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Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Titel: Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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befreien konnte. Zu viele Bilder waren es, als dass er sie fassen und begreifen konnte, aber er erkannte sich selbst in den Augen des Teufelssohns: ein Geschöpf mit weißen Schwingen und Augen aus reinem Gold, die Hand gelassen auf sein Schwert gelegt. Er sah einen Engel des Lichts.
    Ein Lächeln glitt über das Gesicht des Jungen, es war, als hätte er ein Wunder gesehen, und Pherodos erwiderte die Geste. Er hörte nicht die Stimmen der anderen, die in ihm nicht mehr erkannten als eine Gestalt aus Nebel, zu laut wurde das Flüstern, das ihn nun drängender zu sich rief – doch er sah den Jungen an, der dieses Licht von Anfang an in ihm gespürt hatte, dieses Licht, das so viel mehr war als der goldene Glanz jenes Volkes, das er verlassen hatte.
    Dankbarkeit , raunte er, und seine Stimme klang nicht mehr nach Feuer, sondern nach Licht und weichem Regen, als sie in den Gedanken des Jungen aufging. Das war es, was du in meinen Augen gesehen hast. Du hast den Krieger des Feuers zum Licht zurückgeführt. Vergiss das … niemals.
    Er sah den Jungen den Kopf neigen und tat es ihm schweigend nach. Dann setzte er die Fäuste in Flammen, er fühlte das Höllenfeuer darin, und als er die Augen schloss und sich dem Flüstern hingab, das ihn auf den Rücken eines mächtigen Pferdes hob und ihn weit, weit forttrug, da ging er auf in dem Licht seiner Ahnen mit einer festen Gewissheit: Nando, Teufelssohn und Mensch und Engel, würde seinen Weg gehen, und er würde der Finsternis begegnen in dem Bewusstsein, dass es ein Engel der Hölle war, der ihn gerettet hatte.

44
    Der Rauch des erlöschenden Tarnfeuers zog in dichten Schwaden durch den Wald. Geisterhaft formten sich Schemen aus dem Dunst, zerbrechende Erinnerungen jenes Engels, der diesen Zauber mit der Kraft der Hölle gewirkt hatte und dessen Kern doch nie etwas anderes gewesen war als das rätselhafte Gold seines Volkes.
    Nando stand schweigend am Rand des Ackers und ließ den Nebel um seine Finger streichen, als könnte er so die Bilder verstehen, die sich unter seiner Berührung auflösten wie ein Traum. Bhalvris lag schwer und kalt in seiner Hand, erloschen wie die Ruine Aeresons, die sich nun wieder pechschwarz hinter ihm erhob, und für einen Moment spielte er mit dem Gedanken, sich einfach hinzulegen und zu schlafen, bis die Erschöpfung aus seinen Gliedern gewichen war. Immer wieder sah er die Fratzen von Ligur, Raar und Kymbra vor sich, und er dachte an Pherodos – regungslos und geflutet von einem Licht, das er lange vergessen und nun wiedergefunden hatte. Nando lächelte. Etwas Kindliches hatte in den Augen des Engels gestanden, ein unberührtes Staunen, als hätte er eine Truhe voller Fragen gesehen, die alle ein Abenteuer und ein Rätsel waren. Ob Pherodos, Krieger des Feuers, seine Antworten finden würde – dort, wo auch immer er jetzt war?
    Zischend verglühten weitere Flammen des Tarnzaubers ganz in der Nähe, und als Nando die Stimmen seiner Gefährten hinter sich hörte, wandte er sich zu ihnen um. Avartos und Noemi standen mit Kaya und den Mönchen um das Feuer herum, das Carmenya auf der Asche des Feldes entfacht hatte. Sie saß auf den Knien und fuhr immer wieder mit beiden Händen durch die Flammen. Waren ihre Bewegungen noch vor wenigen Augenblicken sanft und vorsichtig gewesen, wurden sie nun fordernd und ließen Funken in der Glut aufsprühen. Nando trat näher ans Feuer, halb geschoben von den erlöschenden Flammen hinter ihm, halb gezogen von Avartos’ Blick. Bereits seit einer Weile hatte der Engel immer wieder angespannt zu ihm herübergeschaut.
    »Der Zauber fällt«, sagte er nun, als Nando den Feuerschein auf seiner Haut fühlte. Leise wispernd glitten die Funken über die Schnitte in seinem Fleisch und legten sich lindernd auf die brennenden Kratzspuren in seiner Wange. »Sobald die letzten Flammen erloschen sind, werden die Engel herausfinden, dass die Mächte der Hölle an diesem Ort wüteten. Und dann … «
    »… sind wir nicht länger vor deinem Volk geschützt.« Nando nickte unmerklich. Er spürte selbst, wie die dünne Haut, die sie bisher vor den Engeln verborgen hatte, zerriss.
    Avartos warf einen Blick auf Carmenyas Feuer. »Wir sollten keine Zeit mehr verlieren. Unsere Wege in den Brak’ Az’ghur sind gefährlich, und nicht allein die Engel werden uns folgen. Die Pfade nach Or’lok sind lang in diesen Nächten.«
    Mit finsterer Miene dachte Nando an Or’lok, die Stadt der Dämonen, in der Drengur auf sie wartete, um

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