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Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Titel: Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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in der Hand hielt. Auch Cedrych schien zu begreifen, dass etwas nicht stimmte. Er kniff die Augen zusammen, trat einen Schritt vor und legte eine Hand auf den Griff seines Werfers. »Achtung!«, rief einer der Gardisten, die mit Baram gekommen waren, und zeigte aus dem Fenster.
    Melyor drehte sich in die Richtung, in die der Mann gezeigt hatte, und suchte den Himmel nach Orris' Falken ab. Zuerst konnte sie nichts sehen, aber dann entdeckte sie Anizir. Sie flog direkt auf das Fenster zu, die dunklen Flügel ausgebreitet, den Schnabel geöffnet, als würde sie schreien.
    Melyor fuhr wieder zu Orris herum. »Mach schon!«, rief sie. »Bring ihn um!«
    Der Zauberer hatte die Augen geschlossen, und helles Licht erfüllte das Zimmer.
    Melyor hörte einen unartikulierten Schrei, der von Cedrych kam, und sie drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen, wie der Oberlord, dessen Hemd in Flammen stand, den Stab mit aller Kraft schwang und ihn zusammen mit dem leuchtenden bernsteinfarbenen Kristall auf das Fenster zu schleuderte. Magisches Feuer brach aus dem Stein, als er das Glas traf, und ließ das Fenster in tausend kleine Scherben zerbrechen. Aber dann schlug der Blitz harmlos in die Wand und ließ nur einen riesigen schwarzen Fleck zurück. Cedrych warf sich sofort zu Boden, rollte sich herum und löschte damit die Flammen, die begonnen hatten, sein Hemd zu verzehren.
    Und Orris' Stab verschwand aus ihrem Blickfeld und stürzte sechzig Stockwerke tief auf die Straße vor dem Haus.
    Als Cedrych wieder auf die Beine kam, hatte er die Waffe in der Hand. Er atmete schwer, und Orris konnte sehen, dass sein rechter Arm vom Handgelenk bis zum Ellbogen mit Blasen und verbrannter Haut überzogen war. Aber er war immer noch sehr lebendig, und in seinem eisblauen Auge stand kaum gezügelte Wut.
    »Du hast dir gerade einen sehr schmerzhaften Tod verdient, Magier!«, sagte der Oberlord und richtete die Waffe auf Orris' Brust. Dann nickte er zu Melyor und Dob hin. »Und du hast dafür gesorgt, dass deine Freunde dein Schicksal teilen werden!«
    Orris reagierte nicht. Stattdessen zeigte er Anizir, die vor dem Fenster flatterte, ein Bild.
    »Als Erstes jedoch«, fuhr Cedrych fort, »werde ich diesen Falken da töten.«
    Der einäugige Mann wandte sich dem Fenster zu, aber inzwischen hatte Anizir die Flügel angelegt und stürzte mit Schwindel erregendem Tempo auf ihn zu, die Krallen ausgestreckt. Cedrych riss den unverletzten Arm hoch, um den Angriff abzuwehren, und hatte zum Teil Erfolg. Eine Vogelkralle zerfetzte nur seinen Hemdsärmel. Die andere jedoch fand ihr Ziel und hinterließ drei parallele Wunden auf dem Schädel des Oberlords, die sofort anfingen, heftig zu bluten. Der Oberlord fluchte, fuhr herum und schoss auf den Vogel. Er verfehlte Anizir nur knapp. Orris wollte sich auf ihn stürzen und verhindern, dass er noch einmal schoss, aber jemand packte ihn von hinten, warf ihn zu Boden und fiel schwer auf ihn. Der Magier versuchte sich wegzurollen, aber sein Angreifer - zweifellos einer der Gardisten, die Baram eskortiert hatten - drückte ihn auf den Boden. Orris spürte, wie ihm der Mann das Knie in die Nierengegend drückte und sich kräftige Hände um seinen Hals schlossen. Er versuchte, nach hinten zu greifen, aber er konnte nur die sehnigen Unterarme des Angreifers erreichen, die er nicht von der Stelle bewegen konnte. Die Finger des Gardisten drückten sich in seinen Kehlkopf.
    Er konnte hören, dass Cedrych abermals schoss, und aus den Bildern, die Anizir ihm sandte, wusste Orris, dass sein Falke den Oberlord in Atem hielt. Er konnte auch Melyor und Dob hören, die mit Cedrychs anderem Gardisten kämpften, und Orris nahm an, dass es der ältere und kleinere der beiden Männer war, der ihn angegriffen hatte. Das war allerdings nur ein geringer Trost, wenn man bedachte, was der Mann gerade mit ihm tat.
    Er hatte nur eine Chance. Er spürte, dass Anizir müde wurde, und das war nicht überraschend; sie hatte einen weiten Weg hinter sich. Ihre Schreie wurden immer drängender, und er spürte ihre wachsende Verzweiflung. Ohne seinen Ceryll konnten sie zusammen nicht viel erreichen, also wäre es besser, wenn Anizir floh, bevor einer der Blitze aus Cedrychs Waffe sie traf. Aber zuvor gab es noch etwas, was sie gemeinsam tun konnten.
    Orris wurde selbst immer verzweifelter. Seine Lunge brannte, und der Gardist war kurz davor, seine Luftröhre zu zerquetschen. Er schloss die Augen, stellte sich ein Bild vor und tastete im

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