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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Hieb.
    Hunderttausend Stimmen setzten zu einem Aufschrei an, als das Beben die Burg erreichte. Raj Ahten blickte zurück. Die Westmauer verschob sich unter entsetzlichem Donnern und brach nach außen.
    Er durfte keine Sekunde zögern und setzte seinen Weg zu Saffira fort.
    Den Fall von Carris beobachtete er nicht, aber er hörte ihn, roch den beißenden Steinstaub. Menschen schrien und jammerten. Türme kippten um. Häuser stürzten ein.
    Mit sechs Gaben des Stoffwechsels kämpfte Raj Ahten
    schnell und wild, erlaubte sich Attacken und Finten, die er nie zuvor gewagt hatte, und jetzt auch nur für die Geliebte. Er sprang auf Greifer und zerschmetterte ihre Köpfe. Er zerschlug ihnen im Vorbeilaufen die Beine, damit die Männer hinter ihm leichteres Spiel mit ihnen hatten. Für eine Weile wurde sein Leben zu einem Alptraum aus Töten und Verstümmeln, und Paldanes Krieger sowie seine eigenen Unbesiegbaren hasteten ihm nach.
    Hinter sich hörte er Hunderte und Tausende, die auf Saffira und den Erdkönig zurannten, mitten hinein in die Schlacht mit den Greifern.
    Es ist der reinste Massenselbstmord, dachte Raj Ahten. Aber im Herzen wußte er, sich nicht zu wehren würde zu keinem anderen Ergebnis führen.
    In der Stadt gingen mehrere Türme in Flammen auf. Wenn sie zusammenfielen, stoben Funken und brennende Holzstücke hoch in den Abendhimmel.
    Einen Augenblick lang hielt er inne, um wieder zu Sinnen zu kommen. Hinter ihm flohen die Menschen aus der Burg – Krieger und Händler, Frauen mit Kindern auf den Armen, Lords und Bettler.
    Er staunte, wie viele das Erdbeben überlebt hatten, denn er hatte gedacht, diese Katastrophe hätten nicht mehr als hundert überstehen können.
    Ihm kam es wie eine Stunde vor, in der er kämpfte, obwohl für einen Gewöhnlichen wohl kaum zehn Minuten verstrichen.
    Die Ritter von Carris und die Unbesiegbaren fochten Seite an Seite hinter ihm, und die Gewöhnlichen aus der Stadt strömten ebenfalls in die Schlacht.
    Der Erfolg verblüffte den Wolflord. Viele Greifer zogen sich langsam zurück und wichen Angriffen aus. Standen sie einem Dutzend Männer gegenüber, gingen sie ihnen lieber aus dem Weg.
    Bis jetzt hatte keine seiner Taktiken die Greifer beeindruckt.
    Aber eine wütende Menschenmenge ließ sie einhalten. Und der Grund war nicht schwer zu erraten: Sie konnten einen Gewöhnlichen nicht von einem Runenlord unterscheiden. Alle rochen gleich für sie. Jeder, der sie anzugreifen wagte, stellte eine tödliche Bedrohung dar.
    Für sie sind wir wie Wespen, begriff Raj Ahten, aber sie wissen nicht, welche einen Stachel besitzt.
    Um die Unbesiegbaren und Paldanes mächtigste Lords
    herum stabilisierte sich der Widerstand. Jedoch, wenngleich die Greifer ein Stück zurückwichen, in die Flucht ließen sie sich so leicht nicht schlagen.
    Klingenträger wateten durch die Gewöhnlichen, veranstalteten fürchterliche Massaker und machten Männer und Frauen zu Tausenden und Zehntausenden nieder.
    Die Menschen von Carris stürmten nichtsdestotrotz auf die Greifer zu und schwenkten Hämmer und Spitzhacken. Sie gaben ihr Leben für den Erdkönig hin, wie sie es für Raj Ahten niemals getan hätten.
    Und dennoch war ihr Opfer vergeblich, wenn man von der Entlastung absah, die sie den Kraftsoldaten verschafften.
    Aus diesem Grunde war ihr Kampf nicht gänzlich umsonst.
    Nie würde der Wolflord das Schauspiel vergessen, welches sich seinen Augen vor den Toren von Carris bot – menschliches Blut wurde faßweise vergossen, Knochen und Fleisch wurden bergeweise zermalmt, und in den Gesichtern der Toten stand das blanke Entsetzen festgemeißelt.
    Er setzte seinen Kampf fort, schlug sich durch ein endloses Heer auf ein Ziel zu, das sich außerhalb seiner Sicht befand.
    Zweimal mußte er Verwundungen hinnehmen, die jeden
    anderen Mann getötet hätten, und wertvolle Sekunden
    verrannen, bis sein Durchhaltevermögen ihn auf wundersame Weise wieder geheilt hatte.
    Ironischerweise war es die Stimme eines Kindes, die ihn zu Saffira führte.
    Hinter ihm fochten die Lords an dreißig oder vierzig Stellen.
    Zu diesem Chaos gesellte sich der Schlachtlärm, den Gaborns Ritter nördlich des Knochenhügels hervorriefen – klirrende Waffen, Männer, die Todesschreie ausstießen.
    Selbst mit seinen Gaben des Gehörs hätte Raj Ahten das Jammern des Mädchens in all dem Zischen und Rasseln der Greifer beinahe nicht mitbekommen: »Hilfe! Hilfe!«
    Er hörte das Kind und lief durch die Schlachtreihen darauf zu. Mit sechs

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