Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
einer Nebenstraße verschwanden. Er lenkte den Transporter die Steigung hinauf.
    Die Grace Cathedral stand ganz oben auf dem Nob Hill,
durch einen Park vom Fairmont Hotel getrennt. Von der Treppe hatte man einen weiten Ausblick über das Bankenviertel, das tiefe Wasser der Bucht und die fernen Berge der Volksrepublik Berkeley, die vom baldigen Untergang bedroht war. Wer sollte Berkeley denn verteidigen? Die Penner und Althippies vielleicht?
    Zwei Blocks vor der Kathedrale blockierten Polizeiautos die Kreuzung. Ein philippinischer Bulle trat an Chennaults Fenster. »Die Straße ist abgesperrt.«
    »Ich muss bei Wells Fargo an der Fillmore Street eine Lieferung abholen und bin zu spät dran.«
    »Sie müssen eine andere Strecke nehmen.«
    »Kommen Sie schon. Zehn Sekunden, und ich bin drüben.«
    »Tut mir leid. Sie können auf der Washington Street fahren.«
    Chennaults Synapsen feuerten. Das war genau die Information, die er brauchte. Und dieser kleine schlitzäugige Kläffer würde seine Arroganz bald bedauern.
    Er machte einen Schlenker zur Washington Street. Dann folgte er der Absperrung, bis er einen Parkplatz fand. Ausgezeichnet. Einen halben Block entfernt von der Sacramento Street hatte er eine hervorragende Sicht auf die Kathedrale. Er stellte den Transporter so ab, dass die Rückseite zur Kirche schaute.
    Hinten im Laderaum schlüpfte er aus der Blue-Eagle-Uniform und zog sich Hemd, Jackett und Krawatte an. Dann steckte er den gebrochenen Arm wieder in die Schlinge und schob die Einladung zur Trauerfeier ein. Schließlich stand er der Verstorbenen näher als ihre Verwandten. Er war Tasias Geist.

    Jo und Gabe liefen durch eine enge Gasse mit roten Backsteinhäusern auf der einen und einem Spielplatz hinter einem Maschendrahtzaun auf der anderen Seite. Jos nackte Füße brannten vom Asphalt.
    »Niemand weiß, dass Chennault hinter allem steckt«, erklärte sie atemlos. »Außer mir und K.T. Lewicki. Und Lewicki …« Ihre Stimme versagte. Wieder sah sie, wie er und der Angreifer in den Tod stürzten.
    »Ruf neun-eins-eins«, sagte Gabe.
    »Die glauben mir nicht.« Sie hatte noch immer sein Handy. »Tang.«
    Sie bremste und starrte das Telefon an. Versuchte, sich an die Nummer zu erinnern, aber sie fiel ihr nicht ein.
    Gabe nahm ihr das Handy aus den zitternden Fingern. Er scrollte durch sein Verzeichnis, drückte eine Taste und reichte es ihr wieder. »Tang hat mir ihre Nummer vor ein paar Monaten gegeben. Und einen Cop streiche ich nie aus meiner Kontaktliste.«
    Jo drückte das Handy ans Ohr. Nimm ab. Nach dem vierten Klingeln hörte sie: »Tang.«
    »Amy, ich brauch deine Hilfe, sofort.«
    Hastig erklärte sie die Situation. Sie kam sich vor wie eine Bergsteigerin, die an einem Hang auf einen tödlichen Abgrund zuglitt. Sie bohrte die Finger in den Fels, um den Sturz zu verhindern.
    »Wo bist du?«, fragte Tang.
    »Hang Ah Alley, in der Nähe der Saramento Street.« Sie schaute sich um und bemerkte ein chinesisches Tor mit kunstvollen roten Platten. »Gleich beim YMCA.«
    »Ich erkundige mich, was los ist, und rufe zurück.«

    »Amy, ich bin vor den Polizisten geflohen. Sie glauben, ich gehöre zu den Angreifern. Sie haben auf mich gezielt, und ich bin gerade noch davongekommen.«
    »Ich pfeif sie zurück.«
    »Das war kein punktueller Angriff. Diese Leute halten sich für die Vorhut einer Revolution. Sie wollen Blut vergießen. Möglichst großen Schaden anrichten.«
    Tang zögerte kurz. »Was schlägst du vor?«
    »Sucht nicht nach einem disziplinierten Heckenschützen. Ich glaube, Chennault wird es eher mit roher Gewalt probieren. Und ihm ist völlig egal, wer dabei draufgeht, Hauptsache, der Präsident ist dabei.«
    »Wir treffen uns vor der Kirche. Ich bin sowieso gerade in Chinatown. Bis gleich.«
    Jo verabschiedete sich und lief weiter. Sie kamen an bunten Markisen vorbei, an gedrängt stehenden chinesischen Schriftzeichen und an Geschäften, deren Auslagen mit seidenen Gewändern an die Herrlichkeit vergangener Imperien erinnerten. Sie passierten ältere chinesische Einwohner in Reeboks, Khakihosen und Giants-Sweatshirts. Als sie die Clay Street erreichten, beäugten die Fußgänger sie mit mehr als Neugier. Jos Anzug war mit Staub und Teakholzsplittern bedeckt. Ihr Haar war zerrauft. Ihre nackten Füße klatschten auf den heißen Gehsteig. Der Splitt bohrte sich schmerzhaft in ihre Sohlen.
    Ohne Vorwarnung hüpfte Gabe in einen Eckladen. »Lauf weiter, ich hol dich ein.«
    Außer Atem setzte Jo

Weitere Kostenlose Bücher