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Die Brücke

Die Brücke

Titel: Die Brücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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hatte sich zwischen ihren
dunklen Brauen eingegraben. Er zuckte die Achseln, sah wieder von ihr
weg.
    »Nun, lassen wir’s«, sagte er.
    Sie umarmte ihn von neuem, den Kopf an seine Brust gelegt.
»Tut mir leid, Kid. Wenn überhaupt jemanden, dann dich. Ich
bin eben nicht dafür.«
    »Teufel, was soll’s«, meinte er. »Dafür
bin ich eigentlich auch nicht. Ich möchte nur nicht wieder so
lange von dir getrennt sein.«
    »Das braucht auch nie wieder vorzukommen.« Der Wind
blies ihr rotes, glänzendes Haar gegen sein Gesicht. Es kitzelte
seine Nase. »Es ist nicht nur wegen Edinburgh, weißt du,
auch wegen dir«, flüsterte sie ihm zu. »Ich brauche
Freiraum, und ich kann jetzt schon sagen, daß ich immer allzu
leicht von einer sanften Stimme oder einem hübschen Hintern auf
Abwege zu führen sein werde, aber… nun, es liegt an dir.
Bist du sicher, daß du dich nicht nach einem lieben braven
Frauchen umsehen willst?« Grinsend blickte sie zu ihm auf.
    »Oh, verdammt sicher«, nickte er.
    Sie küßte ihn, zuerst leicht. Er lehnte sich mit dem
Rücken gegen einen der grauen viereckigen Pfosten des Aufbaus,
umfaßte ihre Hinterbacken und rollte seine Zunge in ihrem Mund
herum. Wenn der verdammte Pfosten nachgeben will, dachte er, zum
Teufel, soll er es doch. Ich werde vielleicht nie wieder so
glücklich sein. Es gibt schlechtere Arten zu gehen.
    Sie löste sich von ihm, ein ihm vertrautes, ironisches
Lächeln auf dem Gesicht. »Du hast mich dazu überredet,
du glattzüngiger Schurke.« Er lachte und zog sie wieder an
sich.
    »Unersättliches Weib.«
    »Du bringst das Beste in mir zum Vorschein.« Sie
liebkoste seine Hoden durch seine Jeans, streichelte seine
Erektion.
    »Ich dachte, deine Periode habe angefangen.«
    »Großer Gott, Mann, du fürchtest dich doch nicht
vor einem bißchen Blut?«
    »Nein, natürlich nicht, aber ich habe keine
Papiertaschentücher eingesteckt…«
    »Oh, warum sind Männer so fürchterlich heikel?« stöhnte sie, biß ihn durch das Hemd
in die Brust und zog einen dünnen weißen Schal aus seiner
Jackentasche, wie ein Zauberer ein Kaninchen. »Nimm das, wenn du
unbedingt aufwischen mußt.« Sie bedeckte seinen Mund mit
dem ihren. Er zog ihr das Hemd aus der Hose, sah auf den Schal, den
er in der anderen Hand hielt.
    »Das ist Seide«, machte er sie aufmerksam.
    Sie zog seinen Reißverschluß herunter. »Das
kannst du gern glauben, Kid; ich verdiene das Beste.«
     
    Hinterher lagen sie still, erschauerten ein bißchen in der
Brise eines kühlen Julitages, die durch den grau bemalten
Holzaufbau strich. Er sagte ihr, ihre Warzenhöfe seien wie rosa
Dichtungsscheiben, ihre Brustwarzen wie kleine Marshmallow-Bolzen und
die kleinen Schlitze oben wie die Schlitze für einen
Schraubenzieher. Sie lachte leise, schläfrig, belustigt
über solche Vergleiche. Mit einem ironischen, schelmischen
Ausdruck sah sie zu ihm auf. »Liebst du mich tatsächlich?« fragte sie, offenbar ungläubig.
Er zuckte die Achseln.
    »Ich fürchte, ja.«
    »Du bist ein Dummkopf«, schalt sie ihn sanft, hob die
Hand, um mit einer Locke seines Haars zu spielen, lächelte
darauf nieder.
    »Das denkst du.« Er ließ sich für einen
Augenblick sinken und küßte ihre Nasenspitze.
    »Ja«, sagte sie. »Ich bin wankelmütig und
selbstsüchtig.«
    »Du bist großzügig und unabhängig.« Er
strich ihr eine vom Wind verwehte Haarsträhne aus den Augen. Sie
lachte, schüttelte den Kopf.
    »Nun ja, die Liebe ist blind.«
    »So sagt man.« Er seufzte. »Ich selbst kann es
nicht sehen.«

 
     
     
     
     
Meta-
morphose:

 
Oligozän

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    ALS ICH NOCH KLEIN WAR, sah ich diese Dinge vor meinen Augen
niederschweben, aber ich wußte, sie waren innerhalb meiner
Augen und bewegten sich auf die gleiche Weise, wie sich Schneeflocken
in diesen Glaskugeln mit Schneelandschaften scheinbar bewegen. Ich
fand nie heraus, was, zum Teufel, sie waren (ich beschrieb sie dem
Doktor einmal, indem ich sie mit Straßen auf einer Landkarte
verglich – ich weiß noch, was ich meinte –, aber ich
hätte besser gesagt, sie sähen aus wie kleine gewundene
Glasrohre mit Stückchen einer dunklen Materie darin). Da sie
jedoch niemals echte Probleme hervorriefen, schenkte ich ihnen weiter
keine Aufmerksamkeit. Erst Jahre später erfuhr ich, daß
das ganz normal war, es waren nur tote Zellen vom oberen Rand des
Auges, die durch die Flüssigkeit hinunterschwammen. Einmal
machte ich mir Sorgen, es könnte eine Verschlammung geben, aber
dann sagte ich

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