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Die Bücher und das Paradies

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Titel: Die Bücher und das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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ein Theatermensch, Labrunie hatte
    sich wirklich in eine Schauspielerin verliebt, Jerard hebt
    eine Frau, die er nur auf der Bühne gesehen hat, und vor
    Bühnen treibt er sich fast bis zum Ende der Erzählung
    herum. Aber das Theater ist in Sylvie auch sonst
    allgegenwärtig, theatralische Szenen sind der Tanz auf der
    Wiese mit Adrienne, das Blumenfest in Loisy (und
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    Theatermaschinerie ist der Korb, aus dem der Schwan
    aufsteigt), die Maskerade in Hochzeitskleidern, die Jerard
    und Sylvie im Haus der Tante inszenieren, und die sakrale
    Aufführung in der Abtei von Châalis.
    Mehr noch, viele haben bemerkt, daß Nerval für seine
    zentralen Szenen stets eine theatralische Beleuchtung
    wählt. Die Schauspielerin erscheint zuerst von unten durch
    das Rampenlicht beleuchtet, dann von oben durch die
    Strahlen des Lüsters, aber Techniken der Theater-
    beleuchtung werden auch beim Tanz auf der Wiese
    eingesetzt, wenn die letzten Strahlen der Abendsonne
    durch die Blätter der als Kulissen dienenden Bäume
    einfallen, und während Adrienne singt, wird sie vom
    Mond wie von einem Scheinwerfer isoliert (und am Ende
    tritt sie aus dem, was wir heute einen Lichtkegel nennen
    würden, mit einem anmutigen Gruß heraus wie eine
    Schauspielerin, die sich vom Publikum verabschiedet).
    Am Anfang des vierten Kapitels, während der »Reise nach
    Kythera« (die überdies verbale Darstellung einer visuellen
    Darstellung ist, denn Vorbild ist ein Gemälde von
    Watteau), wird die Szene erneut von oben durch die
    rotglühenden Strahlen der Abendsonne beleuchtet. Und
    schließlich, als Jerard am Anfang des achten Kapitels den
    Tanzplatz von Loisy erreicht, erleben wir ein Meisterwerk
    der Lichtregie, wenn um die Wipfel der Linden eine
    »bläuliche Helle« spielt, während die Stämme unten
    bereits im Dunkeln liegen, bis in diesem Kampf zwischen
    künstlichen Lichtern und dämmerndem Tag die Szene
    langsam vom bleichen Morgenlicht erfüllt wird.
    Man darf sich also nicht von einer »groben« Lektüre der
    Erzählung täuschen lassen und behaupten, sie operiere –
    so wie Jerard hin- und hergerissen sei zwischen dem
    Traum einer Illusion und dem Streben nach Wirklichkeit –
    mit einer klaren und harten Gegenüberstellung von
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    Theater und Wirklichkeit. Denn jedesmal, wenn Jerard ein
    Theater zu verlassen sucht, betritt er ein anderes. Er
    beginnt mit einer Feier der Illusion als der einzigen
    Wahrheit, an der er sich auch noch im zweiten Kapitel
    berauscht. Im dritten Kapitel scheint er eine Reise in die
    Realität anzutreten, denn die Sylvie, die er aufsuchen will,
    existiert wirklich, aber er findet sie nicht mehr als das
    Naturkind vor, das er in Erinnerung hat, sondern von
    Kultur durchdrungen, sie phrasiert beim Singen (und sie benutzt die Hochzeitskleider der Tante, um zu einem
    Maskenball zu gehen, und sie ist wie eine erfahrene
    Schauspielerin bereit, Adrienne nachzuahmen und das von
    ihr in Châalis gesungene Lied zu singen, angeleitet von
    Jerard, der den Regisseur spielt). Und wie eine
    Theaterfigur verhält sich auch Jerard selbst, als er (in
    Kapitel 8) den letzten Versuch macht, Sylvie zu erobern,
    indem er sich ihr zu Füßen wirft wie in einer klassischen
    Tragödie.
    So ist das Theater bald Ort der triumphierenden und
    rettenden Illusion, bald Ort der Enttäuschung und
    Ernüchterung. Was die Erzählung thematisiert (und daher
    rührt ein weiterer Nebeleffekt), ist nicht der Gegensatz
    zwischen Illusion und Wirklichkeit, sondern der Bruch,
    der durch beide Welten geht und sie miteinander
    vermischt.
    Die Symmetrie des Handlungsgangs
    Wenn wir noch einmal zu Abbildung 1 zurückkehren,
    sehen wir, daß die vierzehn Kapitel, in denen sich der
    Handlungsgang artikuliert, in zwei Hälften geteilt werden
    können, eine vorwiegend bei Nacht und eine vorwiegend
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    bei Tag spielende. Die nächtliche Kapitelfolge bezieht sich
    auf eine schwärmerisch in Erinnerung gerufene und im
    Traum gesehene Welt; alles wird euphorisch erlebt, im
    Zauber der Natur, der Raum wird langsam durchmessen
    und mit einer Fülle an festlichen Details beschrieben. In
    der zweiten Kapitelfolge findet Jerard dagegen ein Valois,
    das ganz und gar künstlich ist, aus falschen Ruinen
    zusammengesetzt, in dem er die Stätten seiner früheren
    Reise in einer dysphorischen, depressiven Stimmung
    wiederbesucht, ohne sich bei den Details der Landschaften
    aufzuhalten und nur mit Blick für die Epiphanien der
    Ernüchterung.
    In Kapitel
    5, nach dem Fest,

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