Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
Sicherheit schon bald an den nördlichen Ausläufern der Todfelsen angelangt, und dieser Magier wird ihm womöglich helfen. Tharador, das Schiff, um das Ihr gebeten habt, liegt bereit im Hafen, um mit der nächsten Flut auszulaufen. Es wird Euch alle so schnell als möglich nach Surdan bringen. Mögen Euch die Götter beistehen, denn nur sie allein wissen, was Ihr dort auszurichten vermögt. Und nun geht«, schloss er mit ernster Miene.
Als alle den Saal verlassen hatten, legten sich schwere Sorgenfalten auf die Stirn des Königs. Es standen ihnen allen noch schlimme Zeiten bevor, und alle Hoffnungen ruhten allein auf diesem jungen Mann.
Doch er hatte es gespürt. Die Macht des Paladins. Sie umgab ihn wie eine Aura. Etwas war mit ihm in diesem letzten Kampf geschehen.
Die Zeit würde es zeigen müssen.
* * *
Cordovan ging auf sein Zimmer. Der Raum war klein, es standen nur ein Bett und ein Waschtisch darin, das spärliche Licht kam von einem kleinen Fenster.
Der Kommandant ging zum Waschtisch mit einem Krug und einer Schüssel darauf und goss die Schüssel voll mit Wasser. Er zog sich die Reste seines blutgetränkten Hemdes aus und strich sich mit der Hand über die Brust.
Da war sie! Die Narbe. Das Zeichen seines Verrats und seiner Schwäche. Der Schmerz des Fleisches würde nachlassen, jedoch niemals die Pein seiner Seele, die ihn bis ans Ende seines Lebens an sein Versagen erinnern würde. Er hatte seinen König verraten und seinen verletzten Stolz zu einer Gefahr für andere werden lassen.
Cordovan schämte sich. Tharador hatte ihm bereitwillig geholfen, selbstlos wie seine Freunde.
Er hatte sich täuschen und durch Selbstmitleid und Neid zu diesem schweren Fehler hinreißen lassen, welcher dem Paladin beinahe das Leben gekostet hätte.
Tharador hatte ihn im Übungskampf gedemütigt, doch Dergeron hatte ihn viel tiefer und schwerwiegender getroffen. Durch ihn hatte er Loyalität und Ehre vergessen und sich auf dieselbe Ebene wie dieser Schuft ziehen lassen.
Cordovan würde nun beweisen müssen, dass er beides noch besaß. Nicht allein dem König, vielmehr sich selbst.
Tharador hätte ihn verbluten lassen sollen, um ihn so für seinen Verrat zu bestrafen. Doch der Paladin und seine Freunde hatten sein nichtsnutziges Leben verschont und ein so kostbares Gut wie diesen Heiltrank verschwendet, um einen ehrlosen Mann wie ihn zu retten.
Sie hatten ihm ein neues Leben geschenkt, erkannte der Krieger, eine neue Chance, sich zu beweisen. Ein mattes Lächeln huschte über seine Gesichtszüge. Er gelobte, sich dieses Geschenks als würdig zu erweisen.
* * *
Sie hatten ihre wenigen Sachen schnell gepackt. Tharador und die anderen waren kurz nach ihrem Gespräch mit König Jorgan bereits unterwegs zum Hafen.
In wenigen Tagen würden sie Surdan erreichen.
»Was machen wir, wenn wir Surdan erreicht haben?«, fragte Calissa plötzlich.
Die Frage traf Tharador, Faeron und Khalldeg völlig unvorbereitet.
»Ich meine, was habt ihr dann vor?«, wollte die Diebin weiter wissen.
»Ich will Xandor töten«, sagte Tharador fest entschlossen.
»Gut. Und wie?«
Tharador schaute sie mit großen Augen an, als ob seine Antwort nicht bereits alles erklärt hätte.
»Das wird sich zu gegebener Zeit zeigen«, entschied Faeron.
»Genau, lasst uns erst einmal ankommen«, brummte Khalldeg vor sich hin. »Ich kann Schiffe nicht ausstehen. Ich hoffe, wir sind nicht zu lange auf See.«
* * *
»Was?!« Crezik war außer sich vor Wut.
»Ja, Großer Goblin«, stotterte einer der Späher. »Sie wussten, dass wir kommen.«
»Die haben mit Fackeln nach mir geworfen«, stimmte das Brandopfer mit ein.
Crezik legte die fliehende Stirn in viele kleine Falten. Die Menschlinge wussten also bereits, dass sie hier waren. Das bedeutete, das Überraschungsmoment war verloren und die Goblins konnten nicht mehr darauf hoffen, die Stadt schnell zu überrennen.
Vermutlich würde es zu einem längeren Belagerungsgefecht kommen. Crezik hatte noch nie etwas belagert. Eigentlich hatte er auch noch nie so viele Goblins angeführt. Hoffentlich merkten die anderen nicht, dass er im Moment ziemlich ratlos war.
Aber der Goblin war viel zu erpicht darauf, endlich wieder Blut zu vergießen, also setzte er ein zufriedenes Grinsen auf und verkündete stolz: »Wir werden sie im Morgengrauen angreifen!«
Die Menge grölte vor Begeisterung.
Es gab nichts, was eine Goblinhorde mehr liebte als das Kämpfen. Allein waren sie schwach und feige, doch in
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