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Die Bruderschaft des Feuers

Die Bruderschaft des Feuers

Titel: Die Bruderschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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grauen Gewand, über dem sie einen Umhang aus grober Wolle trug, und steuerte geradewegs auf sie zu. Sie war gutaussehend und wirkte zornig. Samuele glaubte zunächst, sie wolle mit dem Capitano del Popolo sprechen, doch als sie die Gruppe fast erreicht hatte, machte sie dem jungen Mann ein Zeichen und sagte: »Messer Gerardo, Euch habe ich gesucht.« Als er diesen Namen hörte, fiel Samuele endlich ein, wer der andere war und warum er glaubte, ihn schon einmal gesehen zu haben. Er drehte sich ruckartig zu ihm und starrte ihn an, aber der andere bemerkte es nicht einmal. Seine ganze Aufmerksamkeit war von den braunen Augen des Mädchens gefesselt, das eine Dienstmagd zu sein schien und dennoch keine Scheu an den Tag legte.
    »Geht schon voraus, ich bin gleich wieder bei Euch«, sagte Gerardo zum Capitano und blieb zwischen den einander gegenüberliegenden Läden zweier Käsehändler stehen.
    Samuele verlor das Interesse und ließ ihn hinter sich. Er hatte ihm nur so viel Beachtung geschenkt, weil Beobachten zu seiner zweiten Natur geworden war, doch in diesem Moment, wo er in seinem Schmerz wie in einem Käfig gefangen war und dennoch einen kleinen Schimmer Hoffnung hegte, drängte es ihn nur noch, den Leichnam des toten Mönches zu sehen. Während er dem Capitano folgte, flehte er zum tausendsten Mal, es möge nicht Venanzio sein.
    Unter dem mächtigen Gewölbe, das den Torre dell’Arengo trug, den Versammlungsturm mit seiner riesigen Glocke, ging Visdomini am Eingang des Palazzos vorbei, den ihm die Stadt gestellt hatte, aber er trat nicht ein.
    »Hier entlang«, sagte er und bog um die Ecke.
    Samuele öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch dann unterließ er es lieber. Was hatte er denn erwartet, etwa dass man Venanzio im Ehrensaal aufbetten würde?
    Hinter der Ecke befand sich ein hohes Bogentor, das zu den Stallungen führte und zu dieser Uhrzeit weit offen stand, um das geschäftige Hin und Her der Diener nicht zu behindern. Eben hier trat Visdomini ein und bedeutete ihm, er solle ihm folgen. Die beiden Häscher blieben draußen stehen.
    Samuele folgte ihm ins Innere und stapfte mit seinen abgetragenen Sandalen über das Stroh auf dem Boden, das immer feuchter und schmutziger wurde, je weiter sie vorwärtsgingen. Drinnen waren fünf Pferde untergebracht, zwei Stallburschen striegelten eins von ihnen, ein großes friesisches Streitross mit pechschwarzem Fell, während ein ungefähr achtjähriger Junge einen Sack Hafer zum Futtertrog schleppte. Visdomini näherte sich dem Pferd und streichelte ihm übers Maul, während er ihm leise etwas zuflüsterte. Er ging erst weiter, nachdem er die Arbeit seiner Stallknechte überprüft hatte, als wäre dies eine normale Inspektion der Stallungen.
    Der stechende Gestank nach Pferdemist stieg jedem in die Nase, doch er konnte den anderen, leicht süßlichen und um etliches unangenehmeren Geruch nicht vollständig überdecken.
    Obwohl die Torflügel weit geöffnet waren, drang das Tageslicht nicht bis ins Innerste des Stalles vor, und Fackeln waren hier drinnen aus Angst vor einem Brand verboten. Nachdem er das letzte Pferd hinter sich gelassen hatte, sah Samuele ihn schließlich.
    Er lag auf einem umgedrehten Futtertrog, der ihm als Bahre diente, und war von Mistpfützen umgeben. Er war es. Das war Venanzio.
    Unter übermenschlichen Anstrengungen gelang es Samuele, die Tränen zurückzuhalten. Er ekelte sich vor sich selbst, weil er auch in einem Moment wie diesem nur daran dachte, seine wahre Natur zu verbergen. Er war nichts als ein Heuchler. Sollten sie ihn doch entlarven, ihn foltern, als Sodomiten auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Er wusste, dass er es im Grunde verdient hatte.
    Aber nicht Venanzio. Er hatte diesen Tod nicht verdient und auch nicht diese unwürdige Behandlung, hier in einem Stall den Blicken preisgegeben zu werden, ohne dass man wenigstens einen Sack über ihn gebreitet hätte, um seine Blöße zu bedecken. Samuele musste sich mit aller Kraft zurückhalten, dass er sich nicht auf ihn warf und ihn umarmte. Er betrachtete noch ein letztes Mal diesen makellosen Körper, dessen Schönheit selbst der Tod nichts anzuhaben vermochte. Das männliche Gesicht, den schwarzen Bart und den Schädel, der genau über der Tonsur wie eine Eierschale gespalten war. Dann wandte er sich dem Capitano del Popolo zu, der einen halben Schritt zurückgeblieben war.
    »Er ist es«, sagte er, als ob das noch nötig gewesen wäre.
    Visdomini nickte. Falls er irgendwelche

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