es lagen so viel Schmerz und Leid in der Luft, dass Magdalena vermutete, sie würde von dem Gewicht erschlagen werden, wenn sie sich öffnete. Clarice ging erst, als Urso sich neben Corto stellte, seine Hosen herunterrollte und geduldig darauf wartete, dass sich jemand um den klaffenden Schnitt in einer seiner haarigen Hinterbacken kümmerte. Corto und Fabio grinsten sich an und bezogen auch Magdalena in ihr Grinsen mit ein, doch sie weigerte sich, es zur Kenntnis zu nehmen.
    Jemand sprach sie aus der Dunkelheit an. Sie schrak zusammen.
    »Schwester?«
    »Fabio?« Sie zögerte, dann schritt sie in die Dunkelheit hinein, die nicht einfach ein Schatten oder ein Fehlen von Licht war, sondern auch eine Dunkelheit, die sich auf die Seele legte, als würden die Leichen der getöteten Plünderer sie ausstrahlen, die hier, neben einem der Misthaufen des Dorfes, übereinandergeworfen worden waren wie Holzscheite. Der einzige Überlebende der Landsknechte hockte ebenfalls dort, mit Stricken an mehrere Arm- und Fußgelenke seiner toten Kameraden gefesselt.
    Fabio und ein weiterer von Cortos Wölfen saßen abseits im Dunkeln. »Geht es Corto gut?«, fragte

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