Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby
vor der Klasse als Plagiator bloßstellte. Und der sadistische Ausbilder beim Militär, der ihn in eine Baracke voller Homosexueller steckte. All diese Schwulen, die sich als seine Kumpels ausgaben. Garcia, der ein Bier trinken, Pool spielen, reden wollte. Und der Ausbilder schaute tatenlos zu und wartete darauf, dass er einknickte.
Da blieb ihm gar nichts anderes übrig, als die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Um Thomas Jefferson zu zitieren: Der Baum der Freiheit muss ab und zu mit dem Blut von Patrioten und Tyrannen getränkt werden.
Er schickte den Aufsatz ab. Worte waren Munition, und er war ein semantischer Magier, ein Houdini der Rhetorik. Aber nur Schusswaffen konnten einen echten Wandel bewirken.
Deswegen hatten sie ihn mit dem Etikett Psycho in seiner Akte aus der Armee gejagt - weil er was von den Dingern verstand. Er hatte in Notwehr gehandelt, sich gegen eine hinterhältige Drohung geschützt. Niemand hatte nachweisen könnten, dass Garcias Waffe in seinen Händen explodiert war, weil Paine sie präpariert hatte. Sie hatten es nur vermutet und ihn deshalb entlassen.
Aber Garcia mit den drei Fingern wusste jetzt, was für einen verheerenden Schaden ein einzelner Mensch anrichten konnte. Paine hatte ihm als Botschaft ein Streichholzheft in die Koje gelegt. Ich hab dich abgefackelt.
Seither hatte er vielen Leuten Streichholzhefte geschickt.
Scheißarmee. Und wer war jetzt der Oberbefehlshaber? Ein ehemaliger Major. Auch so ein Latino, der sich mit einem ehrlichen Namen getarnt hatte. McFarland, der Feind auf heimischem Boden. Wieder ein Garcia, nur viel schlimmer. Denn er hatte Tasia vernichtet.
Auf dem Bildschirm aktualisierte sich die Seite. Ich bin bereit zum Widerstand. Kontaktaufnahme offline.
Paine grinste. Keyes hatte sich gemeldet.
Viele Menschen wollten offline Kontakt mit ihm aufnehmen. Sie fühlten sich dadurch in ihrem Wert bestätigt. Und das war auch angemessen. Schließlich hatte er vierzehn Monate gebraucht, Recharging Liberty zu einem digitalen Kriegsschauplatz auszubauen. Wie ein Meister hatte er den Wind der Empörung angefacht. Und jetzt war Tom Paine eine Ikone. Die Menschen wollten ihn beeindrucken. Manche gingen über Worte hinaus und versuchten sich an politischen Stunts. Sie schütteten ihrem Kongressabgeordneten eine Wagenladung Mist vor die Tür, schrieben Morddrohungen gegen Senatoren oder kreuzten schwerbewaffnet bei Bürgerversammlungen auf.
Aber Keyes meinte es ernst, das wusste er. Keyes spielte eine große Rolle in seinen Plänen. Im Lauf der Monate hatten sie Informationen ausgetauscht, allerdings war Paines Vergangenheit frei erfunden. Keyes hatte für eine Sicherheitsfirma gearbeitet. Er hatte sich an Waffenschmuggel und Geldwäsche beteiligt und war gefeuert worden. Ein idealer Agent.
Paine schaute sich noch einmal eine frühere E-Mail von Keyes an.
In Freiheit leben oder sterben ist mein Motto. Erfahrung mit Handfeuerwaffen, Flinten, Gewehren, Sprengstoff. US-Armee, privater Sicherheitsdienst im Irak. Furchtlos. Zwei Jahre Nachtarbeit bei der Freemen’s Posse an der Grenze zu Mexiko: Jagd auf Spaniolen und Schmuggelware, die sie in die USA schleusen wollten. Keine Vorstrafen. Wurde nie erwischt. Völlig sauber.
Ein Dieb und Bürgerwehrangehöriger. Und ohne Vorstrafen. Manche Leute prahlten mit ihren kriminellen Referenzen wie mit Narben, um ihre Glaubwürdigkeit im Kampf gegen die alles verzehrende ReGIERung zu unterstreichen. Aber Keyes warf seine saubere Weste in die Waagschale.
Paine hatte schon auf seine Meldung gewartet. Trotzdem durfte er es ihm nicht zu leicht machen. Worte sind billig, Freund.
Vier Minuten später antwortete Keyes. Und Blut ist teuer. Zeit, dass wir der ReGIERung den Arsch aufreißen.
Paine wechselte zu einem webbasierten E-Mail-Service und richtete zwei neue Konten ein. Aus dem ersten schrieb er an Keyes. Worte sind billig, und Vulgarität ist noch billiger. So eine Sprache dulde ich nicht .
Unmittelbar darauf kam Keyes’ Erwiderung. Entschuldigung. Das war nicht respektlos gemeint .
Paine antwortete. Wir brauchen Kämpfer. Wir brauchen Patrioten. Warte zehn Minuten und logg dich dann über eine Webadresse ein, die ich dir durchgebe . Er nannte Benutzernamen und Passwort. Durchsuch den Ausgang nach Entwürfen. Ab jetzt schreibe ich dir von dort .
Dann meldete er sich bei dem zweiten neuen E-Mail-Account an. Öffnete eine neue Nachricht und tippte, schickte
sie aber nicht ab, sondern speicherte sie als
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