Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)

Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)

Titel: Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
Vom Netzwerk:
verspeiste gerade eine Apfelsine, und der andere sah wohlwollend zu, wie Vanessa es ihm gleichtat.
    »Die drei sind viel zusammen, was?«, meinte Robert zu Finnegan, der sich zu ihm gesellt hatte. Sein Erster Maat sah ebenfalls zu der kleinen Gruppe hinüber. Vanessa kehrte ihnen den Rücken zu, schien unbekümmert zu plaudern, und der Junge lachte, während der Grauhaarige einen scharfen, misstrauischen Blick Richtung Achterdeck warf.
    Finnegan musterte seinen Captain, der nachdenklich dreinsah. »Sie gefällt Ihnen, nicht wahr? Mal ganz was anderes.« Er kratzte sich am Bart. »So gar nicht das, was Ihren Bruder sonst anspricht. Möchte auch wissen, was sie bewogen hat mitzukommen.«
    Robert zog bei diesen Worten die Augenbrauen zusammen. Er mochte Finnegan als Freund und als Offizier – er war einer der verlässlichsten Männer, die er jemals gekannt hatte –, aber es gefiel ihm nicht, daran erinnert zu werden, dass Vanessa mit seinem Bruder an Bord gekommen war. Schließlich arbeitete er seit Tagen daran, diesen Gedanken zu verdrängen.
    »Malcolm kann manchmal sehr überzeugend sein«, knurrte er unwillig. »Ich vermute, dass sie sich in ihn verliebt hat.« Dieser Gedanke störte ihn seltsamerweise noch mehr als die Möglichkeit, dass sie nur das Geld gelockt hatte. Im letzteren Fall würden sich nämlich seine Chancen bei ihr in gewisser Weise sehr erhöhen. Gegen Geld konnte er ankommen, aber eine Frau, die einem noch so unwürdigen Geliebten nachtrauerte, war ein schwierigerer Fall. Obwohl … seit einiger Zeit machte sie auf ihn nicht mehr den Eindruck, als würde sie ihren Aufenthalt auf dem Schiff verabscheuen, und der Abschied am Vortag ließ ihn hoffen, dass sie endlich Vernunft angenommen und sich ihm zugewandt hatte. Er konnte es kaum erwarten, sie zu sehen und allein für sich zu haben. Ein flüchtiger Gedanke galt Finnegan und dem Schiffsarzt, die zweifellos erwarteten, von ihm in die Kajüte eingeladen zu werden, doch er schob ihn sofort weg. Die beiden mussten eben in der Offiziersmesse zu Abend essen.

    Vanessa hatte, nachdem die Independence mit Einsetzen der Flut ausgelaufen war, den Rest des Tages mit Jack und Martin plaudernd an Deck verbracht und war am Abend noch lange auf dem Achterdeck an der Reling gestanden, hatte sich mit beiden Händen festgehalten und sich den Wind durchs Haar wehen lassen. Es war ein wunderschöner Tag gewesen, die frische Brise hatte das Schiff rasch vorwärtsgebracht, und obwohl sie das Ziel der Fahrt nicht kannte, genoss sie es, zu reisen, die Bewegungen des Schiffes zu spüren, das Flattern der Segel und das Ächzen der Masten zu hören. Es war niemals still auf einem Schiff. Das Knarzen des Schiffsrumpfes, das ununterbrochene Singen in den Tauen, das Rauschen des Meeres, für gewöhnlich so vertraut und selbstverständlich, dass man es kaum noch wahrnahm, aber heute war es anders. Etwas hatte sich in Vanessa verändert. Sie war zwar niemals ein Mensch gewesen, der sich lange Traurigkeit und Schwermut hingab, sie hatte das Leben immer als etwas Aufregendes und Wunderbares gesehen, aber nun war ihr, als sei ihr Dasein plötzlich intensiver geworden. Jede Minute war ein Erlebnis, und selbst als die Sonne unterging, was in diesen Breiten nicht lange dauerte, leuchtete es in ihr selbst noch viel heller weiter. Sie fühlte sich leicht, unbeschwert und glücklich, und zum ersten Mal, seit sie diese Reise angetreten hatte und in die Hände der Piraten gefallen war, verschwendete sie keinen einzigen Gedanken mehr an Jamaika und ihren Onkel.
    Sie kehrte erst in ihre Kabine zurück, als der Captain ihr mit einer sehr nachdrücklichen Handbewegung andeutete, unter Deck zu gehen, während er neben der Stufenleiter wartete. Sie kletterte rasch hinunter und schlüpfte schnell vor ihm hinein in die Achterkajüte, in der der Steward bereits aufgedeckt hatte. Robert folgte langsamer nach, zündete eine weitere Lampe an und wandte sich ihr lächelnd zu.
    »Man sieht es dir an, dass du an der frischen Luft warst.«
    Vanessa lief in ihre Kabine, trat an den Spiegel vor der Waschschüssel und blickte hinein. Tatsächlich, sie hatte rote Wangen, auch ihre Stirn hatte die helle Farbe verloren, und die Nase leuchtete förmlich heraus.
    » Mon Dieu! «, rief sie entsetzt aus.
    »Das war die Sonne«, lachte Robert. »Du bist es nicht gewohnt, viel im Freien zu sein.«
    Vanessa warf ihm einen prüfenden Blick zu. Sein gebräuntes Gesicht zeigte, dass er bei jedem Wetter an Deck war.

Weitere Kostenlose Bücher