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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Weißschulterkapuziner, der Ferd offiziell zur »emotionalen Unterstützung« verschrieben worden war, fixierte sie mit einem entnervenden Blick, als würde er sie stillschweigend auf seine schwarze Liste setzen. Und bei einem Affen konnte das üble Folgen haben.
    »Bild dir bloß nichts ein«, warnte sie ihn. »Ich bin viel schlauer als du.«
    Mr. Peebles huschte über das Sofa und hüpfte auf Ferds Schulter.
    Jo setzte sich zu Sophie und streichelte ihr den Arm. »Dich hat’s ja wirklich schwer erwischt, Kiddo. Was machst du denn für Sachen?«
    Sophie zuckte die Achseln. Jo legte ihr den Handrücken auf die Stirn.
    Ferd näherte sich vorsichtig. »Vor zehn Minuten hatte sie eine Temperatur von achtunddreißig Komma fünf.«
    Sophies leuchtende Augen wandten sich Jo zu. »Wann kommt Dad?«

    »Sobald er wieder da ist.«
    »Wieder da? Wo ist er denn hin?«
    Jo verpasste sich eine geistige Ohrfeige. Musst du die Kleine noch zusätzlich beunruhigen, du blöde Kuh? »Er ist mit dem Rescue Wing unterwegs. Aber er holt dich bestimmt bald ab.« Sie strich Sophie das feuchte Haar aus dem Gesicht. »Wie fühlst du dich?«
    »Abscheulich.«
    Jo hob die Augenbrauen. »Nicht nur schlecht?«
    » Abscheulich. Genau das wurde heute bei der Vokabelex gefragt. Ich hab auf mein Blatt gekotzt.«
    Jo lächelte. Sophies Humor überraschte sie immer wieder. »Ich kann bezeugen, dass du das Wort in der Konversation richtig verwendest.«
    Jos Lächeln verblasste. Ihr Tag war bis obenhin vollgepackt, und sie hatte ein Gefühl, als würde sie jemand mit einem schweren Stock zwischen die Schulterblätter stoßen.
    »Meinst du, du kannst zu mir rübergehen? In meinem Gästezimmer steht ein großes warmes Bett. Dort kannst du fernsehen und schlafen, bis dein Dad kommt.«
    Sophie nickte. Ferd holte ihren Rucksack, und Jo half ihr beim Anziehen der Schuhe. An der Tür drehte sich Jo noch einmal um, um sich bei Ferd zu bedanken, und erspähte eine Dose Sagrotan in seiner Hand.
    Als er Jos wütenden Blick bemerkte, versteckte er sie schnell hinter dem Rücken. »Gute Besserung, Sophie.«
    Sie antwortete tonlos: »Zu Befehl.«
    Jo nickte ihm von der obersten Stufe aus zu. »Ich bin froh, dass du zu Hause warst. Ehrlich.«
    »Ein glücklicher Zufall.«

    Ferds Gesicht, in dem sich oft Unruhe oder die verträumte, unerwiderte Liebe zu ihr spiegelte, blieb ernst. Mehr musste er nicht sagen. Sie wusste, was er meinte. Auf glückliche Zufälle konnte sich niemand verlassen.

KAPITEL 17
    Oben im Gästezimmer packte Jo Sophie ins Bett. Sie breitete eine Daunendecke über sie und stellte den Fernseher auf Nickelodeon.
    »Wenn du willst, ruf ich deine Tante Regina an. Vielleicht kann sie dich holen.«
    »Tante Regina ist in der Verkehrsschule.«
    »Dann warten wir auf deinen Dad.« Sie reichte Sophie die Fernbedienung. »Ich bin unten. Wenn du was brauchst, ruf mich.«
    »Kommst du dann auch?« Sophie klang, als müsste sie allein auf einer klapprigen Brücke eine Schlucht überqueren.
    »Natürlich. Ich weiß, du wärst jetzt lieber in deinem eigenen Bett. Sieh’s einfach als Ausflug in Dr. Jos Haus, wo’s keine Schule gibt und du zum Fernsehen schlafen kannst, solang du willst.«
    Sophie nickte angespannt. Sie presste die Lippen so heftig aufeinander, dass sie weiß wurden. Jo rief sich zur Ordnung. Sie durfte selbst nicht so ängstlich klingen. Sie setzte sich auf die Bettkante und strich der Kleinen sanft übers Haar.

    »Hast du schon immer gewusst, dass du Ärztin werden willst?«, fragte Sophie.
    »Als ich zum ersten Mal darüber nachgedacht habe, war ich ein bisschen älter als du jetzt.«
    »Ehrlich?« Sophies Augen leuchteten. »Ist es schwer?«
    Jo überlegte kurz. »Es ist eine Herausforderung. Aber Herausforderungen sind was Gutes. Medizin ist faszinierend. Und das Schönste ist, man hilft Menschen. Man muss viel lernen, aber zum Glück hat es mir in der Schule immer gefallen.«
    »Mir gefällt es auch.«
    »Weißt du was? Wenn’s dir wieder besser geht, erzähl ich dir ein paar Geschichten vom Medizinstudium. Lustige Geschichten.«
    »Und über grausige Krankheiten? Zum Beispiel fleischfressende Bakterien.« Sophie lächelte. Dann wurde sie wieder ernst. »Vor so was hab ich keine Angst. Ich finde es spannend.«
    Seltsam berührt unterdrückte Jo ein Lächeln. »Waren die Bakterien auch bei deiner Vokabelex dabei?«
    »Ich hätte einen Stern gekriegt, wenn ich nicht gekotzt hätte.« Sie wirkte auf einmal nachdenklich. »Was ist eigentlich

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