Die Brueder des Kreuzes
möglich, dass wir uns einer vergrößerten Anzahl Ungläubiger gegenübersehen, denn Saladins Territorium ist gigantisch. Das werden wir erst erfahren, wenn es so weit ist. Doch wenn sie ihren Pfeilhagel wiederholen – und ich kann mir nicht vorstellen, warum sie das nicht tun sollten –, werden unsere Männer ihnen nichts entgegenzusetzen haben. Man wird uns scharenweise abschießen.«
»Vielleicht. Aber nur, wenn wir zulassen, dass der Feind uns nah genug kommt, um uns zu erreichen.«
Richard hob den Kopf und kniff die Augen zusammen.
»Nun gut, dann sagt mir, wie wir sie auf Abstand halten?«
»Indem wir weiter schießen als sie. Eure englischen Langbogen und Eure Armbrüste haben eine größere Reichweite als die Bogen der Sarazenen. Im Vergleich dazu sind ihre Bogen kümmerlich klein. Wir werden sie lehren, unsere Armbrüste zu fürchten.«
»Das sollten sie auch. Sie sollten sie fürchten. Aber wir haben nicht annähernd genug davon – nicht einmal herkömmliche Armbrüste, geschweige denn solche aus Stahl. Und von unseren Verbündeten können wir in dieser Hinsicht keine Hilfe erwarten.«
St. Clair ließ sich von diesen Worten nicht beeindrucken und nickte lediglich.
»Wir brauchen keine Hilfe. Ich war bereits so frei, Euer Einverständnis vorauszusetzen, und habe weitere Waffen bei Euren Schmieden geordert, sowohl hier als auch daheim.«
»Habt Ihr das, bei Gott?«
Weit davon entfernt, sich missmutig zu zeigen, zog Richard belustigt die Augenbrauen hoch.
»Wann habt Ihr das getan, und wie viele habt Ihr geordert?«
»So viele, wie vor unserer Abreise noch gefertigt werden können. Ich habe zunächst um fünfhundert gebeten; mehr, wenn es die Zeit erlaubt. Es ist eine Woche her, dass ich die Nachricht mit einem schnellen Schiff nach Poitiers geschickt habe, wo die kundigsten Schmiede daheim sind. Natürlich bekommen wir nicht nur Armbrüste mit stählernen Bogen, da ihre Herstellung sehr kompliziert ist, doch die anderen sind die zweitbeste Sorte, aus Holz und Horn. Eine weitere Nachricht habe ich nach Tours gesandt, wo ich in der Manufaktur fünfhundert kleinere Armbrüste aus Holz und Sehnen geordert habe. Und ich habe Eure englischen Bogenmacher aufgefordert, mehr Waffen zu produzieren. Allerdings hat man mir mitgeteilt, dass sie bereits tun, was sie können.«
Richard holte tief Luft.
»So sei es«, sagte er. »Gut gemacht. Aber wie unterweisen wir unsere Männer nun im Umgang mit diesen Waffen, bevor wir sie geliefert bekommen? Das wird nicht leicht, Henry, denn keiner der Rekruten, die wir auswählen, wird mit einer solchen Waffe vertraut sein.«
»Das ist wahr, doch Ihr habt meinen Sohn ja bereits damit betraut, weitere Lehrmeister auszubilden, die dann die Neulinge unterweisen können. Wie viele Armbrustschützen der neuen Art habt Ihr in Aquitanien unter Eurem Kommando?«
»In Aquitanien? Nicht viele. In Anjou habe ich mehr, und in Poitou …« Richard spitzte die Lippen und rechnete. »Vielleicht fünf- oder sechshundert in Aquitanien. Zweihundert von ihnen habe ich mit nach England gebracht – zwanzig Schwadronen zu zehn Mann.«
»Und was ist mit anderen Waffen, herkömmlichen Armbrüsten?«
»Genauso viele, würde ich sagen, wenn wir immer noch von Aquitanien sprechen. Vielleicht ein- oder zweihundert mehr … sagen wir knapp tausend. Doch auch hier habe ich mehr in Anjou und Poitou. Und bevor Ihr fragt: Ich habe tausend englische Langbogen in meinem Tross, und bis wir England verlassen, werde ich ihre Zahl mindestens verdoppeln.«
Richard lehnte sich an den Baum in seinem Rücken und blickte in die Ferne, während er über die Zahlen nachdachte, die er St. Clair gerade genannt hatte. Im Großen und Ganzen machten sie nur einen kleinen Prozentsatz der Hunderttausende starken Armee aus, die er gemeinsam mit dem französischen König und anderen Verbündeten gegen Saladin aufstellen würde – doch dass es überhaupt so viele waren, war allein sein Verdienst, und widerstrebend räumte er auch seinem Vater einen Anteil daran ein. Seine Spione hatten ihm berichtet, dass der Heilige Römische Kaiser Friedrich Barbarossa zweihundertfünfzigtausend Mann zum neuerlichen Krieg des Papstes beisteuern würde, doch Richard hielt es für unwahrscheinlich, dass die Bataillone des deutschen Kaisers über eine nennenswerte Anzahl von Bogenschützen verfügten.
Richard richtete seinen Blick wieder auf St. Clair.
»Habt Ihr Euch schon überlegt, wie wir Eure neuen Streitkräfte einsetzen
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