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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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hat Fieber und Brechdurchfall. In der Schule geht eine Magengrippe um.«
    Sophie saß nicht im Auto. Verdutzt blieb Jo stehen.
    Dawn verschränkte die Arme. »Ich kann sie nicht mit zur Arbeit nehmen.«
    »Haben Sie sie mitgebracht?«
    »Sie sind doch mit Gabe zusammen, oder?«
    Jo drehte sich zur Eingangstreppe ihres Hauses. »Wo ist sie?«
    »Ich muss los. Der Chef hat mich sowieso schon auf dem Kieker.« Dawn marschierte zurück zu ihrem Auto. »Sie könnten wenigstens einen Zettel an die Tür kleben, wenn Sie nicht da sind. Damit die Leute Bescheid wissen.«
    »Wo ist Sophie?«
    Dawn deutete auf die rote Backsteinvilla nebenan, die die ganze Straße beherrschte. »Ihr Nachbar hat gesagt, dass sie bei ihm bleiben kann, bis Sie heimkommen.«

    Sie öffnete die Autotür und zögerte. Ihr Blick glitt über Jo. Sie schien kurz davor, einen Kommentar abzugeben. Dann stieg sie ein und verschwand in einer grauen Auspuffwolke.
    Das ist also Sophies Mom. Sophies Mom auf Drogen.
    Jo presste die Finger an die Augen, um das Summen und das Pulsieren des Adrenalins in ihren Adern zu beruhigen. Nein, kein vorschnelles Urteil. Dawn stand unter gerichtlicher Aufsicht und musste nachweisen, dass sie clean war. Damit Sophie sie weiter besuchen durfte, musste sie stichprobenartige Drogentests in Kauf nehmen und durfte ihre Stelle nicht verlieren.
    Dawn hatte schon zwei Entziehungskuren hinter sich. Inzwischen hielt sie sich einigermaßen über Wasser, aber nur mit Hilfe ihrer Eltern, die über sie wachten. Nach Gabes Bericht hatten diese nach der anfänglichen Erschütterung wieder etwas Hoffnung gefasst, weil ihre wunderschöne Tochter - die ihr Meeresbiologiestudium in San Francisco abgebrochen hatte, nachdem sie schwanger geworden war, und sich gleich mit mehreren selbst gewählten chemischen Stärkungsmitteln von der Geburt erholt hatte - endlich auf eigenen Beinen stand und in einem Unternehmen arbeitete, das nicht mit Drogenrazzien rechnen musste.
    Gabe geht es gut.
    Vielleicht.
    Jo ging hinüber zum Nachbarhaus. Vom Balkon blickten Gipsstatuen römischer Gottheiten auf sie herab. Als sie die Treppe hinaufstieg, hallten drinnen Schritte durch den Flur.
    »Ich komm schon, Jo.«
    Sie kniff sich in den Nasenrücken. Hatte er eine Infrarotkamera mit einem speziellen Jo-Alarm? Der Riegel schnappte
zurück, und Ferd Bismuth öffnete strahlend die Tür. Die Augenwinkel hinter seiner Brille legten sich in Falten.
    »Natürlich bist du da. Ich hab Sophies Mom gleich gesagt, dass du kommst.«
    »Danke, dass du eingesprungen bist«, antwortete sie.
    Er winkte sie hinein. »Um Gottes willen, ich konnte Sophie doch nicht auf der Treppe warten lassen.«
    »Aber vielleicht könntest du den Mundschutz abnehmen.«
    Seine Schultern sanken nach unten. Widerstrebend löste er die Maske von den Ohren. »Komm rein.«
    Er führte sie ins Wohnzimmer. Die Villa hatte hohe Räume, riesige Fenster und eine Treppe mit einem wuchtigen Holzgeländer. Jo stellte sich vor, wie Bette Davis als Baby Jane am oberen Ende der abweisenden Stufen Anstalten traf, Joan Crawford aus dem Rollstuhl zu werfen. Ferd lebte als langfristiger Haushüter in der Villa. Die Besitzer waren zu einer neunmonatigen Reise nach Italien aufgebrochen und nun schon seit sechzehn Monaten unterwegs. Wenn die Spitzers nicht bald zurückkamen, konnte Ferd Inhaberrechte geltend machen.
    Auf dem Sofa winkte die in Wärmedecken gepackte Sophie Jo mit einem Finger zu. Um sie herum waren Kissen aufgebaut wie Sandsäcke, vielleicht für den Fall, dass sie explodierte. Auf dem Tisch stand eine Dose Limonade neben Packungen mit Erfrischungstüchern und einer Schachtel Latexhandschuhen. Sophie klebte das silbrig blonde Haar an der Stirn. Ihre fieberglänzenden Augen sahen aus wie glasierte Murmeln.
    Auf der Sofalehne hockte Ferds Affe Mr. Peebles. In seinen geschäftigen kleinen Pfoten hielt er ein Thermometer.

    »Ah, wir spielen heute Outbreak - Lautlose Killer «, sagte Jo.
    Mr. Peebles schüttelte das Thermometer wie ein Profi. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er darauf, bleckte die Zähne und gurrte alarmiert. Wahrscheinlich hatte er Ferd hundertmal bei dieser Verrichtung beobachtet. Er steckte sich das falsche Ende in den Mund und posierte wie Roosevelt beim Rauchen mit Zigarettenspitze. Dann zog er es wieder heraus. Schnell durchquerte Jo das Zimmer und nahm es ihm ab, ehe er es sich woandershin stecken konnte.
    Willkommen in Ferds Palast der Hypochondrie.
    Der kleine

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