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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Entdeckungen diese Intelligenzen
auch gemacht haben mochten, Funk und Raumfahrt zählten
offenbar nicht dazu. Die Sterne gehörten uns allein.
    Ich blickte auf die geschäftige, muntere, von Menschen
wimmelnde Szenerie des Landefelds hinaus, beobachtete, wie von
der nächsten Tunnelmündung ein luftdicht
abgeschlossener Laufgang auf uns zurollte. Die anderen
Besatzungsmitglieder schlossen sich mir paarweise an und
stützten sich gedankenverloren aufs Plattformgeländer.
Die gerade eben aufgebaute Laserverbindung meines Helms
summte.
    »Ziemlich öde hier«, sagte Suze.
    *
    Vom Landefeld begaben wir uns mittels Aufzug und einer
Tunnelschnellbahn zum Hauptquartier der Division in der
Walhalla-Basis, sechs Meilen vom Landefeld entfernt und eine
Meile unter dem Eis gelegen. Die Fahrt im Aufzug beschwor das
Gefühl von Schwerelosigkeit herauf; erst gegen Schluss wurde
die Kabine allmählich abgebremst. Die Tunnelbahn bewegte
sich die meiste Zeit über auf Kufen in Eiskanälen
dahin, die an der Oberfläche regelmäßig schmolzen
und wieder erstarrten. Unterwegs erkundigte Malley sich nach
Eisbeben; ich antwortete ihm, Callisto sei der stabilste der
größeren Monde. Beruhigen konnte ich ihn damit nicht.
Die neu aussehenden Krater hatten ihm den falschen Eindruck
vermittelt.
    Das Hauptquartier war ein Labyrinth aus Tunneln und
Räumen, auskleidet mit einer aufgesprühten
Isolationsmasse, die leichten Teergeruch verströmte und nach
einem System gefärbt war, das man kurz nach der
Einführung aufgrund seiner Kompliziertheit wieder aufgegeben
hatte. Wir standen vor der Innentür der Hauptschleuse,
während unsere Helme zurückscrollten. Die Luft war
kühl und roch im Vergleich zur Bordatmosphäre eher nach
Menschen und Maschinen als nach Pflanzen und Recyclinganlagen.
Die fernen Vibrationen der Luftumwälzer waren zu hören
und durch den Boden auch zu spüren.
    Vor uns erstreckte sich ein dreißig Meter langer, von
gelben Lampen hell erleuchteter Gang bis zu einer Kreuzung mit
einem blauen Gang. Dort kamen alle paar Sekunden Menschen vorbei,
alle in dem mir wohlvertrauten Gang, der als
›Mondkanter‹ bezeichnet wurde. Da man dabei abhob,
war die Decke der Gänge nirgendwo niedriger als drei
Meter.
    »Keine Wachposten?«, fragte Malley. »Kein
Empfang?«
    »Wir…« setzte Suze an, doch Malley gebot
ihr lächelnd, zu schweigen.
    »Schon gut, schon gut.«
    Die Besatzungsmitglieder passten ihre Anzüge der
niedrigen Schwerkraft an. Suze kehrte zu ihrem vorherigen Outfit
samt Rucksack zurück. Ich entschied mich für eine Hose
aus blauem Kunstleder mit Top, eine transparente Faltenbluse und
Schultertasche. Malley überraschte mich (und wahrscheinlich
auch sich selbst) mit einem mittelalterlichen Gelehrtenoutfit aus
langen Strümpfen, Kniehose, Wams und Umhang, verbrämt
mit viel schwarzem Pelz.
    Ich ging voran, bog links ab und ging weiter, bis das Blau
rot-weißen Kacheln Platz machte, blickte auf den
handschriftlichen Zettel an der Wand, wandte mich an der
nächsten Kreuzung nach rechts und ging zur Tür des erst
kürzlich eingerichteten Krisenzentrums. Hier gab es endlich
einen Wachposten, einen Mann in schwerem Panzer, bewaffnet mit
mehreren Pistolen und einem leichten Maschinengewehr. Er erkannte
mich und nickte mir zu.
    »Wir werden erwartet«, sagte ich.
    Ich klopfte und trat ein. Obwohl wir erwartet wurden, waren
die Anwesenden so beschäftigt, dass es eine Weile dauerte,
bis wir um den Tisch Platz genommen hatten, der den Vorderteil
des großen Raums einnahm. Es war ein langer Tisch, sechs
mal zwei Meter, und drum herum standen etwa zwanzig Stühle.
Dahinter befanden sich ein Bildschirm und mehrere Terminals und
dahinter ein Tank mit mittelgroßen Babbagemaschinen, deren
Klicken und Surren jede Stille ausfüllte. Etwa ein Dutzend
Personen, ziemlich gestresst wirkende Personen, arbeiteten an den
Terminals: als Angehörige des Kommandokomitees hatten sie,
von ihren Prinzipien einmal ganz abgesehen, noch nicht viel
Erfahrung mit derlei niedrigen Arbeiten. Am anderen Ende des
Raums waren Dutzende von Robotern emsig mit der Erweiterung
beschäftigt. Sie schmolzen das blanke Eis, leiteten das
Schmelzwasser ab, filterten die organischen Stoffe heraus,
wickelten Kabel und Stromleitungen ab, drückten sie hinter
der stetig vorrückenden Arbeitsfront in die frisch
geschmolzenen Kanäle und isolierten sie anschließend.
Die isolierten Leitungen froren nach

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