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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Schutz in Sicht. Unterdessen wartete die Armee ab, und die schwitzenden Männer hüteten sich, ihre Rüstungen mit nackter Haut in Verbindung zu bringen. Hier und dort brachen einzelne Männer in der mörderischen Hitze zusammen.
    Der fertige Block der Gefangenen bot einen eindrucksvollen Anblick. St. Clair fragte sich immer noch, welchen Zweck Richard mit all diesem Aufwand verfolgte, als die Sergeanten begannen, weitere Gefangene zu einem zweiten Block zu formieren, der ebenfalls aus tausend Mann bestand.
    Hinter St. Clair begann ein Mann zu murren, doch André drehte sich zu ihm um und herrschte ihn an, den Mund zu halten. Danach sagte niemand mehr etwas, und mit jeder Sekunde wurde ihnen elender zumute. Nach wie vor zeigte sich auf den Bergen nicht die geringste Spur von Saladin oder seinen Sarazenen.
    Dann waren alle Gefangenen in Blöcken aufgestellt, und einer der Sergeanten erstattete dem König Meldung. Dieser nickte und richtete sich im Sattel auf. Er hob sein langes, prunkvoll verziertes Schwert über seinen Kopf und vollführte eine weitere Kreisbewegung. Augenblicklich traten die Trommler vor und stimmten ein rasselndes Stakkato an. Während ihr Rhythmus schneller wurde, trabten vier Kolonnen von Bogenschützen vor und bezogen hinter den Gefangenen Position.
    André kannte solche Formationen und wusste, dass sich jede dieser Kolonnen aus zweihundert Schützen zusammensetzte. Er erstarrte, als er begriff, was jetzt geschehen würde, doch noch als er die ersten Pfeile lautlos von hinten auf die gefesselten, hilflosen Gefangenen herniederschwirren sah, konnte er nicht glauben, was er sah.
    Die Gefangenen gingen in Scharen zu Boden wie Kornhalme vor dem Sensenmann. Nach einigen Momenten der Verwirrung begriffen auch die Männer in den vorderen Reihen, was sich hinter ihnen abspielte, und Panik breitete sich unter ihnen aus wie ein Buschfeuer. Sie versuchten zu flüchten, vergeblich, weil ihre Beine zu eng gefesselt waren. So stolperten und stürzten sie und flehten Allah um Beistand an.
    Am Rande des Geschehens sah Richard Plantagenet mit ausdruckloser Miene zu, wie das Massaker seinen Lauf nahm. Dann begann einer der Templer, sein Schwert rhythmisch gegen seinen Schild zu schlagen und zum Dreitakt seiner Schläge »Durch das Kreuz , durch das Kreuz , durch das Kreuz … « zu rufen. Seine Nebenmänner fielen mit ein, und bald schienen alle Templer den Schlachtruf zu rufen und zu trommeln – obwohl es nicht alle waren. André St. Clair war nicht der einzige Templer, in dessen Gesicht sich an diesem Tag Bestürzung zeigte, doch sie waren bei weitem in der Unterzahl. Als der Gesang schließlich so laut wurde, dass auch der König die Worte verstand, hob er erneut sein Schwert über seinen Kopf, diesmal allerdings mit der Klinge zuerst, sodass der Griff wie ein Kreuz über den Reihen der Christen schwebte. Lauter und lauter wurde der Singsang, bis auch der letzte gefangene Moslem ermordet war.
    Als es vorüber war, erteilte Richard ein weiteres Signal, und die Bogenschützen trotteten an ihre ursprünglichen Positionen zurück. Die gesamte Armee machte kehrt und trat den Rückweg nach Acre an, während die Landschaft mit derart vielen Toten übersät war, dass sämtliche Geier des Landes davon satt werden mussten.
    André St. Clair blickte weder nach links noch nach rechts und wechselte mit niemandem ein Wort. Er war entsetzt, nicht nur über das Ausmaß des Verbrechens, das er mit angesehen hatte, sondern auch, weil der Verbrecher derselbe Mann war, der noch vor Kurzem so entrüstet reagiert hatte, weil Saladin nach seinem Sieg bei Hattin hundert Gefangene exekutiert hatte.
    Als dann ringsum lauter Jubel ausbrach, konnte er jedoch seine Umgebung nicht länger ignorieren und richtete seinen leeren Blick auf das Spektakel der würdevollen Ritter, die sich vor Euphorie wie die Betrunkenen aufführten, weil sie zu Ehren Gottes so viele Ungläubige ermordet hatten.

    »ZWEITAUSENDSIEBENHUNDERT MANN, Alec. So viele sind es gewesen. Fast zweitausendachthundert. Abgeschlachtet wie Tiere und dann zum Verrotten in der Sonne liegen gelassen.«
    Alecs Miene war ausdruckslos, seine Stimme tonlos.
    »Und was habt Ihr währenddessen getan?«
    »Nichts. Ich habe absolut nichts getan. Ich war … ich kann es gar nicht beschreiben. Ich war wie betäubt, erschüttert und ungläubig. Aber zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich keinen Finger gerührt habe, um es zu verhindern.«
    Sinclairs Gesicht verzog sich zu einem

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