Die Clans des Alpha-Mondes: Roman
einige in seiner Umgebung befindliche Alphaner – haben sich eine Philosophie zurechtgezimmert, in der Sie, Mr. Rittersdorf, die Hauptrolle einer gegen sie gerichteten Verschwörung spielen.« Der Schimmelschleim verstummte kurz, dann dachte er weiter: »Sie haben ein Boot klargemacht.«
»Warum?« fragte Chuck und spürte, wie sein Herzschlag schneller wurde.
»Aufnahmen, die während der von der Leuchtrakete erzeugten Helligkeit gemacht wurden, haben Ihre Anwesenheit enthüllt. Das Boot wird landen; man wird Sie ergreifen; daran geht nichts vorbei.«
Chuck rappelte sich auf und sagte zu Annette Golding: »Ich haue ab. Bleiben Sie hier.« Er fing an zu rennen, weg von der Szenerie, ohne ein festes Ziel. Er lief, so gut es eben ging, über den unebenen Boden. Hentmans Schiff war inzwischen gelandet, und als er weiterrannte, erblickte er ein seltsames Phänomen. Rote Laserstrahlen leuchteten in Form matter Streifen in der Nähe des abgestellten Schiffes auf. Irgend jemand – oder irgendeine Gruppe – hatte das Schiff unter Beschuß genommen, sobald die Luke geöffnet worden war.
Wer? fragte er sich. Natürlich Mary. Einer der einheimischen Mond-Clans? Vielleicht ein Voraustrupp der Manis… Aber hatten sie nicht alle Hände voll zu tun, um Terra abzuwehren und den unbekannten Abwehrschirm über Da Vinci Heights aufrechtzuerhalten? Außerdem verwendeten die Manis andere Waffen als altmodische Laserstrahlen. Es sah eher nach dem CIA aus.
Mageboom, dachte er. Das Simulacrum hatte Instruktionen erhalten, Hentmans Schiff in einen Kampf zu verwickeln. Und da er eine Maschine war, gehorchte er seinen Befehlen.
Die Manis, dachte er, kämpfen gegen Terra. Mageboom, der den CIA vertritt, ist damit beschäftigt, es Hentman zu geben. Meine ExFrau Mary bekämpft mich. Hentman ist mein Feind. Wenn man es rein logisch sieht, was folgt dann daraus? Es muß doch möglich sein, anhand dieser barocken Aufeinanderfolge eine rationale Gleichung aufzustellen. Bestimmt kann man sie vereinfachen. Wenn die Manis gegen Terra kämpfen und Hent man Terra ebenfalls bekämpft, sind die Manis und Hentmans Verbündete. Hentman bekämpft mich, also bin ich sein Gegner – und deswegen der Verbündete Terras. Mary bekämpft mich, und ich bekämpfe Hentman, also ist Mary eine Verbündete Hentmans und Terras Feind. Allerdings führt Mary einen terranischen Voraustrupp aus netten Psychologen an, der hier gelandet ist; sie ist als Repräsentantin Terras hier angekommen. Also ist Mary logischerweise sowohl ein Gegner als auch ein Verbündeter der Erde.
Die Gleichung wollte einfach nicht aufgehen… An dieser Auseinandersetzung nahmen einfach zu viele teil, die zu viele unlogische Dinge taten, und manche waren, wie Mary, ganz allein.
Moment mal. Seine Bemühungen, eine rationale, sinngebende Gleichung aus der Situation zu machen, trugen schließlich doch noch Früchte. Als er durch die Dunkelheit trottete, bekam er plötzlich Einblick in sein privates Dilemma. Er kämpfte, um sich vor Hentman, dem Verbündeten der Alphaner und dem Feind Terras, zu schützen. Das bedeutete, daß er – nach einer rigorosen, unangefochtenen Logik – ebenfalls ein Verbündeter Terras war, ob Terra es nun erkannte oder nicht. Wenn er Mary einen Augenblick außer acht ließ – ihre Handlungen waren zweifellos nicht von der terranischen Führung abgesegnet worden –, konnte man die Lage einen Moment lang klarer sehen: Seine private Hoffnung bestand darin, ein terranisches Kriegsschiff zu erreichen, damit er in Sicherheit war. An Bord eines terranischen Schiffes würde er sicher sein – und nirgendwo anders.
Doch die Clans von Alpha III M2 bekämpften Terra, fiel ihm urplötzlich ein; die Gleichung war doch komplizierter, als er im ersten Augenblick angenommen hatte. Wenn er ein Verbündeter Terras war, war er logischerweise auch ein Gegner der Clans; ein Feind Annette Goldings, ein Feind aller hier Lebenden.
Sein Schatten eilte ihm zittrig voraus. Ein vom Himmel kommendes Licht materialisierte. Schon wieder eine Leuchtrakete? Chuck wandte sich kurz um und blieb stehen.
Und dann sah er am Himmel große Buchstaben aus Feuer; eine Botschaft, die – ausgerechnet – an seine Frau gerichtet war. Vermeiden Sie jegliches Blutvergießen, sagte die Schrift, dann wird Ihnen erlaubt, uns zu verlassen. Es war ganz klar eine Manifestation der irren Wahnsinnstaktik einheimischer Psychopathen. Wahrscheinlich erzeugte sie einer der geistig zurückgebliebenen Hebephreniker aus
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