Die Chaosschwestern sind die Größten!
Agententraining natürlich erledigt.
»Ich würd echt gern mitkommen«, meint Kenny da, »aber heute kann ich nicht.« Das engelsgleiche Lächeln wird noch glitzernder. »Gleich kommt nämlich Sinan. Und Mama hat gesagt, er kann bis heute Abend hierbleiben. Ist das toll oder ist das toll?«
»Das ist echt vollknalltoll!«, stimme ich aus ganzem Herzen zu und meine es auch so.
Und dann marschiere ich glücklich los. Kuchen, Eis und Personen beschatten und keiner, der mich dabei stören könnte. Dazu heute Abend noch ein bisschen Gespensterjagd. Ferien sind doch einfach klasse!
Trabajar como un burro – Arbeiten wie ein Esel; Estás bien? – Geht’s dir gut?; Voy tirando – Es geht so lala; No hay rosa sin espinas – Es gibt keine Rose ohne Dornen.
Also eins ist mal totalmente claro: Wenn Dodo und ich nicht so starke Persönlichkeiten wären, wären wir im Leben schon hundertmal zusammengebrochen!
M eine Nerven! Das war vielleicht eine Aktion! Aber jetzt sind alle Zimmer sauber, mit Seife und Klopapier bestückt und alle Betten frisch bezogen.
Sogar Andrea hat uns gelobt: »Fürs erste Mal habt ihr das sehr ordentlich gemacht!«
Tja, es soll uns schließlich keiner nachsagen, Dodo und ich könnten nicht muy hart arbeiten.
Und jetzt sitzen wir hier im Speisesaal und sollen den alten Leutchen beim Schlabbern ihrer weich gekochten Gemüseteller zusehen. Und wenn ich schlabbern sage, dann meine ich das auch. Obwohl Andrea natürlich essen und auch nicht zusehen , sondern zur Hand gehen gesagt hat. Aber wie – por favor – sollen wir das denn bitte anstellen? Ich kann ja schlecht der süßen und völlig verrunzelten Dame mir gegenüber die Gabel aus der Hand reißen, mit der sie schon seit zehn Minuten verzweifelt versucht, den Fleischklops in dem Gemüseberg aufzuspießen. Da müsste ich mich ja quer über den Tisch beziehungsweise den Teller meines Nachbarn lehnen. Und dem armen Mann in seinen Brokkoli zu platschen, ist bestimmt auch nicht allzu höflich.
Madre mía , manche dieser Ladys and Gentlemen scheinen ihre guten Manieren über die Jahrzehnte aber völlig vergessen zu haben! An den meisten Tischen kleckert reichlich was daneben, zum Glück vor allem auf die – immerhin sehr großzügig geschnittenen – Stoffservietten. Allerdings hat Andrea auch erwähnt, dass es noch einen zweiten Speisesaal gibt, wo die Damen und Herren sitzen, die noch nicht ganz so betagt sind und deshalb keine Hilfe brauchen. Die dritte Gruppe sind dann diejenigen Pensionäre, die es zu den Mahlzeiten nicht mal mehr runter ins Erdgeschoss schaffen. Die werden in ihren Zimmern betreut.
Oje, das ist bestimmt ziemlich einsam. Ich glaube, ich würde irre werden, wenn ich den ganzen Tag niemanden außer dieser Andrea oder dem restlichen Pflegepersonal zu sehen kriegen würde. Mit wem reden die Leute denn?
»Mit dem Fernseher«, wisperte Dodo vorhin zurück, als ich ihr meine Gedanken leise mitteilte.
Ich nickte. Schon claro . Aber wie traurig ist das denn bitte?
Deswegen bemühe ich mich jetzt umso mehr, ein bisschen Schwung und gute Laune an unseren Tisch zu bringen. Das haben die ja wohl verdient!
»Das Gemüse ist lecker, oder?«, werfe ich mal mit meinem üblichen unwiderstehlichen Lächeln in die Runde.
Der kleckernde Herr neben mir bedenkt mich mit einem äußerst missbilligenden Blick. Was ist denn los? Der sieht mich ja an, als hätte ich ihn persönlich bedroht! Hat der Angst, ich klaue ihm sein Essen?
Die anderen fünf am Tisch sehen mich aber auch nicht sehr viel freundlicher an. Im besten Falle könnte man die Blicke als verständnislos bezeichnen. Die Runzel-Dame mir gegenüber – die übrigens unglaublich langes Haar hat, das sie kunstvoll hochgesteckt trägt – gibt es jetzt auf, ihren Klops zu bearbeiten. Sie lässt die Gabel sinken, guckt noch einmal sehr nachdenklich und fragt mich dann: »Was bitte haben Sie gesagt, Fräulein … Fräulein?«
»Ich heiße Tessa-Tiara Martini«, wiederhole ich, obwohl Andrea mich beim Kommen schon vorgestellt hat. Zur Sicherheit fahre ich meine Stimme ein paar Lautstärken rauf.
Die Dame guckt nun fast verstört.
»Mein Name«, brülle ich zu ihr rüber. » TESSA-TIARA IST MEIN NAME !«
»Ah«, lächelt sie und macht eine entschuldigende Geste zu ihren Ohren hin. (An denen übrigens ausgesprochen geschmackvolle Ohrringe baumeln. Sehr apart. Wo sie die wohl gekauft hat?) »Ich kann Sie nicht verstehen, mein Kind. Es ist so viel Krach hier im Speisesaal.«
Ich
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