Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
Vom Netzwerk:
Schriftstücke. Während er die Siegel aufbrach und ihren Inhalt überflog, begann er zu sprechen.
    »Euer Vetter ist in Acre aufgetaucht, lebend und anscheinend bei guter Gesundheit, obwohl einige seiner Templerbrüder daran zu zweifeln scheinen. Wir haben es vor zwei Tagen erfahren, durch einen Boten auf einem Handelsschiff auf dem Weg nach Malta. Meine Leute suchen Euch seit vorgestern Abend, also weiß ich, dass Ihr Euch weder im Schloss aufgehalten habt noch an Bord eines Schiffes im Hafen oder überhaupt in Limassol. Es gibt Leute, die dies als Desertion bezeichnen würden – in jedem Fall aber war es verantwortungslos. Wo seid Ihr gewesen?«
    »Ich habe meine Verantwortung erfüllt und war im Auftrag des Königs unterwegs.«
    Bruder Justin legte die drei Briefe vorsichtig hin, richtete sich zu voller Größe auf und sah André St. Clair zum ersten Mal direkt an. Es lag etwas Neues in St. Clairs Stimme, das ihm sofort auffiel, und nun sprach Justin ruhig und gemessen weiter.
    »Und seit wann sind die Angelegenheiten eines Königs wichtiger als die unseres Ordens?«
    »Das sind sie nicht, Bruder. Deshalb bin ich hier.«
    Bruder Justin zog ein Tuch aus seinem Ärmel und wischte sich damit einige Krümel von der fleckigen Robe, die sich über seinen Bauch spannte. Da er anscheinend noch einen Moment zum Überlegen brauchte, wischte er sich zusätzlich die Mundwinkel ab und zog so Andrés Blick auf seine Knollennase und seine hängende Unterlippe, bevor er das Tuch wieder zurücksteckte und schwerfällig nickte.
    »Ihr habt mir immer noch nicht gesagt, wo Ihr gewesen seid, und als Novizenmeister muss ich darauf bestehen, es zu erfahren.«
    »Ich bin etwa zehn Meilen außerhalb der Stadt in Isaac Comnenus’ Revier auf der Jagd gewesen. Gestern hat uns der Sturm überrascht, sodass wir in einer Höhle übernachten mussten. Wir sind heute kurz nach Tagesanbruch zurückgekehrt.«
    Justin musterte ihn merkwürdig.
    »Ihr seid im Auftrag des Königs ohne ihn auf der Jagd gewesen? Das erscheint mir seltsam. Ich habe den König gestern Abend hier in der Burg gesehen.«
    »Das bezweifle ich nicht. Er hat uns nicht begleitet. Er hat mich gebeten, seine Frau und seine Schwester zu begleiten, Berengaria und Joanna, die beide ausgezeichnete Jägerinnen sind, besser als so mancher Mann.«
    Bruder Justin erschauerte. Er sah sich um und rieb sich den Arm.
    »Es ist kalt hier«, murmelte er. »Ich sollte Feuer machen. Ganz gleich, wie heiß es draußen ist, diese alten Steinmauern halten die Räume kühl. Ich habe deutlich gespürt, wie es gerade jetzt kälter geworden ist …«
    Er richtete den Blick zum Deckengewölbe.
    »Ich weiß, dass Ihr mir vieles zu sagen wünscht, Sir André, doch zunächst muss ich Euch bitten, eines klarzustellen. Soll ich glauben, dass Ihr eine Nacht mit Königin Berengaria und Königin Joanna in einer Höhle verbracht habt? Allein mit zwei Frauen, abgesehen von einigen Jägern?«
    »Allein kann man das nicht nennen, Bruder Justin. Wir waren sechsundzwanzig, dazu die beiden Königinnen.«
    »Sechsundzwanzig. Und wie viele davon waren Frauen?«
    »Die einzigen Frauen dort waren die beiden Königinnen, und selbst sie waren als Männer verkleidet.«
    » Ich verstehe. Und hat diese … Expedition etwas damit zu tun, dass Ihr mich jetzt aufsucht?«
    »Alles.«
    »Dann habt Ihr mir ja einiges zu erzählen. Vorher jedoch, solange ich selbst noch eine Stimme habe – gibt es etwas, was Ihr mich fragen möchtet?«
    »Aye, Bruder. Wo ist mein Vetter so lange gewesen?«
    »Gefangen, in den Händen der Sarazenen. Er konnte lebend aus Hattin entkommen, wurde aber kurz darauf ergriffen.«
    »Warum haben wir dann nicht eher davon erfahren? Wir kannten doch die Namen der meisten Getöteten und Gefangenen, oder?«
    »Aye, doch anscheinend hat Euer Cousin seinen Namen und seine Identität geändert. Er wusste, dass Saladin jeden Templer und jeden Hospitalritter hingerichtet hat, der in Hattin gefangen genommen wurde. Also hat er verheimlicht, dass er ein Tempelritter war. Bei seiner Gefangennahme war die Schlacht schon einige Zeit vorbei, und er hatte sich aller Gegenstände entledigt, die ihn als Templer entlarvt hätten. Er hat den Namen und den Rang seines engsten Freundes angenommen, seines schottischen Landsmannes Lachlan Moray, der zwar ein Ritter war, aber keinem Orden angehört hat.«
    »Dann hat Alex also den Tempel verleugnet?«
    »Ja, im Interesse des Ordens von Sion.«
    »Wie könnt Ihr das

Weitere Kostenlose Bücher