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Die Bruderschaft des Feuers

Die Bruderschaft des Feuers

Titel: Die Bruderschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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gerade ein Vorbild für seine Mitbrüder.«
    »Es heißt, er sei ein untadeliger Mensch gewesen«, erwiderte Gerardo. »Genau aus diesem Grund wurde ihm ja die Leitung des Salzmagazins übertragen.«
    Der Prior nickte hastig, sodass seine Backen zitterten. »Das stimmt. Das Salzamt hätte keinen besseren Mann für diese schwierige Aufgabe finden können. Aber wenngleich es für einen gewöhnlichen Sterblichen schon eine große Tugend sein mag, sich des Diebstahls zu enthalten, für einen Geistlichen genügt dies nicht.«
    Gerardo sah ihm in die Augen und wartete schweigend ab.
    »Pater Giovannis Laster war die Wolllust«, gestand der Prior, wandte den Blick ab und starrte in die flackernde Flamme einer Lampe. »Er hatte sogar eine feste Geliebte, eine Hure, die er oft aufsuchte und sich damit ständig über meine Befehle hinwegsetzte. Als ich ihm freistellte, seines Amtes wegen außerhalb der Klostermauern zu nächtigen, habe ich nur einen heuchlerischen Weg gewählt, seine Sünde zu decken. Und das auch nur, um einen größeren Skandal zu vermeiden, nachdem alle Strafen sich als nutzlos erwiesen hatten.«
    »Eine Geliebte?«, fragte Gerardo interessiert. »Könntet Ihr mir sagen, wie sie heißt?«
    »Das weiß ich nicht, und ich will es auch gar nicht wissen!«, fuhr der Prior empört auf und wirkte auf einmal gar nicht mehr so gutmütig, doch gleich darauf bekam er aufgrund der Anstrengung einen heftigen Hustenanfall.
    »Es könnte helfen, Licht in seinen Tod zu bringen«, erklärte Gerardo.
    »Das bezweifle ich nicht. Ich habe jedoch keine Kenntnis davon, wie diese Frau heißt. Vielleicht weiß es sein Beichtvater, aber natürlich darf er das niemandem enthüllen.«
    Der Prior erhob sich und schob den Stuhl nach hinten. »Es hat mich gefreut, Euch persönlich kennenzulernen, Messer Gerardo«, sagte er. »Richtet bitte Mondino aus, er möge nicht zu viel Zeit ins Land gehen lassen, sonst könnte es sein, dass er zu spät kommt.«
    »Keine Sorge, ich werde ihm Eure Botschaft gewiss überbringen«, entgegnete Gerardo. »Habt vielen Dank.«
    Er verabschiedete sich mit einer leichten Verneigung und verließ eilig das Zimmer. Bereits in dem halbdunklen Flur kam es ihm so vor, als könnte er besser atmen, und draußen vor dem Kloster kühlte ihm die eisige Luft die Lungen wie ein beruhigender Balsam.
    Gerardo ging unverzüglich zum Waisenhaus zurück, weil er hoffte, Masino noch schlafend vorzufinden. Er wollte bei dem Jungen sein, wenn dieser aufwachte.
    Er kürzte den Weg durch enge Gässchen, über Backsteinmauern und Zäune ab, wobei er oft mit den Stiefeln bis an den Rand im Schnee stecken blieb, und stand kurz darauf vor dem Klostertor. Der Bruder Pförtner warf ihm einen merkwürdigen Blick zu, doch er sagte nichts, und Gerardo blieb nicht stehen, um nachzufragen. Während er den Hof überquerte, um zum Schlafsaal zu gelangen, traf er auf den Bruder Apotheker, der in die entgegengesetzte Richtung eilte.
    »Ich hatte dir ja gesagt, dass Kräuter nicht helfen würden«, sagte der Mönch kopfschüttelnd.
    Gerardo spürte, wie sich sein Herz in der Brust zusammenzog. »Warum? Was ist passiert?«
    Der Mann musterte ihn überrascht. »Weißt du es denn noch nicht? Ach, vielleicht warst du nicht da. Dieser Junge, der mit der Melancholie. Er ist weggelaufen.«
    »Weggelaufen?« Gerardo schrie beinahe. »Wie konnte das geschehen?« Er dachte an den Blick des Bruders Pförtner und fragte drohend: »Wer hat ihn durchgelassen?«
    »Er ist nicht zum Tor hinaus«, erwiderte der Bruder Apotheker. »Er ist vielleicht stumm, aber nicht auf den Kopf gefallen. Er ist in den Gemüsegarten gegangen und hat so getan, als würde er beim Schneeräumen helfen, stattdessen ist er, sobald er konnte, über die Mauer geklettert und weggelaufen. Einige andere Waisenknaben haben ihn dabei beobachtet.«
    Gerardo konnte es nicht glauben. Er war nur ein paar Stunden fort gewesen. Warum hatte Masino das ausgenutzt, um davonzulaufen? Wohin war er gegangen?
    Er musste ihn wiederfinden. Es galt keine Zeit zu verlieren. Vielleicht war er ja noch nicht weit gekommen.
    »Ich gehe ihn suchen«, sagte er, drehte sich um und rannte zur Pforte. »Ich hoffe nur, dass es nicht zu spät ist.«
    Mondino hätte sich für die Unterredung mit Gerardo gern mehr Zeit genommen, aber er wusste, dass er gut daran getan hatte, ihn so schnell wie möglich loszuwerden. Zurzeit waren Andolfo und Odofredo zu angespannt, und wenn sie in seinem Haus ihrem ehemaligen

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