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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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in Freiheit zu wandeln und gegen uns zu kämpfen.«
    Darauf fiel Sinclair keine angemessene Erwiderung ein, und er nickte nur.
    »Was werdet Ihr jetzt mit mir tun? Soll ich ebenfalls sterben?«
    Al-Farouch lachte bellend.
    »Sterben? Nein, Ihr werdet nicht sterben. Ich bin Euch das Leben schuldig. Doch Ihr werdet mein Gefangener bleiben, bis jemand Lösegeld für Euch bezahlt. Keine Sorge«, fügte er rasch hinzu, als er Sinclair erstarren sah. »Man wird Euch gut behandeln, solange Ihr Euch fügt. Wir werden Euch unsere Sprache lehren und Euch in den Worten Allahs und seines Propheten Mohammed unterweisen, gesegnet sei Sein Name. Vielleicht lehren wir Euch sogar, Euch zu baden und zu kleiden wie ein zivilisierter Mensch, doch das hängt davon ab, wie lange Ihr bei uns bleibt. Vorerst überlasse ich Euch Sabits Aufsicht. Ihr werdet feststellen, dass seine Strafen nie lange auf sich warten lassen, doch er wird nur streng, wenn man ihn provoziert. Eigentlich würde die Tatsache, dass Ihr Franke seid, ausreichen, um ihn zu provozieren, doch ich habe ihn gewarnt. Jetzt geht mit ihm, aber zuerst sollt Ihr Eure erste Lektion auf Arabisch lernen. ›Sala’am Aleikhem‹. Das ist ein Willkommens- und Abschiedsgruß. Als Antwort wiederholt man dieselben Worte. Und so sage ich Euch auf Wiedersehen, ›Sala’am Aleikhem‹.«
    »Sala’am Aleikhem«, erwiderte Sinclair.
    Er fragte sich, ob er seine Heimat je wiedersehen würde, denn diese Menschen glaubten, dass sein Name Lachlan Moray war, und niemand würde Lösegeld für Lachlan Moray bezahlen, einen schottischen Ritter ohne bedeutende Verbindungen. Es gab keinen Tempelritter dieses Namens, und selbst innerhalb der Bruderschaft gab es niemanden, der auf die Wahrheit kommen würde.
    Sabit trat vor und drückte ihm die Hand auf die Schulter. Alec Sinclair setzte sich gehorsam in Bewegung und tat den letzten Schritt in die Gefangenschaft, als er jetzt an der Seite seines Bewachers auf das Pferd zuschritt – al-Farouchs Pferd –, das man inmitten der sarazenischen Formation für ihn bereithielt.
DIE GRAFSCHAFT POITOU
1189-90

1
    S
    CHON BEVOR IHN ECTOR an der Schulter schüttelte, wusste Henry St. Clair, dass er geträumt hatte und in jener Welt zwischen dem Schlaf und dem Wachen gefangen gewesen war, die er seit dem Tod seiner Frau im vergangenen Jahr so häufig aufsuchte. Die Geräusche in seinem Traum waren beunruhigend und beängstigend gewesen – fern, aber donnernd und bedrohlich –, und doch hatte er nichts dagegen unternehmen können, denn er hatte sich weder gezielt bewegen noch seine Stimme zu einer Frage oder einem Einwand erheben können.
    Und dann legten sich die Hände auf seine Schultern und hielten seine Arme fest, und als er mit einem erstickten Aufschrei erwachte, stand Ector über ihm, eine bedrohliche Gestalt im flackernden Licht der Kerze neben dem Bett.
    »Mylord! Mylord Henry, wacht auf!«
    Henry erstarrte, entspannte sich dann aber, weil er seinen Steward und sein vertrautes Schlafzimmer erkannte, und die letzten Bilder seines Alptraums verschwanden. Er rieb sich die Augen und stützte sich auf den Ellbogen auf, um seinen nächtlichen Besucher anzublinzeln.
    »Ector? Was ist denn? Wie spät ist es überhaupt?«
    »Weit nach Mitternacht, Mylord, doch Ihr habt Besuch. Ihr müsst Euch ankleiden, rasch.«
    »Besuch? Mitten in der Nacht?«
    Er schlug die Bettdecke zurück, hielt dann aber inne und sah seinen Steward an.
    »Es sind doch nicht wieder diese dreimal verfluchten Priester? Denn wenn sie es sind, können sie alle zur Hölle gehen und dort in den tiefsten Löchern schmoren. Ihre selbstgerechte Arroganz ist –«
    »Nein, Mylord Henry, keine Priester. Es ist der König. Er bittet Euch, so schnell wie möglich zu ihm zu kommen.«
    »Der König.«
    Henrys ausdrucksloser Ton verriet seine Verwunderung.
    »Der König von Frankreich? Capet? Philip Augustus ist hier in Poitou?«
    »Nein, Mylord, ich habe den Herzog gemeint. Den englischen König, Richard. Euren Lehnsherrn.«
    »Richard von Aquitanien.«
    St. Clairs Stimme wurde noch flacher.
    »Ihr wagt es, ihn hier in meinem Haus als König zu bezeichnen? Sein Vater würde uns beide vierteilen lassen, wenn wir auch nur den Gedanken hegten, geschweige denn, ihn laut aussprächen.«
    Ector ließ den Kopf hängen, verlegen über seinen Schnitzer.
    »Verzeiht mir, Mylord. Meine Zunge war schneller als meine Gedanken.«
    Henry hob die Hand.
    »Genug! Er wird ohnehin bald König von England sein, doch noch

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