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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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schwarze Limousine stoppte vor der Kathedrale. Der Chauffeur öffnete die Tür für Vienna Hicks. Ihre lange Jacke flatterte im Wind, als sie würdevoll und einsam die Treppe hinaufschritt. Der Bischof entschuldigte sich beim Präsidenten und ging ihr entgegen, um sie zu begrüßen.
    Hinter der Limousine kam der vornehm schimmernde Leichenwagen und hielt. Mit dem Bischof an ihrer Seite verharrte Vienna auf halber Höhe der Stufen.
    Dann bemerkte Jo in der Menge beim Kontrollpunkt eine Bewegung. Ein blaues Rechteck.
    »Ist das …«
    Es war ein blaues Stoffmuster, eine Signalflagge in einem
Meer von Farben knapp vor den Kirchenstufen. Tang und McNamara liefen direkt daran vorbei.
    War das Chennault? Eine Windbö umwirbelte Jo und hob ihr Haar in die Höhe. Die Brise wehte eine Orgelmelodie aus der Kathedrale herüber.
     
    Chennault war der Weg verstellt. Fünf Meter vor dem Kontrollpunkt, über den er in die Kirche gelangen konnte, drängten sich die Leute an der Absperrung. Er konnte nicht vorbei. Vor seinen Augen zerbröselte Plan B zu Staub.
    Dann sah er ihn auf den Stufen. Legion. Umgeben von seinen Schlägern, direkt vor seiner Nase.
    Er griff in die Schlinge.
     
    Feierlich bewegte sich der Bestattungsunternehmer zur Hinterseite des Leichenwagens und öffnete die Tür.
    Vor dem Kirchentor standen fünf ernste Männer. Jo erkannte, dass es die Sargträger waren. Beklommen musste sie an K.T. Lewicki denken. Dann bemerkte sie Vienna, die mit dem Bischof redete. Im Kircheneingang wartete der Präsident, um sie zu begrüßen. Vienna trat auf ihn zu.
    O Gott, wollte sie ihn etwa bitten, als sechster Sargträger einzuspringen?
    Abermals sah Jo etwas Blaues aufblitzen. Die Hand über den Augen, um sie vor der Sonne zu schützen, hielt sie angestrengt Ausschau. Aus dem Augenwinkel erahnte sie etwas Helles. Hinter der Menge und der Kirche spiegelte sich Licht in einer silbernen Oberfläche.
    In einer Seitenstraße parkte der Blue-Eagle-Transporter.
    Dann leuchtete bei der Absperrung wieder das blaue Rechteck
auf. Diesmal blieb es sichtbar. Die Schlinge am Arm eines Mannes, der sich zum Kontrollpunkt vorkämpfte.
    »Das ist er«, rief Jo.
    »Wo?«, fragte Dandoy.
    Sie zeigte es ihm. »Bei der Absperrung. Keine drei Meter von Lieutenant Tang entfernt.«
    Der Polizist tauchte unter der Barrikade durch, den Mund am Funkgerät.
    Jo legte die Hände vors Gesicht wie ein Megafon. »Tang!«
    Tang, der Pfadfinder und Gabe hatten sich aufgeteilt. Keiner von ihnen hörte Jo. Vienna und der Bischof stiegen weiter die Stufen hinab.
    Auf einmal hörte Jo ein Piepen. Sie senkte den Blick. Gabes Handy hatte sich zurückgemeldet.
    Hieß das, dass Chennault mit seinem Störsender außer Reichweite war?
    Nein. Chennault hatte sich nicht bewegt. Da musste etwas anderes dahinterstecken.
    Wieder wisperte der Wind. Die Klänge der Kirchenorgel wehten herüber. Sie spielte »Amazing Grace«.
    Chennault starrte über den Platz. Auf den gepanzerten Transporter?
    Er war hundert Meter von ihr entfernt. Durch die dichte Menge würde sie es nie rechtzeitig bis zu ihm schaffen. Nicht einmal, um Tang mit einem Ruf zu warnen.
    Sie holte tief Luft und schrie, so laut sie konnte. »Gabe!«
    Er drehte sich um.
    Hinter ihm, mitten im Gewühl vor der Absperrung, starrte Chennault weiter über den Platz. Aber nicht auf den Transporter. Nein, auf den Leichenwagen. Der Bestattungsunternehmer
zupfte an einem riesigen Gesteck auf Tasias Sarg: weiße Rosen und Lilien, einen halben Meter hoch aufgetürmt. Es sah aus wie ein Brautkleid aus Blumen.
    Vienna hatte doch vorhin erzählt, dass Chennault Tasia die letzte Ehre erwiesen hatte. Ace Chennault, der alberne Tropf, hat sich nützlich gemacht. Eine Stunde lang hat er den Leuten vom Bestattungsinstitut mit den Blumengestecken geholfen.
    »O Gott«, entfuhr es Jo.
    Im Leichenwagen war ein Sprengsatz versteckt.
    Vienna stieg mit dem Bischof und den fünf Sargträgern die Treppe hinunter. Drei Meter hinter ihr folgte Robert McFarland, umgeben von Geheimagenten.
    Gabe schaute in ihre Richtung.
    Sie konnte ihn auffordern zurückzukommen. Konnte ihn zu sich winken.
    Chennault befand sich hinter ihm in der Menge. Noch ein Stück weiter weg waren Tang und Officer McNamara. Amy hatte Chennault übersehen. Zusammen mit dem jungen Polizisten steuerte sie gerade auf die Treppe zu. Direkt auf den Leichenwagen.
    Gabes Blick hing an ihr. Tang war zu weit weg, um sie zu hören. Genau wie Vienna, der Bischof, die Sargträger, die

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