Die Brueder des Kreuzes
nun der Fatwa . Sein Tod wurde angeordnet, und seine Henker sind schon bestimmt. Nun muss nur noch festgelegt werden, wie und wann er umgebracht wird.«
»Dann ist Eure Aufgabe doch erfüllt. Ihr habt Euer Ziel erreicht, ohne selbst etwas tun zu müssen. So viel Glück hat man doch selten.«
Sinclair legte den Kopf schräg und musterte seinen Vetter.
»Aye«, sagte er, »da habt Ihr wohl recht, abgesehen davon, dass wir keinen Einfluss auf den Zeitpunkt des Geschehens haben, und das könnte nachteilig sein.«
Er hielt inne.
»Über diesen Teil meiner Order haben wir nie gesprochen. Möchtet Ihr etwas dazu sagen? Gibt es etwas, das Ihr lieber nicht tun würdet?«
»Nun«, erwiderte André. »Ich gebe zu, dass ich bestürzt war, dass unser eigener Rat von Euch eine solche Eliminierung verlangen würde – nein, nennen wir es beim Namen, einen Mord. Für solche Aufgaben bin ich weder Ritter noch Mönch geworden. Doch dann habe ich noch einmal darüber nachgedacht und bin zu einem anderen Schluss gekommen. Hier geht es um mehr als das Leben eines einzelnen Mannes. Es geht um den Fortbestand des Christentums im Heiligen Land. Selbst wenn Richards Armee den Sieg über Saladin davonträgt, wird dieser nicht gesichert sein, denn die Streitigkeiten zwischen den Katholiken und den Orthodoxen werden sich genauso bitter fortsetzen wie der Disput zwischen den Sunniten und den Schiiten. Da ich kein Christ bin, würde mich das eigentlich nicht stören, doch unser Orden braucht den Deckmantel der Sicherheit, den ihm die katholischen Templer bieten, um sein heiliges Werk fortzusetzen und den Menschen zu zeigen, wie Jesus und seine Begleiter den Weg zu Gott tatsächlich gelehrt haben.«
Andrés Gesicht nahm eine entschlossene Miene an.
»Als loyaler Ordensbruder würde ich zu diesem Zweck mit jedem zusammenarbeiten, der uns helfen kann, auch mit den Assassinen. Und das bedeutet, dass ich die Ermordung des Grafen von Tyrus gutheiße und ihn sogar selbst ausführen würde, denn er stellt die größte Bedrohung der römischen Kirche in Outremer dar. Wenn er Isabella heiratet, wird er die orthodoxe Kirche hier noch mehr stärken als zuvor, und er wird die Templer durch die Teutonenritter ersetzen und damit unsere heilige Mission um Hunderte von Jahren zurückwerfen.«
»Und so können wir nur hoffen, dass er der Fatwa zum Opfer fällt, bevor er Isabella heiratet und König wird«, murmelte Sinclair.
»Vielleicht. Doch wie Ihr ja schon sagt, haben wir darüber keine Kontrolle. Und Rashid al-Din hat keinerlei Interesse daran, uns behilflich zu sein, richtig?«
Sinclair nickte.
»Dann beantwortet mir diese Frage: Ist es nicht wahr, dass die Assassinen die rituelle Ermordung von Würdenträgern in der Öffentlichkeit als eine gute Methode betrachten, ihre persönliche Version von Angst und Schrecken zu verbreiten?«
»Doch.«
»Und ist es nicht wahr, dass es für Conrad von großem Vorteil wäre, wenn seine Hochzeit mit Isabella so schnell wie möglich stattfände?«
»Doch. Was wollt Ihr damit sagen?«
»Noch nichts. Wenn diese Hochzeit stattfindet, wird sie doch gewiss ein prunkvolles Ereignis, nicht wahr?«
»Eine königliche Hochzeit? Natürlich.«
»Nun denn. Warum geht Ihr dann nicht zu Rashid al-Din und erzählt ihm von Conrads ehrgeizigem Plan, die Christenheit als Regent von Jerusalem erstarken zu lassen. Dann könnt Ihr ihm anbieten, ihn über Conrads weitere Hochzeitsplanungen im Bilde zu halten. Mit diesem Wissen könnte Rashid seine Männer zum richtigen Zeitpunkt aussenden und im passenden Moment den größtmöglichen Schrecken verbreiten, indem er Conrad just im Moment seiner Eheschließung ermordet. Damit würde er die Macht der Assassinen unterstreichen, und auch unseren Zwecken wäre perfekt gedient.«
»Was meint Ihr mit perfekt?«
»Nun, wenn es keine Hochzeit gibt, braucht uns all dies nicht weiter zu interessieren.«
»Aber Rashid al-Din würde Conrad doch trotzdem ermorden.«
»Wahrscheinlich, aber dann wäre es seine Entscheidung, nicht unsere.«
Alec starrte seinen Vetter mit unverhohlener Ehrfurcht an. Dann schüttelte er den Kopf.
»Das, Master St. Clair, ist ein Schlachtplan, der eines Papstes würdig wäre. Er ist absolut brillant. Perfekt!«
Er schlug sich mit der Hand auf das Knie und erhob sich, sodass er auf André hinunterblickte.
»Wohin geht Ihr?«
»Zurück in die Höhle des Löwen. Ich werde ihn bitten, mich noch einmal zu empfangen, denn ich habe ihm etwas Wichtiges
Weitere Kostenlose Bücher