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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Vorsicht!«
    Er raste weiter. Entweder weil er sicher war, dem Unbekannten auf den Fersen zu sein, oder weil er schlicht die Kontrolle verloren hatte. Dann schließlich schlang er die Arme um einen Baumstamm, um zu bremsen.
    Plötzlich erhob sich hinter ihm der Angreifer aus einem Gebüsch. In der Hand hatte er einen tennisballgroßen Stein. Er riss den Arm hoch und ließ ihn auf Chennaults Schädel niedersausen.
    Der Ghostwriter stolperte gegen einen anderen Baumstamm. Dann stürzte er kopfüber in die Schlucht.
    Wind peitschte durch Jos Haar. Entsetzt umklammerte sie das Telefon. »Er hat den Mann, der ihn verfolgt hat, niedergeschlagen. Wo bleiben Ihre Leute?«
    »Sie sind gleich da, Doctor.«
    Der Unbekannte starrte in die Senke, in der Chennault verschwunden war. Der Stein war scharf und blutig.
    »Sie sollen sich beeilen.«
    Noch immer stand der Einbrecher vor der Schlucht. Verdammt. Wie tief war Chennault gestürzt? Der Unbekannte wog den Stein in der Hand. Den Blick nach unten gerichtet, schob er sich über die Kante der Klamm. Scheiße.

    »Der Mann ist wehrlos, und der Angreifer geht wieder auf ihn los. Ich habe keine Waffe!«
    In weiter Ferne zirpte eine Sirene. Jo legte die Hände vor den Mund und brüllte den Hang hinunter. »Das ist die Polizei.«
    Der Angreifer drehte sich um. Dunkle Augen spähten durch die Schlitze der Balaklava.
    Sie hörte selbst, wie brüchig ihre Stimme klang. »Er beobachtet mich.«
    Lauf , flüsterte es angstvoll in ihr. Aber wenn sie floh, konnte der Unbekannte Chennault in aller Ruhe erledigen. Sie zwang ihre Beine zum Stehenbleiben. Die Sirene wurde lauter.
    Sie biss kurz die Zähne zusammen und rief: »Hören Sie das?«
    Einen Moment lang starrte der Angreifer sie weiter an. Dann wandte er sich lautlos ab und verschwand in den Bäumen.
    Die Sirene kreischte schrill, und ein Streifenwagen kam in Sicht. Jo deutete auf die Bäüme. »Der Angreifer ist in diese Richtung geflohen.« Dann eilte sie hinunter zum Rand der Schlucht. Chennaults Sturz hatte eine Spur in den Boden gegraben.
    Aber von ihm selbst war nichts zu erkennen. »Chennault?«
    Aus dem Gewirr von Moos und Holzstücken auf dem Grund der Schlucht drang ein Stöhnen. An Ästen und grünen Lianen hangelte sie sich hinab in die Tiefe. Die Schatten wurden schwärzer. Oben riss das Sirenengeheul ab, und eine Autotür knallte.
    Ein Beamter rief: »Alles in Ordnung?«
    »Ein Verletzter. Er braucht einen Krankenwagen.«

    Wieder hörte sie ein Stöhnen wie von einem klagenden Tier. Sie folgte dem Laut und fand ihn halb vergraben unter Schlingpflanzen und klebriger Erde.
    Mein Gott, überall Blut. Wenn sie nicht mit eigenen Augen den Stein gesehen hätte, der gegen Chennaults Kopf gekracht war, hätte sie an eine Schussverletzung gedacht.
    Sie kauerte sich neben ihn. »Halten Sie still. Die Polizei holt die Rettung.«
    »Verdammt«, stöhnte er. »Der Scheißkerl hat mich niedergeschlagen, oder?«
    Wilde Schlingpflanzen hatten sich um ihn gewickelt. Das Gesicht unter dem roten Blut war kreidebleich. Als er sich aufsetzen wollte, jaulte er auf. Offenbar hatte er sich den linken Arm gebrochen.
    Sanft drückte ihn Jo nieder. »Ruhig.«
    »Das wird ein super Epilog für das Buch«, ächzte er. Dann fiel er in Ohnmacht.

KAPITEL 16
    Als Jo heimkam, stand die Sonne hoch am Himmel. Sie stellte den Tacoma hinter dem Park ab und lief mit einem kribbeligen Gefühl zu ihrem Haus.
    Chennault war von den Rettungskräften ins UCSF Medical Center gebracht worden. Er konnte der Polizei kaum Informationen über den Angreifer geben, und auch Jo wusste nicht mehr.
    Als ihr Handy läutete, blickte sie gespannt aufs Display. Sie spürte einen leisen Stich: Enttäuschung, hinter der sich Sorge verbarg.
    »Hat die Polizei schon rausgefunden, wie der Typ in Tasias Haus gekommen ist?«
    »Der Hausverwalter hat die Hintertür aufgemacht, bevor du erschienen bist«, antwortete Amy Tang. »Kurz darauf muss er sich reingeschlichen haben. Die wichtigere Frage ist allerdings: Wer war das?«
    »Und was wollte er?«
    »Ein Dieb?«
    »Ein Ghul auf der Suche nach Reliquien, um sie bei eBay zu verkaufen?«

    Der kühle Wind schüttelte die Monterey-Kiefern im Park. Eine Straßenbahn polterte vorbei, brechend voll mit Touristen. Der Gripman drückte die Klingel.
    »Und ich habe noch eine Frage«, setzte Jo hinzu. »Wird er wiederkommen?«
    »Pass auf dich auf.«
    »Darauf kannst du wetten.«
    Sie beendete das Gespräch, umklammerte aber weiter das Telefon.

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