Die Bruderschaft der Woelfe
er Borenson mitsamt Pferd in einem Stück verschlingen können. Sollte das Ungeheuer auf ihn fallen, würde es ihn mit seinem massigen, fünfzehn Tonnen schweren Körper zu Staub zermalmen wie ein Mühlrad, das Gerste mahlt.
Die grüne Frau jedoch bewegte während des Schlags seltsam tänzerisch die Hand, als wäre sie eine Magierin, die eine Rune in die Luft zeichnet.
Und ihr Hieb traf den Greifer wie ein Ruhmhammer.
Kristalline Zähne zersplitterten und flogen in hohem Bogen davon. Dem riesigen, grauen Greifer wurde das Fleisch vom Gesicht gerissen, das Skelett unmittelbar darunter freigelegt, und nach allen Seiten spritzte stinkendes, dunkelblaues Blut.
Der Greifer prallte gegen die grüne Frau wie gegen eine Steinmauer. Sein gesamter Körper wurde zwei, fast drei Meter in die Höhe gehoben, und seine Beine zogen sich zusammen wie die einer Spinne, die ihre Unterseite zu schützen sucht.
Dann landete das Ungeheuer mit dumpfem Aufprall wieder auf dem Boden und war tot.
Borenson riß das Pferd abermals, jetzt wieder in Richtung der grünen Frau, herum, doch das hätte er sich sparen können.
Pashtuk übernahm die Rolle des heldenhaften Ritters, obwohl Saffira ihn seiner Perlen beraubt hatte, und hielt im Galopp auf den Wylde zu.
Was dann geschah, erstaunte Borenson über alle Maßen, denn die grüne Frau gab sich nicht damit zufrieden, daß sie das Ungeheuer getötet hatte. Obwohl noch immer drei seiner Artgenossen auf sie zuhielten, sprang sie auf den Kopf des toten Greifers, stieß die Faust durch seine Schädeldecke, zog ein Stück seines schwarzen, blutverschmierten Hirns hervor und stopfte es sich in den Mund.
Borenson sperrte überrascht den Mund auf und hielt sein Pferd an. Pashtuk erreichte die grüne Frau und packte sie von hinten.
Der Ritter riß sein Pferd herum und preschte in nördlicher Richtung auf Saffira und ihre Leibwächter zu. Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte er sich, ob Pashtuk rechtzeitig vor dem Eintreffen der anderen Greifer davongekommen war.
Der nahm sich keine Zeit für Höflichkeiten. Er zog die grüne Frau gar nicht erst in den Sattel. Statt dessen packte er sie um die Hüfte wie einen Sack Getreide. Sie wehrte sich nicht, ließ sich einfach von ihm tragen, während sie sich am Hirn des Greifers gütlich tat.
»Hier entlang«, rief Pashtuk und schwenkte nach Süden ab, als er Borenson überholte. Weitere Greifer, Dutzende, liefen um den Hügel. In ihrer Mitte befand sich eine Greifermagierin.
Um Kraftpferde einzuholen, waren die Bestien allerdings zu langsam. Ein Greifer erreichte höchstens eine Geschwindigkeit von vierzig Meilen in der Stunde, und das auch nur für eine kurze Strecke.
»Ihr habt mich tatsächlich gerettet!« rief das Mädchen hinter Borenson voll Freude. »Ihr seid zurückgekommen und habt mich geholt!« Sie umschlang seine Hüfte von hinten und drängte sich dicht an ihn heran.
Borenson hatte das Kind nie zuvor gesehen, und ihr
vertraulicher Ton überraschte ihn.
»Tja, dann scheinst du mehr zu wissen als ich«, meinte Borenson voller Sarkasmus. Er brachte keinerlei Nachsicht für Gaukler auf, die behaupteten, in die Zukunft sehen zu können, selbst wenn es sich nur um ein Kind handelte.
Schweigend galoppierten sie einige Minuten dahin, während deren es Pashtuk gelang, die grüne Frau vor sich in den Sattel zu setzen. Das Mädchen hinter Borenson beugte sich immer wieder nach vorn und versuchte, einen Blick auf Saffira zu ergattern, als könnte sie ihre Augen nicht von ihr lösen.
Schließlich fragte das Kind: »Wo ist Baron Dickwanst? Hat er Euch nicht begleitet?«
»Wer?« fragte Borenson.
»Baron Poll«, erklärte das Mädchen.
»Ha! Das will ich nicht hoffen«, erwiderte Borenson. »Sollte ich dem noch einmal begegnen, wird er was erleben!«
»Seid Ihr böse auf ihn?«
»Aber nein, ich hasse den Mann nur wie die Pest«,
antwortete Borenson.
Das Mädchen sagte nichts mehr.
Die Luft über ihnen war plötzlich von einem Fauchen erfüllt, das wie der Widerhall eines fernen Zischens klang. Es hörte sich an, als habe der Himmel tief durchgeatmet. Am Horizont glühten Rauchsäulen rot im Feuerschein.
»Schnell!« schrie Pashtuk und flog über die tote Landschaft hinweg, so schnell sein Pferd ihn tragen konnte. »Mein Herr ist bei Carris in die Schlacht gezogen.«
KAPITEL 25
Im Schlachtgetümmel
aum eine Stunde, nachdem Raj Ahten den Ausfall gewagt Khatte, stand Carris kurz vor dem Niedergang.
Zu Beginn der Schlacht trieben
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