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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Euch das Erröten zu verkneifen. Sagt nur ein Wort, und Ihr könnt uns beide haben. Dann wären wir alle drei zufrieden, und das Leben könnte weiter seinen Lauf nehmen.«
    André wagte nicht einmal den Versuch einer Antwort, denn er fürchtete – wenn er auch alles andere als überzeugt davon war –, dass die Königin von Sizilien den Verstand verloren hatte. Der Donner seines Pulsschlags war ohrenbetäubend. Er saß reglos da, ohne sie anzusehen, und sie beugte sich vor und fasste ihn am Handgelenk.
    »André, seht mich an. Seht mich an, und hört zu! Seht mich an!«
    Quälend langsam richtete er den Blick auf sie und stellte fest, dass sie ihn stirnrunzelnd musterte.
    »Grundgütiger«, sagte sie eher an sich selbst als an ihn gewandt. »Ihr seid ja noch unschuldiger, als ich vermutet hatte. Eigentlich dürfte man Euch gar nicht allein ins Freie lassen. André, hört mir zu.«
    Sie hatte nun beide Hände um sein Handgelenk gelegt und drückte zu, diesmal so fest, dass es schmerzte, und er zuckte zusammen.
    »Hört Ihr mir zu? Gut. Hier spricht eine Frau, die keinerlei Wunsch hegt, Euch zu täuschen, eine Königin, die es nicht nötig hat zu lügen. Berengaria ist ganz die Eure. Ich bin es auch, doch ich würde es nur zum Vergnügen tun. Für Euch und Berengaria dagegen steht sehr viel mehr auf dem Spiel. Ihr sollt mit ihr einen Sohn zeugen, einen Erben für Richard.«
    Er machte Anstalten aufzuspringen, doch sie war schneller und drückte ihn wieder zu Boden.
    »Hört mir zu, Dummkopf! Glaubt Ihr, ich würde mit so etwas Scherze treiben? Es ist die Wahrheit. Richard hat dies alles geplant und es mit großer Sorgfalt arrangiert. Es gibt nichts, was Ihr oder irgendjemand sonst tun könnte, um es zu ändern. Wenn nötig wird er seine ganze Macht als Euer Lehnsherr einsetzen und Euch den direkten Befehl erteilen, es als Eure Pflicht zu tun. Und wenn Ihr Euch seinem Wunsch verweigert, wird er Euch entsprechend behandeln. Glaubt mir, ich weiß, wovon ich spreche, und Ihr kennt meinen Bruder gut genug, um zu wissen, dass er es nicht zulassen wird, dass man seine Pläne durchkreuzt. Richard hat keine Angst vor Päpsten oder Bischöfen oder vor den Strafpredigten der Priester, und es gibt keinen Monarchen, der ihn zwingen könnte, es sich anders zu überlegen.«
    Als sie seinen Blick sah, hielt sie inne und schnippte mit den Fingern, als wollte sie diese Gedanken verwerfen. Dann fuhr sie mit sanfterer Stimme fort.
    »Doch all dies ist nicht halb so trostlos, wie es möglicherweise klingt. Auch wäre es ja nicht unangenehm, erst recht nicht mit Berengaria.«
    Sie spreizte die Finger und holte tief Luft.
    »Richard hat Berengaria in der Hochzeitsnacht zu sich in sein Bett genommen, vor allen nötigen Zeugen, doch er hat nicht versucht, sich mit ihr zu vereinen. Sie ist keine Jungfrau, das hat auch niemand erwartet, doch für ihren Mann ist sie das, denn Richard ist ein Mann für Männer, und das bedeutet, dass seine Königin für den Rest ihres Lebens zumindest offiziell keines Mannes Frau sein wird.«
    »Das ist ein Skandal! Seine eigene Mutter hat sie doch nach Sizilien gebracht, damit sie ihn heiratet. Wie kann Eleanor denn nichts von den Untugenden ihres Sohnes wissen?«
    Joanna sah ihn mit großen Augen an.
    »Wer sagt denn, dass sie nichts davon weiß. Ich etwa?«
    »Nein, aber –«
    »Es gibt kein ›Aber‹, Sir André. Meine Mutter lässt sich nichts vormachen, und sie weiß alles über ihre Söhne … und ihre Töchter. Sie hat gewusst, was sie tat.«
    »Wie konnte sie dieser jungen Frau dann so etwas antun?«
    Die Naivität dieser Frage ließ Joannas Stimme einen ungeduldigen Ton annehmen.
    »Weil diese junge Frau die Tochter ihres Vaters ist und die Pflicht hat, ihm in allen Dingen zu gehorchen. Ihr Vater ist König von Navarra, und Eleanors Sohn ist König von England und Herrscher über ein Reich, zu dem unter anderem die Gascogne gehört. Meine Mutter hat die perfekte Allianz arrangiert, indem sie Richard mit Berengaria verkuppelt hat, eines dieser brillanten Beispiele politischer Logik und Initiative, denen meine Mutter ihren Ruf verdankt.«
    Der harte Unterton ließ ein wenig nach.
    »Richard hat in der Gascogne zahllose Probleme und keine Zeit, sich damit zu befassen. Die gesamte Region ist ein Rattennest von Banditen und Verrätern. Sie nennen sich Großgrundbesitzer und Adelsherrn, doch in Wahrheit sind sie nichts als Briganten, die sich weder um Aquitanien scheren noch um meinen Bruder und sein Haus,

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