Die Brueder des Kreuzes
mitzuteilen. Er weiß, dass wir morgen früh aufbrechen, und er wird neugierig sein. Wartet hier auf mich. Ich glaube nicht, dass es lange dauert.«
Keine halbe Stunde später war er wieder da und warf André einen prachtvollen Dolch zu.
»Für Euch. Der Alte hat ihn mir geschenkt, als Zeichen seiner Wertschätzung, aber ich habe ihm nicht gesagt, dass Ihr eigentlich derjenige seid, dem diese Wertschätzung gilt. Ihr habt Euch die Waffe verdient. Mit dieser Klinge könntet Ihr ein ganzes Kamel zerlegen, ohne dass sie Euch im Stich lässt. Dies ist die Waffe eines Scheichs, Vetter. Tragt sie mit Stolz. Und nun müsst Ihr mindestens genauso müde sein wie ich. Wir brechen morgen in aller Herrgottsfrühe auf, also lasst uns schlafen gehen.«
»Aber was hat er denn zu unserem Plan gesagt?«
»Kein einziges Wort. Stattdessen hat mich der alte Schurke doch tatsächlich angelächelt … Etwas so Furchterregendes habe ich noch nicht oft gesehen. Er hat mir aufmerksam zugehört, und als ich fertig war, hat er persönlich den Dolch geholt, um ihn mir zu überreichen. Euer Plan hat ihm sehr gefallen, Vetter. Jetzt haben wir die Zügel in der Hand, und wir haben uns den Schlaf verdient. Kommt.«
»Gern, aber das kann ich nicht annehmen.«
André hielt Sinclair den Dolch mit dem reich verzierten Griff entgegen, doch Alec verschränkte die Arme vor der Brust.
André runzelte die Stirn.
»Kommt schon, eigentlich gehört er Euch. Warum nehmt Ihr ihn nicht selbst?«
»Weil er mir nicht gehört. Ihr habt ihn Euch mit Eurer wunderbaren Idee verdient. Ich habe dem Alten nur den Köder unter die Nase gehalten. Außerdem habe ich schon einen Dolch. Hier.«
Er griff hinter seinem Rücken an den Gürtel und brachte eine Waffe zum Vorschein, die Rashids Dolch an Schönheit weit übertraf.
»Den habe ich ja noch nie gesehen.«
»Natürlich nicht. Ich bewahre ihn im Verborgenen auf, weil ich ihn sonst abgeben müsste. Er spottet jedem Armutsgelübde und würde nur Neid und Habgier auslösen. Ich behalte ihn aber nicht wegen seines Geldwertes, denn für mich hat er keinen. Er hat einmal einem jungen Mann namens Arouf gehört, dem Schwager Ibn al-Farouchs, der mich gefangen genommen hat. Ich habe Arouf tot in der Wüste gefunden und ihm den Dolch abgenommen. Ibn al-Farouch hat ihn erkannt und ihn mir abgenommen, doch bei meiner Freilassung hat er ihn mir zur Erinnerung geschenkt, und ich bewahre ihn zu Ehren dieser unerwarteten Freundschaft auf. Behaltet Ihr also Euren Dolch, und ich behalte meinen, und verbergt ihn vor jedem gierigen Blick.«
3
E
INIGE TAGE SPÄTER wurden die beiden Vettern durch ihre Dienstpflichten getrennt. Es stand zu erwarten, dass dies so bleiben würde, bis die weitere Entwicklung der Offensive feststand.
Unglücklicherweise konnte niemand sagen, wie lange das dauern würde. Beide Könige, Richard und Philip, litten nun an Leonardia , jener Krankheit, die die Soldaten Skorbut nannten. Richard befand sich in einem bedeutend schlechteren Zustand als Philip. Angestachelt durch die Tatsache, dass sein englischer Rivale immer mehr Haare verlor und ihm die Zähne im Mund verfaulten, bekämpfte Philip seine Krankheit mit aller Macht. Gleichzeitig bereitete er sich in aller Hektik darauf vor, Acre mit seiner eigenen Armee anzugreifen und die Belagerung auf eigene Faust zu beenden. Währenddessen wurde Richards Flotte durch die gefährlichen Winde, die man Arsuf nannte, in Tyrus festgehalten, und mit ihr die normannische Hälfte seiner Armee.
Philip brannte darauf, die Gunst der Stunde zu nutzen und in Acre Ruhm einzuheimsen, solange sein Rivale noch ans Bett gefesselt war und seine Verstärkung aufgehalten wurde. Also versuchte er auf Biegen und Brechen, den Turm zu Fall zu bringen, den man den Verfluchten nannte. Einem der zahllosen Gerüchte zufolge, die im Feldlager die Runde machten, setzte Richard unterdessen vom Krankenbett aus seine Verhandlungen mit Saladin fort.
Ende Juni leitete André eine Nachricht von Ibrahim an Alec weiter, in der es hieß, Saladin spiele sein eigenes Spiel und sei sehr zufrieden darüber, Zeit schinden zu können, indem er einen Abgesandten nach dem anderen empfing. Es hieß, der Sultan rechne seinerseits täglich mit dem Eintreffen einer Flotte aus Kairo und einer Armee, die auf dem Landweg aus Bagdad im Anmarsch sei. Er baue darauf, dass das Eintreffen von Flotte oder Armee ausreichen würde, um Philips Angriffe abzuwehren.
Alec gab dieses Wissen auf der Stelle an Sir Robert
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