Die Büchse der Pandora - Wer liebt Wen?
Tiefer h ä tte ich nicht fallen k ö nnen. Konsequenzen hatte mein Vater
angedroht. Tim hatte er sie angedroht. Was f ü r Konsequenzen? Was w ü rde denn jetzt werden?
Alles drehte sich in mir und hilflos sah ich Tim an, aber auch er sah ebenso
unsicher und geschockt aus. Wir hockten uns aufs Sofa und hielten uns im Arm.
Wortlos und bis ins Mark ersch ü ttert.
Alles
was folgte, ersch ü tterte
uns sp ä ter
noch viel mehr.
Alles
was folgte, brachte unsere kleine heile Welt ins Wanken und schlie ß lich zum Zerbrechen.
Keine
drei Wochen sp ä ter
war Tim aus meinem Leben verschwunden. Mein Vater sorgte daf ü r.
Die
Ereignisse hatten sich nahezu ü berschlagen. Mein Vater war oberster Staatsanwalt mit einigem
Einfluss. Tim studierte Jura und mein Vater drohte ihm massiv, ihn ü berall anzuschw ä rzen, damit er als Anwalt
keinen Fu ß auf
den Boden bekommen w ü rde.
Und mir k ü ndigte
er ab sofort jegliche Unterst ü tzung. Au ß erdem sollte ich schnellstens die WG verlassen, um dem
sch ä dlichen
Umgang zu entgehen. Nur das Minimum erhielt ich. F ü r den Rest musste ich
selbst aufkommen. Meine Mutter wagte nicht sich stark f ü r mich zu machen, denn sie
stand ziemlich unter seiner Knute.
Zuerst
wollten wir k ä mpfen
wie Don Quichotte gegen die Windm ü hlen, doch dann wussten wir, dass alles, was
Tim ü ber
die Jahre aufgebaut und geschafft hatte, durch meinen Vater einfach zerst ö rt werden w ü rde.
Fast
zeitgleich erhielt Tim das Stipendium der Universit ä t "Yale". Ein
volles Stipendium. Eine einmalige Gelegenheit, wie er sie kein zweites Mal
bekommen w ü rde.
Er
wusste es und ich auch. Tim w ü rde gehen, ob ich ihm folgen konnte, stand in den
Sternen. Ob unsere Liebe ü ber
die Distanz halten, oder ob sie zerbrechen w ü rde, war ebenfalls sehr fraglich. Noch ehe
wir uns outen konnten, hatte unsere Beziehung ein Ende gefunden.
Tim
flog ü ber
den gro ß en
Teich, hinaus aus meinem Leben. Aber in meinem Herzen blieb er fest verankert.
Die Trennung war das Heftigste, was mir bis dahin in meinem Leben widerfahren
war.
Ich
litt erb ä rmlich
und nur meine Freunde aus der WG konnten mir helfen. Ich durfte wohnen bleiben,
da Tim nicht mehr da war. Sie fragten nicht nach den Beweggr ü nden, reimten sich sicher
einiges zusammen, aber nie wurde ich gefragt, welches Verh ä ltnis Tim und ich in
Wahrheit gehabt hatten. Mit meinen Eltern hatte ich mich so ziemlich ü berworfen. Kontakt hatte
ich gelegentlich mit meiner Mutter, ü ber die mein Vater und ich kommunizierten.
Ich
verzieh ihr nie ganz, dass sie nicht f ü r mich in die Bresche gesprungen war.
Zuerst
aber igelte ich mich ein. Drei Wochen war ich nur in meinem Zimmer. Dann musste
ich mir Arbeit besorgen. Ich funktionierte, aber innerlich war ich gestorben.
Tim und ich versuchten Kontakt zu halten, aber nach einem halben Jahr wurden
die Gespr ä che
immer weniger und der Schmerz schlummerte unterschwellig in mir. Auch die Liebe
glomm nur noch schwach. Ich hatte sie in den hintersten Winkel geschoben und
dort fest eingeschlossen.
Im
zweiten Jahr unserer Trennung h ö rten wir gelegentlich voneinander. Ich wurde offener und
ging wieder unter Leute.
Und
dann lernte ich Helen kennen. Eigentlich kannte ich Helen bereits, aber als ich
sie das letzte Mal gesehen hatte, war sie ein Kind, elf oder ein, zwei Jahre ä lter.
Sie
war die Tochter des Vorgesetzten meines Vaters, Richter Conrad Lichtenstein.
Damals eine schlaksige jungenhafte Erscheinung war sie nun eine bildh ü bsche, anmutige junge Frau.
Auf
einer Studentenparty liefen wir uns ü ber den Weg. Hatte ich mir wegen meiner
sexuellen Ausrichtung keine Gedanken mehr gemacht, stellte ich schnell fest,
dass Helen meine Heteroseite sofort zum Klingen brachte.
Wir
verliebten uns ineinander. Ja, es passierte das, was ich nach der Trennung von
Tim nicht mehr f ü r m ö glich gehalten hatte. Ich
hatte geglaubt, nie wieder jemanden lieben zu k ö nnen und wurde eines Besseren belehrt.
Helen
eroberte mein Herz im Sturm und lehrte mich mit ihrer ganz besonderen Art und
Weise wieder zu lieben. Sie studierte Wirtschaftswissenschaften und wollte sp ä ter die Hotelkette ihrer
Mutter ü bernehmen.
Helen verstand es zu begeistern, mitzurei ß en. Sie war hinrei ß end, hei ß bl ü tig und trotzdem ein Typ
zum Pferde stehlen. Wir wurden ein Paar. Schnell zogen wir zusammen. Ab jetzt
pflegte mein Vater wieder pers ö nlichen Kontakt zu mir. Vor seinem Boss wollte er keine
Rechenschaft
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