Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
und stach ohne zu überlegen zu.
Ein gurgelndes Geräusch, gefolgt von einem hellen Blutstrahl, drang aus Malcolms Kehle, er rollte mit zuckenden Gliedmaßen auf den Rücken und lag schließlich bewegungslos da.
Lange Sekunden herrschte Schweigen. Vanessa, immer noch die Schaufel in der Hand haltend, war unfähig, den Blick von dem toten Piraten abzuwenden. Martin stand langsam auf und warf mit einer verächtlichen Geste den Dolch neben ihn. Dann wandte er sich an Vanessas Onkel. »Sie sollten die Polizei verständigen, Mr. Albreight, und dafür sorgen, dass der andere Mann nicht fliehen kann. Die beiden hatten ein Verbrechen geplant. Sie wollten Madame entführen.«
Damit nahm er Vanessa sanft die Schaufel aus der Hand und lehnte sie bedächtig an den Wagen, bevor er seine junge Herrin liebevoll um die Schultern nahm und fortführte.
Als Vanessa nach zwei Tagen, in denen sie ihr Zimmer nicht verlassen hatte, zum Frühstück kam, fand sie dort nicht nur ihren Onkel vor, sondern auch Mrs. Albreight, die von ihrer Teetasse aufsah und die Nichte mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck musterte.
Ihr Onkel sprang auf und ging ihr entgegen. »Mein liebes Kind, ich freue mich, dass es dir besser geht. Hast du dich schon von diesem Schrecken erholt? Komm, setz dich doch. Du bist immer noch sehr blass. Möchtest du Tee?«
Vanessa schüttelte den Kopf, nahm jedoch den angebotenen Platz an. Sie wollte es hinter sich bringen, und je eher sie mit ihrem Onkel sprach, desto besser. Sie wusste zwar nun, dass man ihr eine Falle hatte stellen wollen und der Brief zweifellos gefälscht gewesen war – vermutlich hatte Malcolm selbst ihn geschrieben, der mit Stranec gemeinsam diesen Plan ausgeheckt hatte. Aber trotzdem war sie voller Sorge um Robert. Der Frieden dauerte nun schon lange genug, um einem entschlossenen Mann wie Robert McRawley mehrfach Gelegenheit zu geben, seine Liebste zu sich zu holen oder ihr wenigstens eine Nachricht zukommen zu lassen. Sie musste herausfinden, wo er sich befand und was ihn aufhielt. Vielleicht war er tatsächlich verwundet und sehnte sich nach ihr.
»Mr. Dunkins war übrigens hier und hat sich nach dir erkundigt«, sagte ihr Onkel sanft und streichelte liebevoll ihre Hand. »Er hat von der Sache mit … nun, er hat davon gehört.« Er lächelte leicht. »Offenbar hat die Gefahr, in der du geschwebt bist, ihm klargemacht, wem seine Zuneigung wirklich gehört, und er wartet auf eine Nachricht, wann er dir seine Aufwartung machen darf.«
»Gar nicht«, erwiderte Vanessa abweisend. »Ich mag ihn weder sehen noch mit ihm sprechen.«
»Er will dir einen Heiratsantrag machen«, meldete sich ihre Tante ungeduldig. »Das ist eine große Ehre für dich. Du solltest dankbar sein und nicht …«
»Ich werde ihn nicht heiraten, Onkel«, sagte Vanessa fest, ohne Mrs. Albreight auch nur eines Blickes zu würdigen. »Mr. Dunkins wäre auch zweifellos besser beraten, jene andere Dame zu ehelichen, um die er sich in den letzten Wochen bemüht hat.«
»Das wirst du dir noch überlegen, du undankbares Ding«, fuhr Mrs. Albreight sie böse an. »Nach der Schande, die du uns bereitest hast, ist es ein wahres Wunder, dass Mr. Dunkins dich überhaupt noch haben will!« Sie fächelte sich mit einem Taschentuch Kühlung zu. Sie wusste, wovon sie sprach, schließlich war dieser Verbrecher Stranec verhört worden und hatte dabei alles erzählt. Da die Frau des hiesigen Polizeikommandanten die beste Freundin von Mrs. Albreight war, lag es nahe, dass diese unmittelbar darauf auf das Genaueste informiert worden war.
Stranec war wegen Schmuggels aus dem Dienst entlassen worden, hatte sich mit kleinen Gaunereien eine Zeitlang über Wasser gehalten und war dann zufällig auf Roberts Bruder getroffen, dem es gelungen war, Ramirez zu entkommen und sich bis Puerto Rico durchzuschlagen. Die beiden hatten bald erkannt, dass sie einen gemeinsamen Feind hatten: nämlich Robert McRawley. Kurz danach stießen die beiden auf einen ehemaligen Matrosen aus der Mannschaft der Independence, dem der Krieg zu gefährlich geworden war und der sich bei einem Landaufenthalt kurzerhand abgesetzt hatte. Von diesem erfuhren sie von der offenbar sehr engen Beziehung zwischen Robert und Vanessa und dass dieser sie auf Jamaika bei ihrem Onkel untergebracht hatte. Malcolm, der dem verlorenen Lösegeld immer noch nachtrauerte, heckte nun gemeinsam mit Stranec den Plan aus, Vanessa zu entführen und damit endlich zu dem ersehnten Geld zu
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