Die Brueder des Kreuzes
sind doch zu nichts zu gebrauchen. Wir können nicht einmal miteinander reden, geschweige denn kämpfen.«
Er hob seinen Arm und tippte sich mit dem Dolch an seine Schiene. Zum ersten Mal flackerte so etwas wie der Hauch eines Lächelns im Mundwinkel seines Gegenübers auf.
»Nun, dann können wir auch genauso gut noch etwas trinken, denn ich habe keine Ahnung, was wir als Nächstes tun sollen. Ich bezweifle, dass ich mit meinem verdammten Arm ohne Hilfe wieder aufs Pferd steigen kann, und selbst wenn, könntest du nicht hinter mir aufsitzen.«
Als sein Becher gefüllt war, setzte er sich vorsichtig auf einen Sandhaufen und streckte die Hände aus, um den Becher zu seinen Füßen abzustellen. Dabei rutschte ihm der Griff des juwelenbesetzten Dolches aus dem Wams. Bevor er ihn zurückschieben konnte, hörte er den Sarazenen nach Luft schnappen, und als er aufblickte, sah ihn der Mann mit merkwürdiger Miene und großen Augen an.
»Was ist denn? Ist es das hier?«
Er zog den Dolch ganz hervor und hielt ihn hoch. Während der Mann ihn betrachtete, sah Sinclair einen Schatten über seine Augen huschen, doch dann nahm sein Gesicht seine ausdruckslose Miene wieder an.
»Woher habt Ihr diesen Dolch?«
Die Frage war Arabisch, doch Sinclair hatte sie erwartet, und er schüttelte mit verständnislosem Blick den Kopf und zuckte mit den Achseln, als hätte er kein Wort verstanden. Er hätte nicht erklären können, warum er sich unwissend stellte, doch er hatte das Gefühl, dass es besser war. Der Sarazene runzelte die Stirn, dann versuchte er es erneut.
»Woher habt Ihr das?«
Diesmal stellte er die Frage auf Französisch, und Sinclair riss verblüfft die Augen auf, doch er antwortete sofort in derselben Sprache, froh, sich mit dem Mann verständigen zu können, ohne seine Kenntnis des Arabischen preisgeben zu müssen.
»Ich habe ihn heute Morgen gefunden. Bei einem Toten. Einige Meilen von hier.«
Es folgte eine lange Pause, bevor der Sarazene sagte: »Ihr habt ihn umgebracht?«
Sinclair hörte etwas Schmerzerfülltes in dieser Frage und schüttelte den Kopf. Er hob den verletzten Arm und legte ihn auf sein Knie.
»Nein«, sagte er und lagerte seinen Arm so bequem wie möglich. »Wie ich gesagt habe, war er schon tot, als ich ihn gefunden habe, im Sand vergraben wie Ihr. Wer ist er gewesen? Ich kann ja sehen, dass Ihr ihn kanntet.«
Der Sarazene hielt inne, neigte dann aber den Kopf.
»Sein Name war Arouf. Er war der jüngste Bruder meiner Frau. Er war schwer verletzt, als er hier aufgebrochen ist. Er hatte zwar schon länger nicht mehr geblutet, und seine Wunde war fest verbunden, doch sie muss sich auf seinem Ritt wieder geöffnet haben.«
»Er hat Euer Pferd genommen und Euch hier zurückgelassen?«
»Wir hatten keine andere Wahl. Wir waren drei Männer und hatten zwei Pferde. Arouf ist nach Norden geritten, um Hilfe zu suchen, und Sayeed nach Osten. Sie haben mich hier im Schatten zurückgelassen, in Sicherheit. Keiner von uns hat geahnt, dass der Sturm kommen würde.«
»Also ist es möglich, dass dieser dritte Mann, dieser Sayeed, noch lebt?«
»Aye, wenn es Allahs Wille ist. Wenn es im Buch des Engels geschrieben steht. Wenn nicht, dann steht wohl darin, dass Ihr mit mir hier sterben werdet.«
Er sah sich um.
»Doch noch sterben wir nicht. Auch ich habe Wasser und einen Beutel mit Vorräten. Der Wind hat beides hier irgendwo vergraben.«
Sinclair beachtete seine Worte nicht.
»Was ist mit Eurem Bein geschehen, und wer hat das getan?«
Er wies auf die Schiene.
»Sayeed hat uns beide gerettet. Er ist in der Heilkunst bewandert.«
»Ist er Arzt?«
»Nein, er ist Krieger, aber sein Vater, der ein berühmter Arzt war, hat ihn in seiner Jugend darin unterwiesen. Sayeed hat den Beruf seines Vaters nicht ergriffen, aber er hat nicht vergessen, was dieser ihn über die Behandlung von Wunden gelehrt hat.«
»Und er ist nach Osten geritten?«
Ein Kopfnicken.
»Wie ich sagte.«
»Um wen zu suchen? Wie seid Ihr hierhergekommen? Wart Ihr in Hattin?«
»Hattin? Ah, Ihr meint Hittin …«
Der Sarazene zog die Stirn in Falten, verkniff sich aber anscheinend die Frage, die ihm auf der Zunge lag, und beantwortete stattdessen schlicht Sinclairs Frage.
»Nein, ich war nicht dort. Wir waren auf Geheiß des Sultans nach Tiberias unterwegs, als uns ein schlimmes Schicksal ereilte.«
Sinclair reichte dem Sarazenen den Wasserschlauch zurück.
»Erzählt mir davon, denn wir haben ja sonst nichts zu tun, und
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