Die Braut fuer eine Nacht
fuhr Kelly fort: „Also du kannst gut küssen, das weiß Donatella. Wenn sie es erwähnt, werde ich ihr zustimmen."
Seine dunklen Augen blitzten. „Man sagt mir auch nach, ich sei ein guter Liebhaber."
„Nur ,gut', nicht ,fantastisch'? Das überrascht mich."
„Gut oder fantastisch: du kannst dir aussuchen, wie du es bezeichnen willst. Ich dachte nur, du solltest das wissen, ehe Donatella kommt. Wir müssen etwas ungezwungener miteinander umgehen, sonst wird sie misstrauisch. Ich glaube, Dimi können wir noch eher etwas vormachen als ihr."
„Und was genau sollen wir tun?"
Steve goss sich auch noch Champagner ein, dann stellte er die Flasche auf den Boden.
„Zunächst einmal möchte ich dir eins sagen: Um deine Tugend brauchst du bei mir nicht zu fürchten. Ich bin noch nie mit einer Jungfrau im Bett gewesen. Jungfrauen machen viel zuviel Mühe."
„Wie bitte?"
„Nun, ich meine, dem Akt wird viel zuviel Bedeutung beigemessen."
„Dem Akt? Das klingt ja, als handle es sich um eine Zirkusnummer!"
„Du weißt schon, wie ich es meine."
„Ich finde es nicht falsch, wenn man dem intimen Beisammensein von zwei Menschen viel Bedeutung beimisst", erklärte Kelly.
„Ich habe mich verkehrt ausgedrückt, Kelly. Ich meine, wir beide haben völlig verschiedene Auffassungen davon."
„Du meinst wohl, meine Auffassung ist weiblich und daher dumm und gefühlsbetont."
„Das habe ich nicht gesagt. Kelly, du darfst mich nicht falsch ..." Steve seufzte und stellte sein Glas ab. „Ich wollte nur sagen, Donatella ist erfahren genug, um nach einem einzigen Blick auf dich feststellen zu können, dass wir beide noch nicht miteinander geschlafen haben. Ich dachte, wenn wir uns ein bisschen unterhalten, über einige Dinge sprechen, dann fühlst du dich vielleicht etwas sicherer."
„Okay." Kelly holte tief Luft. „Du hast recht. Aber ich kann nicht so gut schauspielern wie du. Ich bin nicht so erfahren, und ich glaube, ich werde es auch nie sein. Ich war Jungfrau, als wir uns kennen lernten, und Jungfrau, als wir geheiratet haben. Ich wollte nie mit jemand anderem schlafen als mit meinem Ehemann. Und sollte Donatella neugierige Fragen stellen, so werde ich ihr das auch sagen!"
„Gut."
„Ich werde versuchen, ihr mit ernstem Gesicht zu erklären, dass du dich Hals über Kopf in mich verliebt hast, als du mich kennen lerntest.“
„Kelly." Steve nahm ihr das Glas aus der Hand. „Ich habe dir gesagt, dass ich mich von dir angezogen fühle. Aber es wäre nicht richtig, wenn ich dieser Anziehungskraft nachgeben würde, weil du alles willst und weil ich dir das nicht geben kann."
„Willst du es denn nicht auch?" flüsterte sie. Was er gesagt hatte, hatte sie tief verletzt.
War sie wirklich so naiv, dass er über sie lachte? „Glaubst du denn nicht an die Liebe?"
„Nein."
Kelly schluckte. Lange sah sie ihn schweigend an. „Warum sollte dann Donatella glauben, dass du mich geheiratet hast?"
„Ich werde ihr sagen, dass ich dich liebe. Das kann ich ihr vorspielen."
„Hast du denn noch nie eine Frau wirklich geliebt?"
„Nein."
Was für ein Jammer, dachte Kelly. Er würde ein wunderbarer Ehemann sein, wenn er nur die Mauer einreißen könnte, die er um seine Gefühle herum aufgerichtet hat. Luis'
Worte: „Sie glauben, Sie kennen den
wirklichen Steve Delany, aber Sie irren sich" kamen ihr wieder in den Sinn. Sie war entschlossen, das Geheimnis, das ihn umgab, zu lüften.
„Du erregst mich", gestand Steve ihr plötzlich.
Kelly konnte kaum atmen, so sehr fühlte sie die knisternde Spannung zwischen sich und ihm. Ob er wohl hörte, wie laut ihr Herz klopfte? Sie begann zu zittern, fühlte in ihrem ganzen Körper die Reaktion auf seine Bemerkung, spürte den süßen, ziehenden Schmerz zwischen ihren Schenkeln.
„Spiel nicht mit mir", bat sie leise.
„Das tue ich nicht, ich sage die Wahrheit. Und jetzt sag du mir die Wahrheit, Kelly.
Was möchtest du wirklich?"
Ihre Empfindungen drohten sie zu überwältigen. Sie fühlte sich nackt und verletzlich und dennoch so lebendig. Und sie wusste, dass nur dieser Mann all diese Gefühle in ihr wecken konnte.
„Etwas in mir wünscht sieh, dass du mich packst und mich küsst und es dann einfach tust", gestand sie. „Dieses Etwas möchte herausfinden, wie es wirklich mit dir ist." Ihre Stimme zitterte, und sie holte tief Luft.
„Aber?"
„Aber ich weiß, danach würde ich mich hassen. Denn selbst wenn es wirklich wunderbar sein würde: ich wäre nicht
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