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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Er hatte es satt, sich Montferrat unterordnen zu müssen, weil ihm und seinen Rittern sonst die Verbannung aus der Stadt drohte – ihnen allen war bewusst, dass Conrad sie beim geringsten Zeichen des Ungehorsams hinauswerfen würde. Für alle war es kein Geheimnis, wie krank es ihn machte, dass er als die verkörperte Macht der Templer an dieser Situation nicht das Geringste ändern konnte. Er hatte in Hattin seine gesamte Kommandostruktur verloren, ganz zu schweigen von vier Fünfteln der zu kommandierenden Männer. Ihm blieb nichts anderes übrig als machtlos zuzusehen und zähneknirschend abzuwarten.
    »Barbarossas Tod muss für Conrad ein Schock gewesen sein«, merkte Sinclair an. »Da saß er nun unangefochten auf dem Thron, den er sich selbst gebaut hatte, und wartete auf das Eintreffen seines kaiserlichen Cousins mit seiner Streitmacht von fünfhunderttausend Mann, mehr als genug, um jedem Gegner eine lange Nase zu zeigen, sei es Saladin oder seien es Richard Plantagenet und Philip von Frankreich. Er muss sich allmächtig und unbesiegbar erschienen sein … Und dann kommt hufeklappernd ein zerlumpter Bote angeritten und überbringt die Nachricht, dass sein Universum zerfallen ist: Sein Kaiser ist tot, die mächtige Armee zerstreut, all seine Hoffnungen nichts als Rauch, den der Wind davonträgt.«
    Alec schüttelte sinnierend den Kopf.
    »Ich weiß nicht, wie ich auf einen solch drastischen Umschwung reagiert hätte. Doch ich bin ja auch nicht Conrad de Montferrat. Trotzdem, was für ein Absturz … Und kaum lag er am Boden, als ihn der nächste Schlag getroffen hat: Saladin hat de Lusignan freigelassen. Es war ein unglaubliches zeitliches Zusammentreffen der Ereignisse.«
    »Aye, das war es. Ich glaube aber nicht, dass es Zufall war, Alec. Saladin ist kein Dummkopf. Er hat sich de Lusignans Wort geben lassen, dass dieser nie wieder gegen den Islam zu den Waffen greifen würde. Jeder lacht darüber und hält ihn für einen Narren, der nicht wusste, dass ein Christ sich nicht an einen Eid zu halten braucht, den er einem Ungläubigen unter Zwang geschworen hat. Aber denkt einmal darüber nach. Saladin führt seit Jahren Krieg gegen uns, und er hat schon oft mit unseren hochrangigsten Offizieren und Potentaten zu tun gehabt. Glaubt Ihr wirklich, er ist so einfältig, dass er sich der Verachtung nicht bewusst ist, die die Franken für ihn und die Seinen empfinden? Glaubt Ihr nicht vielmehr, dass er sich der Gefahr bewusst war, die Montferrat für ihn darstellte, und dass er es für vorteilhaft hielt, König Guido freizulassen, weil er genau wusste, dass Guido sein Wort augenblicklich brechen und gen Tyrus marschieren würde, um dort seine angestammten Rechte von Conrad zurückzuverlangen?«
    Alec Sinclair richtete den Blick in die Ferne und lächelte.
    »Aye, genau das glaube ich auch. Und wie perfekt es funktioniert hat, nicht wahr? Innerhalb von Tagen sind sich Guido und Conrad gegenseitig an die Kehle gegangen.«
    »Aber es hat nicht lange gedauert, bis sich Saladins Plan ins Gegenteil verkehrt hat, denn Conrad hat Guido aus Tyrus hinausgeworfen, und Guido ist nach Süden marschiert, um Acre zu belagern. Er hatte die Templer unter de Ridefort dabei, und das bringt mich zum Ende von Harrys Geschichte.«
    »Zum Ende von Harrys Geschichte?«
    Sinclair legte den Knöchel seines einen Beins auf das Knie des anderen, umfasste ihn mit beiden Händen und lehnte sich zurück.
    »Wie kann das sein? Harry weilt doch noch unter uns.«
    »Das stimmt, aber hört mir zu. De Ridefort sah einen großen Vorteil für sich darin, Harry innerhalb des Tempels auf einen hohen Rang zu befördern. Harry war bei den Brüdern sehr beliebt, und in der restlichen Armee war er genauso gut bekannt und angesehen. Also dachte de Ridefort daran, ihn auf eine der Schlüsselpositionen zu erheben, die nach Hattin frei geworden waren. Er erzählte Harry von seinem Beschluss, und Harry hat freundlich, aber bestimmt abgelehnt. Er wolle keinen solchen Titel, hat er gesagt. De Ridefort hat sich zwar geweigert, dies zu akzeptieren, doch Harry ließ sich nicht erpressen. Er sei ein Mönch, hat er zu de Ridefort gesagt, und genau dazu sei er dem Tempel beigetreten – als Mönch gemäß der Templerregel zu leben und durch ein Leben im Gebet und im Dienste des Ordens die Erlösung zu finden.«
    »Offenbar hat Harry gewonnen.«
    »Aye, das hat er. De Ridefort war außer sich, doch er konnte nichts tun. Angesichts der Schlichtheit von Harrys Begründung und

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