Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
paar Schritten abstürzen, würde er genau zwischen den Goblins landen und wäre verloren.
Kordal war völlig erschöpft. Er würde keine fünf Atemzüge mehr in diesem ungleichen Kampf bestehen können. Eigentlich hätte er gleich zu Beginn die Waffen niederlegen und das Unvermeidliche erwarten können, doch sein unbeugsamer Selbsterhaltungstrieb hatte ihn dazu gebracht, seine Gegner so lange wie möglich zu bekämpfen.
Nun war er an einem Punkt seines Bewusstseins angelangt, den er noch niemals zuvor erreicht hatte. Dem Punkt völliger Taubheit. Er spürte seinen eigenen Körper nicht mehr, spürte die Schmerzen der Schläge gegen seine Gelenke nicht mehr. Die Anstrengung des Kampfes war wie weggeblasen. Er war so erschöpft und außer Atem, dass ihm schon fast Schwarz vor Augen wurde und das Kreischen der Waffen und die Schreie der sterbenden Goblins kaum noch bis an seine Ohren drangen.
Kordal war völlig im Einklang mit sich selbst und hatte Frieden mit sich geschlossen. Er hatte gehört, dass dieser Zustand kurz vor dem Ende eintrete.
Nichts bekümmerte ihn mehr. Er wollte nur noch so viel Schaden wie möglich unter seinen Gegnern anrichten und nicht einfach so von ihnen niedergemetzelt werden.
Kordal schlug die Waffe eines Goblins beiseite, und statt sich sofort einem neuen Angreifer zu stellen, sprang er auf das Monster zu.
Der Goblin quiekte überrascht auf, doch es war schon zu spät.
Kordal war zwar erschöpft und langsam, dennoch war selbst jetzt kein Goblin dem stolzen Krieger gewachsen.
Sein Schwert stieß der hässlichen Kreatur durch die Kehle, und sein Schild blockte im selben Moment einen seitlich heranschnellenden Säbel.
Kordal wusste, dass seine rechte Seite nun ungeschützt war, doch er hatte keine andere Wahl.
Wie erwartet fuhr ihm einen Wimpernschlag später ein kurzer Speer in die Seite, und der Krieger spürte den Biss des kalten Metalls in seinem Fleisch, spürte das warme Blut, das sich augenblicklich aus der Wunde ergoss, doch er ignorierte es.
Es gab nun kein Zurück mehr.
Kordal drehte sich dem Goblin zu, der ihn verletzt hatte, und trieb ihm mit einem wuchtigen Schlag das Schwert tief in die rechte Schulter.
Da die Waffe sich nicht sofort wieder aus dem zusammensackenden Goblin löste, ließ er sie los und ergriff den Kurzspeer, der in seiner Hüfte steckte.
Kordal riss die Waffe aus seinem Körper und wirbelte sie mehrmals umher, bis die Spitze dem nächsten Angreifer entgegenblickte und er das Ende des Schaftes unter seine Schulter geklemmt hatte.
Er wunderte sich, warum er noch nicht tot war. Die Goblins hatten genügend Möglichkeiten gehabt, und er hatte seinen Rücken während seines Ausfalls völlig ungeschützt gelassen.
Da das Monster vor ihm nicht angriff, sondern nervös von einem Fuß auf den anderen trat, wagte der Krieger einen kurzen Blick über die Schulter.
Hinter ihm stand ein Goblin mit erhobenem Säbel, bereit, den letzten Hieb zu führen, doch etwas stimmte nicht. Kordal brauchte einige Augenblicke, bis ihm die Schwertspitze auffiel, die aus der Brust des kleinen Monsters ragte.
Der Goblin japste kläglich und fiel schließlich in sich zusammen.
Im selben Moment sprang Lantuk mit wildem Geschrei vom Dach und krachte mitten in die überraschten Goblins, die sich plötzlich zwei dieser schrecklichen Krieger gegenübersahen und innerhalb weniger Sekunden selbst drei weitere Opfer zu beklagen hatten.
Der folgende Kampf war kurz und blutig. Lantuk nutzte sein Überraschungsmoment und durchbohrte einen der Goblins mit seinem Speer. Während das Monster tot zu Boden ging, nahm Lantuk der Kreatur den schartigen Säbel ab und schickte einen weiteren Gegner zu seinen dunklen Göttern.
Kordal war ebenfalls nicht untätig. Durch die unerwartete Hilfe beflügelt zögerte er nicht lange und warf einem Goblin den Kurzspeer mitten ins Gesicht. Noch bevor der letzte Goblin Zeit zum Reagieren hatte, hatten Kordal und Lantuk ihre Schwerter aus den Leichen der anderen Monster befreit und standen ihm mit einem grimmigen Lächeln auf den Lippen gegenüber.
Der Goblin versuchte nicht einmal davonzurennen. Er schlug die Arme über dem Kopf zusammen und kauerte sich an eine Hauswand, wo er sich seinem Schicksal fügte.
In dem Moment, als Kordal ihm das Schwert in die Brust stieß, überwältigten auch die übrigen Soldaten ihren letzten Gegner, und der Kampf auf der Straße endete ebenso abrupt, wie er begonnen hatte.
»Danke«, keuchte Kordal und fiel kraftlos zu
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