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Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Sterne des Nachthimmels funkelten. Sie hatten das Ziel ihrer Suche erreicht. Kai starrte fasziniert zu einer tiefschwarzen Wolke, die vor ihnen durch die Lüfte trieb. Auf ihr thronte eine nachtschwarze Festung, die mit ihren hoch aufragenden Türmen, Plattformen und Säulen so kalt und unnahbar wirkte, wie der ferne Sternenhimmel. Und doch ging von ihr eine unheimliche Schönheit aus, die Kai zugleich anzog und abschreckte. An den Himmelstürmen waren sogar Fenster zu erkennen, hinter denen klein und unscheinbar schwarz-rotes Licht flackerte. Die luftige Konstruktion erschien Kai fast so unwirklich, wie die Traumgespinste auf dem Feuerberg. Wie war es nur möglich, ein solches Bauwerk zu errichten?
    Dystariel schnaubte und beschrieb in der Luft eine jähe Drehung, um wieder in eine Wolke einzutauchen. Kai entglitt bei der heftigen Bewegung der Wolkenkompass und er fühlte, wie sein Magen rebellierte.
    »Ich hab den Kompass verloren«, krächzte er.
    »Unwichtig«, röhrte Dystariel und folgte einem ausgefransten Wolkenarm, dessen Nebelfetzen weit hinauf bis über den Wolkenpalast reichten. Als die feuchten Schleier kaum noch die Kraft besaßen, einen Vogel zu verbergen, schoss die Gargyle im Sturzflug auf die Festung nieder. Die Wolkenfeste raste auf sie zu, wie ein übergroßer schwarzer Diamant, den ein Riese an den Himmel geworfen hatte. Je näher sie dem gespenstischen Bauwerk kamen, desto mehr Einzelheiten wurden deutlich. Und immer offensichtlicher wurde, dass die unheimliche Ästhetik, die dem Bauwerk aus der Ferne zu eigen war, einem näheren Blick nicht standhielt. Die spitzen Türme sahen nun wie die Reißzähne eines gewaltigen Ungeheuers aus, zwischen denen lichtlose Innenhöfe und bodenlose Schächte klafften. Die Treppen und Erker erwiesen sich als willkürliche Konstruktionen, die an den Gebäudefronten wie schwarze Blutegel klebten. Die Bogengänge waren von klaustrophobischer Enge und die Säulen, die zwischen all diesen architektonischen Ungeheuerlichkeiten aufragten, erinnerten an Pfähle, die ein Wahnsinniger in ein schwarzes Herz gerammt hatte.
    Doch irgendwie kam Kai die Festung auch vertraut vor. Hatte Morgoya über den Wolken ein Gegenbild zum Sonnenrat mit seinen verspielten Bauten, hoch aufstrebenden Pfeilern und lichten Arkaden erschaffen wollen? Herausgekommen war eine grässliche Parodie, über die sich hin und wieder gnädig Nebelschleier legten. War das Absicht, oder hatte Morgoya bis heute nicht ihre Ablehnung verwinden können, die ihr damals beim Sonnenrat zuteil geworden war?
    Dystariel setzte hart auf einem Balkon am Rand einer der Türme auf, der von einer bizarr gezackten Balustrade umgeben war. Lauernd spähte sie in den Nebel, der über die Festung trieb. Kai hielt sich wieder zum Zaubern bereit. Doch abgesehen vom Pfeifen und Heulen des Windes, der sich an den Kanten des Wolkenschlosses brach, war jenseits der Zinnen nur ein gelegentliches Grollen zu hören. Ohne Zweifel entstammte es der unheimlichen Gewitterwolke, die die Festung trug.
    Was war das überhaupt für ein Gestein, aus dem die Festung bestand? Kai ging in die Hocke und berührte den Untergrund. Er war feucht und glatt. Ebenso wie die steil vor ihnen aufragende Turmwand handelte es sich um ein fugenloses, nacht schwarzes Material, in dem es silbern glitzerte. Wenn tatsächlich Mondsilber die Hauptkomponente dieser Substanz war, dann musste Morgoya das seltene, magische Metall hier oben quaderweise verbaut haben. Ungläubig schüttelte Kai den Kopf. Endlich kam auch Olitrax herangeflogen. Mit unruhigem Blick beäugte er die Festung. Dystariel huschte auf eine seltsam schiefe Pforte in der Turmwand zu. Sie bestand aus der gleichen silbrigen, nachtschwarzen Substanz, wie der Rest der Festung. Da die Tür über keine Klinke verfügte, nahm die Gargyle Anlauf, doch Kai hielt sie zurück. »Warte!«, flüsterte Kai. »Quiiiitsss?«
    Der Poltergeist materialisierte sich gleich einem Nebelstreif. »Junger Herr?« »Sieh nach, ob hinter der Tür Gefahr droht.«
    Quiiiitsss glitt auf das Portal zu und prallte gegen ein festes Hindernis. Weit unter ihnen in der Gewitterwolke rumorte es.
    »Äh, es geht nicht, mein junger Herr«, raunte der Geist ehrlich überrascht. »In dieser Wand ist etwas, was mich zurückwirft.«
    »Das Mondsilber?«, wollte Kai wissen.
    »Ja, vielleicht«, raunte Quiiiitsss zögernd. »Aber da war noch etwas anderes.« »Wir machen es auf meine Weise«, fauchte die Gargyle und breitete ihre Schwingen

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