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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Nummer. »Gehst du mit auf ein Bier? Ich lad dich ein.«
    »Bin nicht in der Stimmung«, antwortete Tang.
    »Kennst du das Acme Chophouse beim Baseballstadion? In einer halben Stunde.«
    Auf dem Platz vor dem Stadion leuchtete die Bronzestatue von Willy Mays in der Sonne. Alles war leer, weil die Giants auswärts zu einer Drei-Spiele-Runde gegen die Cubs antreten mussten. Der klare blaue Himmel wirkte steril. Als Jo das Steakhaus betrat, saß Tang bereits mit einem Corona hinten an der Wand. Jo holte sich ein Sam Adams und ging zu ihr.
    »Frag mich bloß nicht, wie ich mich fühle«, knirschte Tang.
    »Hatte ich auch nicht vor.«
    »Meine Dienstwaffe hab ich abgegeben, also müsste ich dich mit einer mexikanischen Bierflasche totschlagen, damit du nicht in meiner Seele rumstocherst, und das wäre blutig und anstrengend. Außerdem sind wir Helden. Und so fühlen wir uns auch. Heroisch.«
    Tang versuchte, in einer stachligen Schale zu leben, die nichts von ihren Schwächen verriet und sie daher unangreifbar machte. Aber die Schale hatte Sprünge bekommen, und sie wirkte beschämt. Vielleicht weil sie so schnell und erleichtert von Lecroix’ Seite geflohen war. Sie war außerstande gewesen, mit einem Sterbenden umzugehen. Sie hatte Jo die Verantwortung für ihn überlassen, und das wusste sie genau.
    Tang schob einen Stapel Fotos über den Tisch. »Ich bin zwar im Innendienst, aber das hier wurde mir zugesteckt. Die Kollegen haben einen Schlüssel in Noel Pettys Tasche gefunden. Billiges Hotel im Tenderloin.«

    Beim Betrachten der Fotos kroch Jo eine beklemmende Kälte in die Glieder. Pettys Zimmer war mit Bildern von Searle Lecroix und Tasia McFarland tapeziert. Die Lecroix-Wände zeigten Farbaufnahmen aus Hochglanzmagazinen. Tasias Wand hingegen bestand aus Fotos mit ausgekratzten Augen, hingekritzelten Hörnern oder falschen, darübergeklebten Gesichtern. Miss Piggy, Margaret Thatcher und am häufigsten eine offenbar an Rinderwahnsinn leidende Kuh.
    »Die hier lagen neben dem Bett«, erklärte Tang.
    Es waren Aufnahmen von den Konzerten der Tour Bad Dogs and Bullets: Searle im Zentrum der Bühne, die Gitarre in den Händen. In der ersten Reihe, gegen die Absperrung zwischen Zuschauern und Bühne gedrückt, das deutlich sichtbare, angestrengte Gesicht von Petty.
    »Seattle und Tucson«, setzte Tang hinzu. »Sie ist ihm gefolgt.«
    »Ace Chennault hat einen Vorfall bei dem Konzert in Tucson erwähnt.«
    »Petty hatte ein bisschen Geld von einer Abfindung nach einem Arbeitsunfall. Anscheinend hat sie sich damit als Searles Groupie und Stalkerin über Wasser gehalten.«
    »Hat er sie gekannt? Sie getroffen?«, fragte Jo.
    »Das muss erst ermittelt werden. Wir haben noch nicht mal angefangen, ihre Computer- und Telefondaten auszuwerten.«
    »War sie bei dem Konzert, als Tasia gestorben ist?«
    »Auf ihrem Schreibtisch haben wir eine Eintrittskarte gefunden. Also ja.« Tang lehnte sich zurück. »Aber das beweist noch gar nichts.«
    »Nein. Ich halte es in der Tat für unplausibel, dass Noel Michael Petty Tasia erschossen hat.«

    Tang schob Jo ein Foto hin. Tasia, das Gesicht überklebt vom Kopf einer Guernsey-Färse mit verdrehten Augen.
    »Sie hat Tasia gehasst«, räumte Jo ein. »Aber wenn deine Kollegen keine Beweise finden, dass sie kurz vor Tasias Tod bis auf Kussnähe an sie herangekommen ist, glaube ich es einfach nicht. Hass heißt nicht automatisch Handeln.«
    »Nein, aber er ist ein Motiv.«
    »Klar, Petty war besessen von Lecroix. Vielleicht war sie in dem Wahn befangen, dass sie eine Beziehung mit ihm hatte. Zumindest war sie höchstwahrscheinlich davon überzeugt, dass ihre ›Liebe‹ ihr das Recht gab, Anspruch auf ihn als ihren Seelenfreund zu erheben. Aber als Tasias Mörderin kann ich sie mir einfach nicht vorstellen.«
    »Warum nicht?« Tang schaute sie an.
    »Tasias Tod war ganz anders.« Die Erinnerung drohte sie zu überwältigen. »Petty ist direkt mit einem Messer auf Lecroix losgegangen. Du weißt genau, dass so was viel intimer ist als eine Schusswaffenattacke. Mit einer List hat sie sich Zugang zu seiner Suite verschafft, doch nachdem er geöffnet hatte, hat sie ihn offen und frontal angegriffen. Sie hatte Blickkontakt mit ihm, als sie ihm die Stichverletzungen zugefügt hat.«
    Tang blieb stumm.
    »Tasias Tod dagegen ist unklar. Deswegen hast du mich ja hinzugezogen. Wenn es eine eindeutige Tat gewesen wäre, wäre Petty dabei beobachtet und noch im Stadion verhaftet worden. Aber falls

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