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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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er war aufgesprungen.
    »Halt dich gefälligst von ihr fern«, zischte Felipe und verließ den Raum. Raimon folgte ihm bis auf den Gang hinaus.
    »Bist du von allen guten Geistern verlassen?«, fragte er wütend. Er sprach leise, denn Gesinde hastete den Gang entlang mit Bier, Wein und Speisen, um auch die letzten der übernächtigten Gäste und Soldaten zu versorgen.
    »Kommt hierher und spielt sich auf«, schäumte Felipe, aber nicht mehr ganz so aufgebracht.
    »Ich muss dir wohl nicht vor Augen halten, was wir den beiden zu verdanken haben. Und heute besonders. Und wie, glaubst du, hat Severin seine Verwundung abbekommen? Er hat ihr heute das Leben gerettet, ist dir das klar?«
    Felipe senkte den Blick und schwieg betroffen.
    »Und mit Ermengarda hast du dich auch noch angelegt. Du bist ein Hornochse, Felipe.«
    »Das brauchst du mir nicht zu sagen. Das weiß ich selbst«, brummte Felipe wütend. Damit ließ er Raimon stehen und ging zurück in die
aula,
denn plötzlich war ihm bewusst geworden, wie verdammt hungrig er nach seiner Kerkerhaft war.
    ***
    Als die Glocken von Sant Just wenig später zu läuten begannen, war es wie eine Erlösung für die ganze Stadt. Sämtliche Kriegshandlungen waren beendet, die Tolosaner hatten sich endlich ergeben. Man hatte ihre Pferde beschlagnahmt, sie entwaffnet und aus der Stadt geleitet, bevor eine aufgebrachte Meute sich ihrer bemächtigen konnte.
    Es hatte aufgehört zu regnen, und die Pfützen trockneten langsam. La Caularia war trotz der frühen Stunde bis auf den letzten Fußbreit gefüllt. Dicht an dicht standen die Menschen. Auf die Zinnen über dem Wassertor waren sie gestiegen, ebenso auf die Verkaufsbuden der Händler. In den Fenstern der umliegenden Häuser hingen sie, ja sogar auf die umliegenden Dächer waren Waghalsige geklettert.
    Menerbas Krieger hatten Mühe, einen Bereich vor dem Palasttor frei zu halten. Dorthin hatte man in der Eile einen vierrädrigen Fuhrwagen geschoben, der Ermengarda als Redetribüne dienen sollte. Gerüchte machten die Runde. Es hieß, der Graf selbst befände sich in Gefangenschaft. Kein Wunder, dass der ganze Platz von den Stimmen der ungeduldigen Zuschauer summte und brummte wie ein Schwarm von tausend Bienenvölkern. Alles stand bereit, auch Felipe hatte es sich nicht nehmen lassen, dem Ereignis beizuwohnen.
    Und dann kam sie. Jung, schön, mit beschwingtem Schritt. Nichts mehr zu merken von Müdigkeit oder düsterer Stimmung. Ein Aufschrei ging durch die Menge, als sie durchs Tor trat, und der donnernde Jubel wurde von den Mauern ringsum zehnfach zurückgeworfen.
    Sie strahlte, als sie sich auf den Wagen schwang. Dort stand sie wie eine Kriegsgöttin in ihrer Rüstung, das Schwert an der Seite. Als sie die Arme in die Höhe riss und ihre Hände in Siegerpose verschränkte, da wurde die Menge wild. Aller Arme reckten sich ihr entgegen, Männer brüllten, Frauen kreischten, Mütter hoben Ermengarda ihre Säuglinge entgegen, der Lärm war schier unglaublich. Zuletzt stimmten sie sogar die alten Schlachtgesänge an.
    Sie versuchte, die Menge zu beschwichtigen, hob die Hände zum Zeichen, dass sie reden wollte. Aber es dauerte, bis auch die Letzten verstummten. Fast noch ohrenbetäubender als der Lärm war nun die Stille.
    »Narbonenser«, rief sie mit klarer, heller Stimme, die bis in die entferntesten Winkel des Platzes reichte. »Mein Vater Aimeric, Gott hab ihn selig, er wäre heute stolz, denn endlich, endlich gehört die Stadt wieder uns!«
    Da tobte die Menge wieder los, noch lauter und begeisterter als zuvor, wenn das überhaupt möglich war. Ein Heer von Fäusten reckte sich in die Luft, sie schrien sich die Seele aus dem Leib, sangen und brüllten Sprechchöre. Da verstand Felipe, warum sie die Rüstung nicht abgelegt hatte. Die Menge vergötterte sie in dieser Aufmachung. Die siegreiche, die jungfräuliche Kriegerin, Liebling der Stadt, die es gewagt hatte, dem Tolosaner zu trotzen und sie alle von dem Pack zu befreien. Ermengarda grinste breit, winkte den Menschen zu und genoss den Jubel. Wieder dauerte es lange, bis sie weiterreden konnte.
    »Narbonenser«, rief sie noch einmal und wartete, bis auch der Letzte still war. »Heute will ich die ehren, die mir in schweren Tagen die Treue gehalten haben.«
    Sie war klug genug, als Erste
Vescoms
de Menerba und Bardine Saptis vortreten und von der Menge bejubeln zu lassen. Es war ein Zeichen, dass sie den Adel und die reiche Bürgerschaft hinter sich hatte. Ähnliches galt auch

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