Die Brueder des Kreuzes
zwar kein Arabisch, doch er war lange genug in Outremer, um mit dem Klang der Sprache vertraut zu sein, und sie wirkte nicht mehr so einschüchternd auf ihn wie zu Anfang. Auch konnte er einzelne Phrasen ausmachen, zum Beispiel Allahu Akbar , Gott ist groß, was der Ausdruck zu sein schien, den die Moslems am häufigsten benutzen.
Jetzt hörte er, wie das Wort Suffiriyya auf beiden Seiten ständig wiederholt wurde. Suffiriyya, das wusste er, war der arabische Name für La Safouri, und aus dem Überschwang des Stimmengewirrs schloss er, dass Saladins Armee die Oase eingenommen hatte, nachdem das Christenheer nach Tiberias aufgebrochen war.
Er wünschte, Sinclair wäre bei ihm, denn sein Freund beherrschte das Arabische perfekt, und er hätte jedes Wort des Durcheinanders verstanden, das über Morays Kopf hinwegwehte.
Frustriert, weil er nichts sehen konnte, konnte er nur stillliegen und hoffen, dass man ihn nicht erspähen würde. Dann kam eine Gruppe lärmender Männer auf sein Versteck zu, und er wurde nervös, weil er jeden Moment damit rechnete, einen Aufschrei zu hören, der seine Entdeckung verkündete. Er hörte sie dicht neben sich halten und wusste, dass sie direkt über ihm stehen mussten, kaum eine Armeslänge von ihm entfernt. Dann folgte eine Reihe von Grunzlauten, Männer bewegten sich hin und her, dann ein kurzer, unverständlicher Wortwechsel zwischen drei oder vier Stimmen.
Moray lauschte ihnen mit angehaltenem Atem und wünschte sich, er könnte so weit schrumpfen, dass er unsichtbar wurde. Stattdessen spürte er ein Ziehen in seinen Oberschenkeln, und er begriff, dass er in Kürze fürchterliche Krämpfe bekommen würde.
Die folgenden Minuten wurden die längsten seines Lebens, denn er litt Höllenqualen, ohne sich bewegen oder einen Laut von sich geben zu können, während seine schmerzenden Gliedmaßen gegen ihre widernatürliche Lage protestierten. Lautlos versuchte er, seine Beinmuskeln zu entspannen, und allmählich begann der entsetzliche Schmerz nachzulassen. Kaum fasste er die Hoffnung, dass die Krämpfe vorüber waren, als auch die Sarazenen aufbrachen, aufgerufen durch die Befehle einer lauten, etwas entfernten Stimme, die einen autoritären Klang hatte. Gerade hatten sie noch über ihm gestanden und laut diskutiert, da waren sie abrupt verstummt, und er hatte nur noch den Klang ihrer schwindenden Schritte gehört.
Es schien ihm, als ob sich die beiden Gruppen wieder trennten und ihren jeweiligen Weg fortsetzten. An ihren leiser werdenden Abschiedsrufen erkannte er, dass die erste Gruppe erneut südöstlich auf Tiberias zuhielt, während die andere nach Norden in die Wüste ritt.
Moray ließ ihnen reichlich Zeit zu verschwinden; dann erst kroch er aus seinem Versteck – und sein Herz hüpfte ihm in die Kehle, als er sah, dass er nicht allein war.
Ein einzelner Sarazene lag dem Anschein nach schlafend neben den Felsen im Sand. Moray blieb wie erstarrt stehen, eine Hand auf dem Felsen, der zwischen ihnen stand. Dann sah er das Blut, das den Sand unter dem Körper des Mannes tränkte.
Vorsichtig und geräuschlos schob er sich vorwärts, bis erst seine Ohren, dann seine Augen den Fliegenschwarm wahrnahmen, der über der Gestalt hing. Der Mann war tot. Der Schuss einer Armbrust hatte seinen Oberkörper durchbohrt, sein Kettenhemd war mit Blut verklebt, und unter der sonnengebräunten Haut war sein Gesicht bleich. Er lag zwischen zwei langen Speeren, und man hatte ihn offenbar sorgsam zurechtgelegt. Er hatte die Arme auf der Brust verschränkt; Köcher und Bogen lagen neben ihm, und Moray begriff, dass er ein einflussreicher Mann gewesen sein musste. Sowohl seine Kleidung als auch die verzierten Waffen an seiner Seite zeugten von Reichtum und Ranghöhe, doch sein leuchtend grüner Mantel war vom Blut geschwärzt, und sein schimmerndes Kettenhemd hatte ihn nicht vor der tödlichen Wucht des Stahlbolzens schützen können, der ihm das Metallgeflecht in die Wunde getrieben hatte.
Über die Speere hatte sich Moray zunächst gewundert, doch dann hatte er das abgebrochene Speerstück gesehen, das als Querbalken dazwischen gebunden war und an dem mehrere geflochtene Lederseile hingen, und begriffen, dass sie eine Bahre bildeten. Eine deutliche Spur führte im Sand auf die Stelle zu, wo man ihn abgelegt hatte. Wer auch immer der Mann war, man hatte ihn auf der Bahre festgebunden und mit einem Pferd hierhergezogen. Er konnte erst vor Kurzem gestorben sein, und Moray vermutete, dass seine
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