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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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ein schwuler Rocker oder ein veganer Penner oder was weiß ich. Ich hab ganz am Anfang meiner Zeit in Deutschland mal ein Jahr in Köln studiert, aber da hatte ich das Gefühl, alles, was aus einem werden kann, ist Kölner.«
    Ich sehe sie an und denke nach über das, was sie gesagt hat. Plötzlich fällt mir auf, dass ich in den letzten Wochen eigentlich nur gebuckelt und geschlafen hab und bislang immer nur bayerische Wirtin gewesen bin und noch viel zu wenig versucht hab, die zu sein, die ich sein will. Dabei bin ich doch eigentlich genau aus diesem Grund nach Berlin gegangen, oder? Um mein eigenes Leben zu leben.
    » Um ehrlich zu sein, ich bin noch kaum dazu gekommen, Berlin so richtig mitzunehmen. Bis jetzt hab ich vor allem gearbeitet. Das ist heute das erste Mal, dass ich überhaupt ausgehe.«
    Ich zucke entschuldigend mit den Schultern.
    » Dann fängst du jetzt eben damit an! Komm öfter mit uns mit!«
    » Gern!«, sage ich beglückt. » Das würde mich total freuen!«
    » Ich glaub, es gibt da noch jemanden, den das total freuen würde«, sagt sie.
    » Ja?«, sage ich und versuche so zu tun, als sei nichts.
    Die Frida lacht schon wieder und drückt mir freundschaftlich den Arm, und ich schiele ganz kurz an den anderen Gästen vorbei hinüber zur Bar, wo der Tino steht. Ganz unauffällig, versteht sich. Genau in dem Augenblick dreht er den Kopf in meine Richtung und erwidert meinen Blick.
    Schnell wieder wegsehen. Das passiert jetzt schon zum dritten Mal an diesem Abend.
    » Willst du noch einen?«, fragt Frida und deutet auf mein leeres Glas.
    Oh no. Noch einen? Ich kann jetzt schon kaum noch stehen.
    » Gern«, lächle ich tapfer, und sie verschwindet in Richtung Bar, dorthin, wo der Tino steht, aber das Gedränge ist so groß, dass weder er sie bemerkt noch sie ihn. Wenig später steht sie wieder neben mir und drückt mir ein kaltes, feuchtes Glas zwischen die Finger.
    » Cheers«, sagt sie.
    » Prosit«, sage ich.
    Wir stoßen an und trinken. Das Zeug läuft ganz gut runter inzwischen.
    » Sag mal«, sage ich, eigentlich nur, damit das Gespräch wieder weitergeht. » Der Tino, was macht der eigentlich beruflich?«
    Die Frida sieht mich so bohrend an, dass mir ganz schwindelig wird.
    » Hat er dich noch nicht gefragt?«, will sie wissen.
    Ich schüttle den Kopf. » Was denn?«
    » Tino arbeitet zurzeit an einem Buch mit Porträts von Berlinern.«
    » Ah«, sage ich, ohne ihr das extra ins Ohr zu brüllen, sondern eher so für mich.
    » Er ist Fotograf«, sagt sie, aber ich verstehe immer noch nicht.
    » Er will dich fotografieren!«, schreit sie.
    » Mich?«
    Ich sehe sie verwundert an, und sie grinst so breit, dass ich ganz hinten in ihrem Mund eine Goldkrone sehe. Und dann spüre ich, wie mir das Herz bis hoch in den Hals hüpft und ich so rot anlaufe, dass man es offensichtlich noch im Schummerlicht dieser Bar hier sieht, denn Frida lacht auf. Dann bemerke ich, dass der Tino schon wieder zu mir herübersieht.
    Leider guckt er diesmal nicht gleich wieder weg. Stattdessen gleitet er von seinem Hocker am Tresen und schlängelt sich durch die Menschenmenge hindurch zu uns herüber.
    Ohjemine. Mein Herzschlag beschleunigt sich. Dabei ist es gar nicht das erste Mal, dass wir an diesem Abend miteinander reden. Als wir vorhin, kurz nach Mitternacht, von den Minghartinger Stuben aus aufgebrochen sind, war er plötzlich neben mir und hat angefangen, mit mir zu sprechen. Erst nur so über dies und das, das Wirtshaus, Benjamin Ettl, die Bar, in die wir gehen. Aber dann hat er wohl gemerkt, dass ich ein bisschen aufgeregt bin, vorfreudig zwar, aber eben auch aufgeregt, und hat aufgehört darüber zu reden, was für eine tolle, hippe Bar das ist. Stattdessen hat er mir von sich erzählt, fast so, als wolle er mich beruhigen. Der Tino ist nämlich ebenfalls erst seit zehn Monaten in der Stadt, eigentlich kommt er aus Soest und hat in Bielefeld studiert. Am Anfang, sagte er, hat er sich ganz schön schwergetan in Berlin, aber das sei viel besser, seit er Freunde gefunden hat. Und dann hat er mir etwas über die Leute erzählt, mit denen wir heute Abend unterwegs sind: über Giovanni, den Schweizer, der an der Universität der Künste Malerei studiert, über Philippe, den Franzosen, der eigentlich Cello studiert hat und nun versucht, sich sein Leben als DJ zu finanzieren, über Frida, den tanzenden Eisengel, und über Dolores, die schon seit acht Jahren in Berlin lebt und sich hier am besten von allen auskennt, und

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